London: Design zum Niederknien

Hauptrolle. Deyan Sudjic führt das Design Museum in neue Zeiten.
Hauptrolle. Deyan Sudjic führt das Design Museum in neue Zeiten.(c) Luke Hayes
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Jetzt hat auch die Gestaltung eine „Kathedrale“: Das Londoner Design Museum zog in ein neues Haus.

Selbstwertgefühl, damit fängt es an: Das Design Museum in London hat sich schon immer wichtig genommen, völlig zu Recht. Jetzt ist es endlich auch architektonisch gut auf die Rolle vorbereitet, in der sich das Museum selbst sieht. Und die ihm die Designwelt außerhalb Londons auch gern zuschreibt: die führende Institution weltweit zu sein, die sich dem Design und der Architektur verschrieben hat. Eine Aufgabe, der Deyan Sudjic, der Leiter des Museums, nun auf der dreifachen Fläche nachgehen kann. Auf fast 10.000 Quadratmetern konnte man den gepflegten Designdiskurs erweitern, im Londoner Stadtteil Kensington. Dort hat man ein Gebäude der modernistischen Architektur der 1960er-Jahre adaptiert.

Hülle. Ein Bau aus den 1960ern beherbergt nun über 3000 Objekte.
Hülle. Ein Bau aus den 1960ern beherbergt nun über 3000 Objekte. (c) Gareth Gardner

Eine regelrechte „Kathedrale“ sei daraus geworden, meinte der Gründer und maßgebliche Financier des Museums, Terence Conran, in einem Interview. Schließlich versammeln sich unter einem spektakulären Betondach so einige heilige Hallen, in denen Design und Architektur in Form von Dauer- und temporären Ausstellungen gepriesen werden – anhand von über 3000 Objekten. Obwohl: Die Dinge selbst sollen gar nicht im Mittelpunkt stehen, eher als konkrete Schlupflöcher fungieren, über die die Besucher in die Designgeschichte und ihre relevanten Konzepte eintauchen können. Vom Fahrradhelm bis zur Drohne, vom Maschinengewehr bis zum Stöckelschuh spannt sich das Feld auf, auf dem
die Dinge für die Errungenschaften, Technologien und vor allem auch für die Ideen stehen, mithilfe derer sie entstanden sind. Ein Museum der Ideen solle es sein, nicht so sehr ein Museum der Dinge. „Eines, das für das Design Ähnliches vollbringen kann wie die Tate Modern Gallery für die Gegenwartskunst“, das wünscht sich Deyan Sudjic in einer Aussendung.

Atrium. Eichenholz und LED-Licht leiten die Besucher nach oben.
Atrium. Eichenholz und LED-Licht leiten die Besucher nach oben.(c) Gareth Gardner

Räumliche Erfahrung. John Pawson hat das Interieur entworfen, ein Designer, dem nachgesagt wird, über das Gespür für einfache, aber sinnliche Räume zu verfügen. Im neuen Design Museum London konzentriert sich ­dieses Feingefühl vor allem im zentralen Atrium, dem gestalterischen und atmosphärischen Mittelpunkt des Hauses. Dort führen mit Eichenholz verkleidete Treppen hinauf zu den Galerien und Ausstellungsräumen, LED-Licht unterstreicht die Linien und die Wege, die die Besucher im Gebäude entlang der Designgeschichte zurücklegen. Damit sie sich dabei auch nicht verlieren, können sie den Piktogrammen folgen, die Otl Aicher für die Olympischen Spiele 1972 in München entworfen hat – das Orientierungssystem ist selbst schon Exponat.

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