Das Haus hört auf „His Masters Voice“

Die Angebote werden vielfältiger, ihre Vernetzung jedoch nicht einfacher. Was man in Sachen Sprachsteuerung, Sicherheit und Energie beachten sollte.

Wie die Zukunft in den eigenen vier Wänden bald aussehen könnte, war vor Kurzem auf der CES in Las Vegas zu erahnen: Mit „his masters voice“ – Sprachbefehlen – lässt sich die gewünschte Raumtemperatur, Lichtstimmung und Hintergrundmusik wählen, lassen sich Fenster, Jalousien und Dutzende andere mit Strom betriebene Geräte steuern und regeln. Nötig sind für solche Spielereien ein Sprachassistent wie Alexa von Amazon, die passenden Steuerungselemente und Apps.

Raus aus der Gadget-Ecke . . .

Die Hersteller von Smart-Home-Lösungen haben mit solchen plakativen Visionen allerdings nicht wirklich Freude. Sie wollen keineswegs in die Gadget-Ecke gestellt werden, sondern sehen ihre Techniken als eine Art Autopiloten für das Haus, mit sinnvollen und nützlichen Anwendungen: „Sicherheit, Energie und Komfort sind die Kernthemen des Smart-Homes“, erzählt Martin Öller vom Hersteller Loxone. Das österreichische Unternehmen konzentriert sich auf schlüsselfertige Smart-Home-Lösungen, die nicht allein Technikfreaks ansprechen, sondern jeden, der seine vier Wände bequemer und sicherer machen will.

Neben Verwöhnprogrammen bietet ein Smart-Home denn auch konkreten praktischen Nutzen. Beispielsweise kann die Technik bei Abwesenheit auf Probleme hinweisen: „Fällt die Heizung aus, sendet das Smart-Home eine Mitteilung ans Smartphone und es kann rechtzeitig reagiert werden“, sagt Volker Gagelmann von Gira, einem Spezialisten für Gebäudetechnik, der auch ein umfangreiches Smart-Home-Programm bietet. Öffnen der Fenster zum Lüften, Schließen bei Regen – auch solche Dinge kann ein smartes Haus selbst tun. Eine elektronische Alarmanlage inklusive Rauchmelder lässt sich ebenfalls integrieren.

Eine wichtige Rolle spielt die clevere Technik beim Thema Energieeffizienz. Sie regelt beispielsweise, was mit dem überschüssigen Strom aus der Fotovoltaik auf dem Dach geschieht oder wie der vom Smart-Meter künftig avisierte Billigstrom genützt wird. Durch integrierte Steuerung von Heizung, Wärmepumpe und Lüftung sorgen smarte Lösungen für mehr Energieeffizienz. „Vor allem bei der Sanierung kann smarte Haustechnologie das gleiche Einsparpotenzial bringen wie eine dicke Wärmedämmung“, behauptet etwa Bernhard Wüster, der mit seiner Firma Wüsterstrom Elektroinstallationen ein Pionier für Smart-Home-Lösungen ist.

. . . rein in ein Gesamtkonzept

Während im Auto clevere Assistenten vom Abstandhalter über Spurhalteassistenten bis zur Einparkhilfe schon Standard sind, ist das smarte Home noch weit entfernt, ein Massenprodukt zu sein. Eine Ursache dafür ist, dass es keine fertigen Komplettlösungen gibt. Jeder muss sich die smarten Mittel selbst zusammenstellen. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Intelligente Heizthermostaten, Steuerung der Fotovoltaik, Lösungen für programmierte Lichtstimmungen, Heizungsregelung oder Jalousiensteuerung zählen ebenso dazu wie Alexa samt Anhang.

Viele Anbieter konzentrieren sich auf einen dieser Teilbereiche und sind gar nicht interessiert, dass ihr System – beispielsweise der Heizkessel – in eine umfassende Smart-Home-Lösung integriert wird. Wer bei Elektriker oder Installateur das Thema anschneidet, bekommt nicht selten ein lautes Lachen und „Das funktioniert doch nie“ zu hören. Um diese Hürden zu überspringen, haben Hersteller wie Loxone oder Gira mittlerweile ein Partnernetzwerk von Fachbetrieben aufgebaut. Sie kennen die Systeme und ihre Möglichkeiten und wollen umfassend beraten.

„Der Elektriker denkt übergreifend, er kann aus allen Töpfen das für seine Kunden Beste wählen“, sagt Volker Gagelmann. Geraten wird von den Experten, möglichst früh einen Fachmann für Smart-Home-Lösungen zu kontaktieren und zu überlegen, was sinnvoll ist, was in eine gemeinsame Lösung eingebunden werden soll, was als Stand-alone-Lösung konzipiert werden soll. „Die beste Lösung ist jene, in die ich vorher Zeit für ein gutes Konzept investiert habe“, sagt Bernhard Wüster. Er will im März den Thonet Pop-up Store in Wien mit einem Smart Home Pop-up Showroom ergänzen. Möglich ist jedenfalls, so versprechen die Anbieter, schon heute (fast) alles.

Was Sie wissen sollten beim . . . . . . Smart-Home

Tipp 1

Norm. Zwar stehen mehr als 400 Firmen vor allem aus der elektrotechnischen und Gebäudemanagementindustrie hinter dem sogenannten KNX-Standard, einem Bussystem. Etliche Anbieter setzen aber auf eigene Lösungen. Das Verbinden der verschiedenen Welten ist heute kein großes Problem mehr, versprechen die Techniker.

Tipp 2

Sicherheit. Auch beim Smart-Home existiert das Risiko, dass Hacker in das System eindringen. Ziele könnten die Alarmanlage oder das Ausspionieren von Nutzergewohnheiten sein. Gute Passwörter bieten wirksamen Schutz. Wer mehr Sicherheit möchte, kann das Smart-Home unter Verzicht auf Komfortfunktionen vom Internet trennen.

Tipp 3

Test. Viele Vorteile eines Smart-Homes können vor Installation in den eigenen vier Wänden in der Praxis erlebt werden. Hersteller wie Gira oder Loxone bieten Showrooms, in denen grundlegende Elemente ausprobiert werden können. Dort lässt sich erleben, dass die komplexen Funktionen meist relativ einfach zu nutzen sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2017)

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