Rege Nachfrage für Osttiroler Immobilien

Auch wenn Osttirol der Glamourfaktor von Kitzbühel und anderen Tiroler Feriendestinationen fehlen mag, die Region hat doch ihre Liebhaber.

Spektakuläre Immobilien, dafür ist Osttirol eher weniger bekannt. Das stattliche Holzhaus am Nordrand von Obertilliach ist da eine Ausnahme. Auch wenn es äußerlich etwas unscheinbar wirkt, steht es seit Wochen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Das Bauwerk ist eine Filmkulisse und soll im Rahmen der James-Bond-Dreharbeiten in die Luft gesprengt werden – demnächst wird sich 007-Darsteller Daniel Craig durch die Osttiroler Berge kämpfen, um die Welt vor Ganoven zu retten.

Normalerweise laufen Immobilientransaktionen in Osttirol wesentlich dezenter ab. Im Vergleich zu den weiter westlich gelegenen Nordtiroler Regionen ist der Bezirk Lienz zwar kein absolutes Schnäppchen mehr, aber immer noch vergleichsweise günstig. Der „Raiffeisen Immopreisatlas“ attestiert den gebrauchten Eigentumswohnungen einen Quadratmeterpreis von 1734,37 Euro, der etwa die Hälfte dessen beträgt, was man im teuren Bezirk Kitzbühel durchschnittlich ausgeben muss (3032,32 Euro). Noch drastischer sind die Unterschiede bei den Preisen für Baugrund. Der liegt in Osttirol bei durchschnittlich 176,90 Euro. In Kitzbühel beträgt er mehr als das Dreifache. Gebrauchte Einfamilienhäuser zu Preisen zwischen 250.000 und 300.000 Euro sind in den Osttiroler Tälern durchaus üblich. Allerdings finden sich auch mehr und mehr hochpreisige Wohnobjekte.

Nachbarliches Interesse

Auch wenn Osttirol der Glamourfaktor von Kitzbühel und anderen Tiroler Feriendestinationen fehlen mag, die Region hat doch ihre Liebhaber. Und die kommen seit Jahren vor allem aus dem Nachbarland. „Die Nachfrage aus Südtirol ist in den letzten Jahren zwar etwas ruhiger geworden, in der jüngeren Vergangenheit hat sie wegen der Finanzkrise in Italien aber wieder angezogen“, meint Ursula Profer-Thonhauser von Remax Immobilien in Lienz. „Es scheint so, als wollten wieder mehr Leute ihr Geld in Sicherheit bringen.“ Ein Hauptgrund für den Drang der Südtiroler nach Osttirol ist das erheblich höhere Preisniveau bei den westlichen Nachbarn, wo auch nur sehr wenig verfügbare Fläche ausgewiesen wird. Immobilienpreise wie in den Zentren von Wien oder Innsbruck sind in Südtirol auch in ländlichen Regionen nicht unüblich. Zudem sind die Bauvorschriften in Südtirol recht streng.

Sieben Prozent Zweitwohnsitze

Zwischen den beiden Ländern sind die intensiven Verbindungen nicht neu. Große Südtiroler Unternehmen wie die Durst Phototechnik AG in Lienz oder der Süßwarenhersteller Loacker bei Sillian sind seit Jahren mit Produktionsstätten in Osttirol vertreten. Im Fokus der Investoren sind nicht nur Freizeitwohnsitze, sondern auch Gewerbeimmobilien. „Es gibt auch einige Südtiroler, die sich zum Beispiel Stadthäuser in Lienz als Anlageobjekte gekauft haben“, so Profer-Thonhauser.

Besonders gefragt sind die Ferienwohnsitze. Da aber nur sieben Prozent der Haushalte als Zweitwohnsitze gewidmet werden dürfen, sind diese Immobilien in der Regel nicht lang auf dem Markt und bald verkauft. Entsprechend heben sich die Preise vom üblichen Niveau ab. In diese Nische zielt der AlpinPark Matrei. Auf dem ehemaligen Gelände eines Hotels mitten im Zentrum von Matrei entstand vor zwei Jahren eine Anlage mit sieben Häusern samt 25 Appartements, Parkanlage und Schwimmbad. Dort kostet zum Beispiel eine Wohnung mit 79 Quadratmetern knapp 300.000 Euro, was für Osttiroler Verhältnisse stolz ist. Dafür lockt die Anlage mit Zweitwohnsitzstatus, Ökobauweise und hochwertigen Materialien. „Zwei Drittel der Appartements sind verkauft, die Kunden kommen aus Deutschland, den Niederlanden, Schweden und auch aus Österreich“, erzählt Verkaufsleiter Albrecht Gabriel von der ausführenden Jäger Bau GmbH in Schruns im Montafon. In Kürze soll die zweite Bauphase mit einem Haus mit elf Appartements begonnen werden. Solche Parks sind in Osttirol noch die Ausnahme. Wie auch das Projekt außerhalb von Lienz – das Sonnendorf Oberlienz, für das ein Hotel aus den Sechzigerjahren in 16 Eigentumswohnungen umgewandelt wurde.

Alpine Seitentäler

Typisch für den Osttiroler Immobilienmarkt ist auch, dass es im Unterschied zu vielen anderen Regionen keine eindeutigen Favoritenstandorte gibt. „Die Kunden aus Südtirol bevorzugen das Hochpustertal rund um Sillian, während es die einheimischen Käufer eher nach Lienz zieht“, sagt Gaby Gugganig von S Real Immobilien in Lienz. Für den ausländischen Kunden auf der Suche nach einem Ferienwohnsitz ist Lienz selbst eher ungünstig, da die Zweitwohnsitzkontingente weitgehend erschöpft sind. „Und die Grundverkehrsbehörden kontrollieren da sehr streng“, so Gugganig. Die gefragtesten Lagen in und um Lienz sind Iselsberg, Gaimberg und Thurn am Nordrand der Stadt. Dort einen Zweitwohnsitz zu erwerben, dürfte eher schwierig werden.

Leichter und günstiger ist es da schon in den Seitentälern im Norden Osttirols. Defereggental und Virgental sind für die italienischen Käufer nicht mehr so attraktiv und eher bei deutschen Interessenten beliebt. Diese haben den Nachteil, dass ihre eigenen Banken in Deutschland ausländische Immobilien kaum finanzieren und man sich entsprechende Kredite eher noch bei den Banken vor Ort holen kann.

Was Sie beachten sollten bei... Immobilien in Osttirol

Tipp 1

Lage checken. Anders als die meisten Bezirke Tirols kämpft Lienz mit Abwanderung. Rund um die Bezirkshauptstadt ist die Siedlungsdichte hoch, in den alpinen Seitentälern hingegen nimmt die Einwohnerzahl meist ab.

Dadurch kommen öfter Immobilien (meist Einfamilienhäuser) auf den Markt. Der Anteil an Freizeitwohnsitzen im Land ist limitiert.

Tipp 2

Preise checken. Wer in Osttirol sucht, findet günstigere Freizeitwohnsitze als im Bezirk Kitzbühel. Aufschluss über Immobilien gibt unter anderem der „Raiffeisen Immoatlas“ – ein Einfamilienhaus kostet durchschnittlich 1812,56 Euro pro Quadratmeter, ein Baugrund 176,90 Euro/m2, für die Miete wird durchschnittlich 6,16 Euro/m2berechnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)

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