Richard Sapper: Ikonen der Ikone

Prägend. Sappers Karriere begann in der Autoindustrie, bei Daimler – erster Entwurf, 1956: ein Rückspiegel.
Prägend. Sappers Karriere begann in der Autoindustrie, bei Daimler – erster Entwurf, 1956: ein Rückspiegel.(c) Beigestellt
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Ein Buch widmet sich dem umfassenden Werk des im Dezember verstorbenen Designers Richard Sapper, Erschaffers von Klassikern.

Richard Sapper hat wohl alles geprägt, was man gemeinhin als gut und sinnvoll erachtet. Espressokannen. Parmesanreiben. Die beinah unvernichtbaren ThinkPad-Notebooks. Sapper holte in den 1960er-Jahren den Fernseher aus dem Holzgehäuse und transformierte ihn anschließend in einen unauffälligen schwarzen Quader. Quasi alles, was der deutsche Produktdesigner entwarf, wurde sofort zum Urbild eines Gegenstandes. Vielleicht bis auf Sappers Design eines Klapprades, für dessen Konstruktion es einen Flugzeugtechniker gebraucht hätte. Die Produktionskosten konnte niemand tragen.

Verbessernd. Die „9090“-Espressokanne für Alessi – mit Schnapp- statt Schraubdeckel.
Verbessernd. Die „9090“-Espressokanne für Alessi – mit Schnapp- statt Schraubdeckel.(c) Beigestellt

Weltverbesserer. Sapper war einer der großen Designer. Am Silvestertag 2015 verstarb er in Mailand 83-jährig. Über 50 Jahre lang hatte er dort von seinem Studio aus das Aussehen der Welt geprägt. In einer Würdigung beschrieb ihn die „Zeit“ als den Daniel Düsentrieb unter den Designern; und tatsächlich sagte Sapper selbst etwa über seine Arbeit für den italienischen Hersteller Alessi: „Meine Projekte dort sind komplett neue Objekte, die es noch nicht gibt, bevor ich beginne, an ihnen zu arbeiten.“ Sapper, ein Münchner, begann seine Karriere in der Automobilindustrie, bei Daimler in Stuttgart. Stets wollte er mit seinen Entwürfen die Funktion eines Gegenstandes besser machen, irgendwo heißt das auch: die Welt verbessern.

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Design ging für ihn in Richtung Beständigkeit. Seine Entwürfe für IBM sind bis heute – und somit seit 37 Jahren –, wenn nicht gleich Vorlage, dann zumindest Inspiration für die Produkte der Marke, seine Arbeitsleuchte „Tizio“ für Artemide, ab 1972 auf dem Markt, steht bis heute in Büros und Arbeitszimmern. Bei Phaidon erscheint nun ein umfassender, übersichtlicher Band über Richard Sapper: Die Lebenswelt des Designers wird ebenso festgehalten wie seine Geschichte, die Sapper seinem Kollegen Jonathan Olivares ab 2008 erzählte. Dazu kommt eine Chronologie von Sappers Produkten. Blättert man sie durch, hat man das Gefühl, jedes Objekt davon schon einmal benutzt zu haben. Bezeichnend ist vielleicht der letzte Satz in dem Band, es ist Sappers Antwort auf die Frage: Was ist die Zukunft des Designs? „Kein Kommentar.“

Tipp

„Richard Sapper“, Jonathan Olivares (Hrsg.), 240 S., erscheint am 27. 6. auf Englisch bei Phaidon Press (Preis: ca. 80 Euro).

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