Penthouses: Es muss nicht immer streng nach Vorschrift sein

Symbolbild Penthouse
Symbolbild Penthouse(c) Clemens Fabry
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Ganz oben. Auch außerhalb der Innenstädte gibt es spannende Objekte.

Wer will schon immer alles so ganz genau nehmen. Wenn es um das Thema Penthouse geht, bestehen die Vertreter der reinen Lehre darauf, dass es sich um ein frei stehendes Haus auf einem Haus handelt, das ausschließlich gerade Wände, einen privaten Lift, keine Nachbarn und deshalb auch rundherum laufende Freiflächen hat – alles andere hat Dachgeschoßausbau zu heißen. Aber sie bilden hierzulande nicht unbedingt die Mehrheit. Zwar hört man von einigen deutschen Luxuskunden im Salzburger Raum, die auf die Einhaltung der Definition auf Punkt und Beistrich bestehen, der (gelernte) Österreicher ist allerdings deutlich flexibler.

Eine Schräge hier oder ein netter Nachbar dort dürfen durchaus sein, wenn für edlen Sichtschutz gesorgt ist, die Schrägen aus Glas sind und es genug gerade Wände für die Schränke gibt. Und auch das Mantra, dass Penthouses ausschließlich eine urbane Wohnform sind, wird nicht mehr gar so laut gesungen; immer öfter finden sie sich auch außerhalb der Stadtzentren, wie einige neue Projekte und Angebote zeigen.Wie cool ein modernes Penthouse nicht nur auf einem gewöhnlichen Haus, sondern auf dem Dach eines Hangobjektes aussehen kann, zeigt das Projekt The View – Höhenstraße in Innsbruck. Strauß und Partner bauen hier derzeit am Fuß der Nordkette auf halber Höhe zur Hungerburg eine Luxuswohnanlage mit vier Appartements und einem Penthouse, die diesen Herbst bezugsfähig sein soll.

Cool auf zwei Etagen

Stufenförmig konzipiert, haben alle Wohnungen uneinsehbare Terrassen, die quasi von der Freifläche des Darüber-Wohnenden überdacht und mittig durch das Stiegenhaus voneinander getrennt werden. Weshalb das Penthouse sich zwar über zwei Etagen erstreckt, aber die künftigen Bewohner trotzdem nicht Wand an Wand mit den Nachbarn leben müssen. 195 Quadratmeter Wohnfläche hat das Filetstück der von Architekt Hanno Vogl-Fernheim entworfenen Anlage, für den Aufenthalt an der frischen Luft stehen außerdem noch gute 100 Quadratmeter Terrasse zur Verfügung. Betreten wird das Penthouse vom privaten Lift aus im ersten Obergeschoß, wo sich lediglich die Garderobe, ein WC und der Weinkeller befinden – und das auch tatsächlich Wand an Wand mit den Nachbarn. Sobald die darüberliegende Wohnebene aber erreicht ist, lebt man unbehelligt von angrenzenden Einheiten: Hier sorgen drei Schlafzimmer und drei Bäder für genügen Platz neben Küche und Wohn-Ess-Bereich. Der allein schon knappe 60 Quadratmeter umfasst und durch die raumhohen Schiebetüren auf die Terrasse noch einmal großzügiger wirkt.

Der unverbaubare Panoramablick über die Innenstadt und von der Serles bis ins Unterinntal verdeutlicht, dass es durchaus Alternativen zur Penthouse-Aussicht auf die Dächer der Stadt, den Stephansdom oder den Central Park gibt. Aufgerufen sind für das Penthouse 1,49 Millionen Euro, mehr Infos unter www.theview-hoehenstrasse.at

Im Salzburger Nobelvorort

Ebenfalls etwas außerhalb der Stadt befindet sich im Salzburger Vorort Parsch ein Penthouse im Bau. In einer ruhigen Sackgasse gelegen, lassen sich hier Nahversorger von der Apotheke bis zur Bank fußläufig erreichen, davon abgesehen setzt das Haus auf eine ruhige Nachbarschaft. Ganz oben auf der als moderne Wohnvilla bezeichneten Anlage thront das Penthouse, das auch den Ansprüchen einer strengeren Auslegung gerecht wird: Denn es ist wirklich fast ein Haus auf dem Haus, ohne Nachbarn und mit einer Freifläche an zumindest zwei Seiten; außerdem wird hier in einem offenen Konzept völlig ohne Schrägen gewohnt. Die insgesamt 141 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf vier Zimmer und zwei Bäder; direkt vor dem Wohn-Ess-Bereich befindet sich eine knapp 100 Quadratmeter große, eben zur Hälfte umlaufende Terrasse mit Blick ins Grüne, außerdem gibt es noch einen acht Quadratmeter großen Balkon. Vermittelt wird das Penthouse über Finest Homes Immobilien, der Kaufpreis beträgt gut 1,2 Millionen Euro.

Im grünen Graz

In der steirischen Landeshauptstadt lebt man gern im Grünen, weshalb auch die Penthouses nicht nur in der Innenstadt zu finden sind. Gleich drei neue Objekte entstehen hier in zentraler Lage von Gösting, dem 13. Stadtbezirk zwischen Mur und Plabutsch. 71 bis 102 Quadratmeter groß sind die Einheiten mit drei beziehungsweise vier Zimmern, dazu kommen Außenflächen mit 66 bis 77 Quadratmetern. Fest steht bereits, dass die Terrassen eine Südwest- oder Südostausrichtung haben werden, an den Feinheiten der Grundrisse können die Käufer aber derzeit noch Änderungen vornehmen. Vermittelt werden die Penthouses über Herzog-Immobilien in Graz, die Preise liegen zwischen 364.000 und 493.000 Euro.

Mitten im Ersten

Zum Schluss, ganz klassisch, nach Wien. Dass es anderes gibt, muss nicht heißen, dass das immer so sein muss. Ganz oben – nicht nur räumlich, sondern auch preislich – thronthier beispielsweise ein fast 400 Quadratmeter großes, spektakuläres Objekt bei der Börse, für das 6,7 Millionen Euro aufgerufen sind. Dafür gibt es imposante Raumhöhen bis zu 4,5 Meter, eine loftartige Atmosphäre und Schrägen, die architektonisch so spannend gemacht sind, dass sie fast als Asset statt als Manko durchgehen könnten. 381 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich hier auf einen großen Wohnraum mit Nussparkett und viel Glas, von dem zwei Schlaftrakte abgehen. Einer davon umfasst den – wie kann es bei diesen Ausmaßen anders sein – großzügigen Master Bedroom samt ebensolchem Badezimmer sowie ein weiteres Schlafzimmer mit En-suite-Bad. Auf der anderen Seite des Wohnraums gibt es einen weiteren Raum sowie ein Bad. Um den Ausblick – in diesen Fall dann doch wieder über die Dächer der Stadt – im Freien genießen zu können, müssen die künftigen Bewohner allerdings eine der beiden offenen Treppen im Wohnbereich erklimmen, wofür sie dann aber mit fast 130 Quadratmetern Terrassenflächen belohnt werden – und einem Blick über den Ring bis hin zu Kahlen- und Bisamberg. Vermittelt wird die Wohnung unter anderem von Thomas Immobilien. (sma)

INFO PENTHOUSE

Von der reinen Lehre und der klugen Interpretation: Die Definition ist eindeutig, und wer ein wahrer Aficionado ist, wird davon auch keinen Millimeter abweichen – ein echtes Penthouse muss freistehend sein, gerade Wände haben, eine umlaufende Terrasse und keine Nachbarn. Weil die Auswahl nach diesen Kriterien in Österreich aber mehr als überschaubar ist, hat fast niemand etwas gegen schöne Kompromisse.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2017)

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