Ein Haus in Sechshaus

Ausgebautes Dach, Balkone, zum Teil neue Wohnungen.
Ausgebautes Dach, Balkone, zum Teil neue Wohnungen.(c) Architekt Musial ZT GmbH
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Hausgeschichte. Mehr Wohnraum, mehr Licht, mehr Komfort. Ein schlichter Gründerzeitbau gewinnt durch Umbau und Sanierung wieder an Gesicht.

Ein typisches Wohnhaus in der Wiener Vorstadt, in Sechshaus, in Rudolfsheim-Fünfhaus: Ende des 19. Jahrhunderts wurde es errichtet, die Pläne stammen von 1883. Drei Geschoße hoch – mittlerweile sind es durch den Dachgeschoßausbau um eineinhalb mehr. Und auch kleiner ist das Objekt in der Stiegergasse 16 als ein klassisches gründerzeitliches Zinshaus innerhalb des Gürtels. Drinnen erschließt eine Wendeltreppe die Etagen – erst im Zuge der aktuellen Sanierung (durch Wohninvest gemeinsam mit dem Architekten Thomas Musial) wird an der Rückseite ein Liftschacht angebaut. Nach vorn zur Stiegergasse zeigt das Gebäude einfachen historistischen Fassadendekor, an der Rückseite ist es schmucklos. Mehrere kleine Einheiten boten den Bewohnern ursprünglich Substandard, später wurden einige zusammengelegt, saniert und in der Kategorie angehoben. Im Zuge des Ausbaus werden nun weitere verbunden, in ihren Grundrissen korrigiert und damit geräumigere Flächen geschaffen. Im Erdgeschoß wurden die Räumlichkeiten verschiedentlich genutzt, zuletzt hatte sich dort eine kirchliche Gemeinschaft eingemietet. Jetzt soll die Eingangssituation neu geregelt werden, auch eine kleine, günstige Wohnung wird im Parterre entstehen, plus einer kleinen Terrasse in den Hinterhof.

Das Umfeld gewinnt

So kommt das Objekt in der Gegenwart an. Wie auch andere Wohnhäuser in diesem Teil des 15. Wiener Gemeindebezirks, im Zwickel zwischen Gürtel und Wienfluss, nicht zuletzt, seit die von der Stadt Wien unterstützte Blocksanierung an Substanz zugelegt hat. Eine gute Adresse war Sechshaus mit seinen einfachen, etwas heruntergekommenen Häusern nicht wirklich. Aber es wird langsam.

Anders als bei vielen Dachgeschoßausbauten in Wien, die weitläufig konzipiert sind, werden hier fünf kleinere Mietwohnungen errichtet, in einer Größenordnung von 86 bis 94 Quadratmetern, die sich über zwei Geschoße erstrecken. Die kleineren (rund sechs Quadratmeter großen) Dachterrassen zeigen nach hinten, in den ruhigen Hinterhof. Dass an der Rückseite des Hauses über die ganze Höhe Balkone errichtet werden, soll die bestehenden Mietwohnungen weiter aufwerten.

Für große Apartments und Luxusdachgeschoße ist Sechshaus wohl auch nicht die Gegend, vielmehr ist in der Gegend leistbares Wohnen Bedingung. Das Grätzel im Umkreis der Reindorfgasse und des Sparkassaplatzes hat in jüngster Zeit eine Aufwertung erfahren. Junge Unternehmer aus der Kreativwirtschaft haben sich hier angesiedelt, Architekten, Studenten, Zuzügler aus vielen Nationen. Es entstanden kleinere Shops und Lokale wie etwa das Eduard, der moderne Ableger des Gasthauses Quell. Das Grätzel ist geprägt von einfachen Wohnhäusern, aber auch von früher industriell genutzten Gebäuden. In der Gegend wird günstiger Wohnraum gesucht. Oder Platz für ein Büro.

Keller mit Laubengang

Eine besondere Situation ergibt sich übrigens im Souterrain des Hauses. Hier konnte unter der Gewölbetonne ein loftartiger Raum ausgebaut werden, der ungewöhnlich hell ist: Auf der Rückseite des Hauses ist das Bodenniveau niedriger. Dadurch konnte der Architekt vor den tiefen Fenstern und Türen Platz für einen Laubengang unter dem Straßenniveau schaffen. So kommt man vom Keller ins Freie und hat einen Ausblick auf den alten Baumbestand – große Platanen.

ZUM BAU

Wohnen in 1150 Wien ist günstiger als in anderen Bezirken. Eine Mietwohnung kostet laut Immobilienpreisspiegel 2015 durchschnittlich ab 7,6 €/m2 (mittlerer Wohnwert) im frei vereinbarten Mietzins. Für eine Eigentumswohnung sind im Schnitt 2683,3 €/m2 auszulegen (Erstbezug, normale Wohnlage). Stiegergasse 16: Bauherrenmodell von Wohninvest. Sockelsanierung mit Förderung der Stadt Wien, Umbau und Neugestaltung von 750 m2 im Bestand, Ausbau von 500 m2 Dachgeschoßfläche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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