Wo die besten Freunde spielen

Das Stuwerviertel samt Umgebung hat sich verändert, nicht nur für Erwachsene. Eine Tour aus Kindersicht zwischen Schaukeln, Baustellen und Bezirksgeschichte.

Das Stuwerviertel als Spielplatz-Dorado – vor einigen Jahren ein eher amüsanter Gedanke. Doch für Gregor (neun), seine Freunde Sarah und Gian (beide sieben) und Schwesterlein Claudia (vier) zählt das Jetzt und Heute, sprich: spielen und entdecken, wo immer es geht. Und vom Donauufer aus entlang der Ausstellungsstraße, am WU Campus vorbei bis in den Prater gibt es eine Reihe von Plätzen, die bei den Kindern des Grätzels beliebt sind.

Der Spielplatz am Donauufer punktet vor allem durch die Drehschaukel, in der es Erwachsene keine zwei Minuten aushalten. Und, dieser Tage durch die Baustelle nebenan: Der Treppelweg ist aufgerissen, Bagger und Gabelstapler sind im Einsatz für eine Adaptierung des Schiffsanlegeplatz. Wie groß die Baustelle wohl war, bevor 1875 die Donau hier in ihr reguliertes Flussbett kam? Schon ab 1850 wurde in der Donauregulierungskommission heftig über das Thema diskutiert. Die Mitglieder Wilhelm Freiherr von Engerth und August Freiherr von Wehli hinterließen neben ihrer Meinung auch ihre Namen in den Straßen des Grätzels. Die Kids kümmert das nur kurz. Sie wollen schnell den Kafkasteig mit dem Roller runterflitzen.

Flitzen, kugeln, klettern

Das und herumzukugeln zieht sie auch zu den „grünen Hügeln“ auf den WU-Campus. Offiziell heißt der Bereich Lounge, wie bei der für den Bau verantwortlichen BIG betont wird. Der grüne Porplastic-Belag ist auch bei Besitzern ferngesteuerter Autos und Müttern mit Krabbelkindern beliebt. Gefallen hätte den Kids sicher auch die Entstehung: Ein per GPS ferngesteuerter Bagger buddelte die Hügel selbstständig auf Basis von 3-D-Modell-Daten, „der Landschaftsplaner sorgte nur für den Feinschliff“, erzählt BIG-Sprecherin Sabine Gaggl. Insgesamt wird der 2013 fertig gestellte Campus – sechs internationale Architekten zeichnen für die Gebäude verantwortlich – seinem Konzept als öffentlich zugänglicher Raum gerecht, die Anrainer nutzen auch Gastronomie, Tischtennistische und Basketballplatz.

Bevor man den Campus betritt, liegt neben dem Messegelände eine im Grätzel Messespielplatz genannte Anlage. Doch wieder falsch: „Der Spielplatz, mit dem Schwerpunkt Kunst für Kinder errichtet, heißt Wolfgang-Kössner-Park“, so Gabriele Thon von der MA 42: „Der Wiener Bildhauer Armin Spitzer hat die in der Sandkiste verteilten Holzfiguren geschaffen.“ Ein Wal, ein Oktopus, eine Schildkröte und andere Skulpturen spritzen im Sommer Wasser, der entstehende Gatsch in der Sandkiste ist Absicht. Noch ist es nicht so weit – und auch etwas anderes wird bemängelt: „Hier fehlt etwas“, rufen Gregor und Gian sofort, nachdem sie sich auf den Kletterparcours gestürzt haben. Tatsächlich: Ein Teil ist demontiert. „Einige Steher des Spielgeräts müssen getauscht werden, da sie morsch geworden sind. Die Reparaturvergabe ist im Laufen, diese dauert rund fünf Wochen“, erklärt Thon.

Bis die Anlage ergänzt ist, klettern Gregor und Gian am nächstgelegenen Spielplatz im Prater. 251 Jahre ist es her, dass Kaiser Joseph II. den Prater für jedermann öffnete, die heurige Saison (im Wurstelprater) wurde kürzlich eröffnet. Gregor und Gian lassen das Schweizerhaus allerdings (noch) links liegen – sie sind Stammgäste auf dem Affenspielplatz (Waldsteingartenstraße). So wird er von vielen Kindern genannt, weil sich auf der großen Rutsche – dem hiesigen Highlight – ein Schild mit einem gemalten Affenkopf im Kreis dreht. Überhaupt dreht und bewegt sich alles im Blickfeld: Die Spielplatzzeit hat begonnen. Und wenn in Kürze – je nach Temperatur – das Wasser wieder aufgedreht wird, haben auch Plätze jenseits der Ausstellungsstraße wie der Wasserspielplatz Max-Winter-Straße oder der Brunnen am Ilgplatz Saison. Alle Wiener Spielplätze sind auf www.wien.gv.at/stadtplan zu finden.

ZUM ORT

Das Stuwer-Prater-Viertel war bis vor einigen Jahren vor allem als Amüsier- und Rotlichtviertel bekannt. Durch den Ausbau der U-Bahnlinie 2, WU-Campus, Viertel Zwei und andere Großprojekte hat sich das Bild wie im gesamten 2. Bezirk gewandelt, viele Familien und Studenten sind zugezogen. Die Preise sind dadurch gestiegen: Mietwohnungen (bis 60 m2) mit mittlerem Wohnwert kosten zwar nur rund 8,4 Euro/m2, bei sehr gutem Wohnwert aber schon rund 11,9 Euro/m2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2017)

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