Wohnbautrends: Es wird deutlich bunter

Hochhaus-Feeling oder Penthouse im Park, citynaher Eigengarten oder günstige Smart-Wohnung – zielgruppenspezifische Angebote prägen den aktuellen Wiener Wohnungsmarkt.

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Eine Eigentumswohnung im 30.Stock mit Fernblick auf die City und das Wiener Umland, eine geförderte Mietwohnung im Viertel rund um den neuen Zentralbahnhof, ein Fünf-Zimmer-Penthouse an der Alten Donau, eine Wohnung in einem repräsentativen Jugendstil-Haus am Alsergrund, ein Reihenhaus im Grünen nahe beim Wienerwald – das sind nur einige Beispiele für die Vielfalt auf dem Wiener Wohnungsmarkt. Österreichs Hauptstadt wächst, und damit wird in den Wohnungsneubau investiert. Allein die Stadt initiiert und fördert jährlich mehr als 7000 Wohneinheiten. Dazu kommt noch eine erkleckliche Anzahl an frei finanzierten Projekten in der gehobenen Preisklasse.

Weiter Ausblick und hohe Decken

Die Neubauprojekte sind immer stärker auf die Wünsche spezifische Zielgruppen abgestimmt. Nicht uniforme Wohnblöcke, sondern eigenständige Bauten mit sehr spezifischen Eigenschaften prägen das Angebot. Markantes Beispiel dafür sind die beiden Wohntürme Citygate an der Wagramer Straße, die in diesen Wochen fertig werden. Mit jeweils mehr als 30 Stockwerken bieten sie Hochhaus-Feeling in der vielleicht nicht reizvollsten, aber dafür durchaus lebensfreundlichen Wohnumgebung, schließlich soll hier zu ebener Erde auch eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden.

Gerade mit dem Bau begonnen wurde bei einem anderen Projekt: einem Wohnprojekt an der Alten Donau mit 138 frei finanzierten Eigentumseinheiten. Fast mitten im Grünen und doch nicht weit von allen urbanen Einrichtungen wollen die Bauherren – Raiffeisen Evolution und ARE Development – in ökologischer Bauweise einen gehobenen Wohnkomfort realisieren. Der Wohnbau liegt inmitten einer Parkanlage, Highlights sowohl punkto Preis als auch punkto Exklusivität sind zwei repräsentative Fünf-Zimmer-Penthäuser. Im innerstädtischen Bereich tut sich ebenfalls einiges, berichtet Sandra Bauernfeind, bei Ehl-Immobilien für den Wohnbereich verantwortlich: „Im fünften und im neunten Bezirk sind interessante Projekte in Vorbereitung, auch im ersten Bezirk wird einiges gebaut“, erzählt sie. Zum einen werden stilvolle Häuser komplett renoviert und mit hohem Wohnkomfort ausgestattet. Zum anderen seien aufgrund der geringeren Nachfrage nach Büroimmobilien einige Entwickler dazu übergegangen, aus Büros Wohnungen zu machen, erzählt Bauernfeind.

Solche Projekte haben einen besonderen Reiz. Die Räume sind höher als üblicherweise im Wohnungsbau, die Grundrisse können oft flexibel gestaltet werden, und manche Bauten verfügen auch über eine Tiefgarage – ein nicht zu unterschätzendes Plus bei innerstädtischen Lagen.

Vom Stiefkind zum begehrten Grätzel

Wobei, so Bauernfeind, bei Wohnungskäufern und Mietern immer mehr die Mikrolage zählt und immer weniger die Postleitzahl: „Die Innenbezirke bleiben weiter spannend, aber in den Außenbezirken gibt es ebenfalls tolle Lagen, die zunehmend interessanter werden.“ Jenseits der Donau im 21. und 22.Bezirk, aber auch im 16. oder im 18. Bezirk finden sich eine Reihe interessanter Projekte mit hohem Wohnwert. Ein Beispiel von vielen ist ein kleines, aber feines Eigentumswohnungsprojekt in der Nähe des Kutschkermarktes mit 38 Wohnungen. Für eine gute Verkehrsanbindung sorgen U6 und die Straßenbahnlinie 42, die Marktstände erreicht man in wenigen Minuten zu Fuß. Der Ausbau der Wiener U-Bahn, aber auch städtebauliche Maßnahmen haben eine ganze Reihe früher wenig begehrter Grätzel zu durchaus reizvollen Wohngegenden werden lassen. Dazu gehört etwa der zweite Bezirk im Bereich Engerthstraße, wo durch die Wirtschaftsuniversität und U2 eine massive Aufwertung erfolgte. Raiffeisen Evolution startete hier im Herbst des Vorjahres mit dem Bau eines Hauses mit 56 Eigentumswohnungen. Eine Besonderheit des Projektes sind Eigengärten bei den Wohnungen im Erdgeschoß. Das Projekt sei durch die Nähe zum WU-Campus ideal für Anleger, meint Ernst Kovacs von Raiffeisen Evolution. Viel gebaut wird auch im geförderten Bereich. Schwerpunkte liegen in den Bezirken 10, 11, 14, 21, 22 und 23. Bei vielen Projekten finden sich sogenannte Smart-Wohnungen, die aufgrund effizienter Grundrisse und durchdachter Ausstattung besonders günstig angeboten werden können. Vielfalt kommt in diesem Bereich ebenfalls nicht zu kurz: Dafür sorgen ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Räume, Kinderspielräume, E-Bike-Ladestationen, reihenhausähnliche Maisonettes, Gemeinschaftsgärten und -terrassen, Pools, Saunas und die Möglichkeit des Generationenwohnens.

Zu einem Überangebot auf dem Wohnungsmarkt – so die Experten – wird die rege Wohnbautätigkeit allerdings nicht führen. Der Zuzug in die Bundeshauptstadt und damit die starke Nachfrage nach Wohnraum wird die nächsten Jahre anhalten.

INFO

Ganz so einfach ist es in Wien nicht, zu einer geförderten und damit auch preislich interessanten Wohnung zu kommen. Viele gemeinnützigen Bauträger vergeben Wohnungsangebote erst nach einer formellen Anmeldung – und auch das nur in beschränkter Zahl. Die Anmeldung ist aber unverbindlich und sie lohnt sich, da es in diesem Bereich meist besonders günstige Wohnungen gibt. Ein kompletter Überblick über geförderte Wohnungen bietet das Wiener Wohnservice auf www.wohnservice-wien.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2015)

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