Gutes Personal ist noch immer schwer zu finden

Wer hinter den komplexen Abläufen der großen Häuser steht.

„Es ist so schwer, gutes Personal zu finden“ lautet der klassische Stoßseufzer in den Landhäusern, Stadtpalais und Seeliegenschaften. Und das wahrscheinlich schon seit den Römern. Weshalb er heute aber nicht weniger wahr ist – denn Menschen zu finden, die wissen, wie man eine Seidentapete reinigt, einen Privatjet bucht oder Maßschuhe pflegt, ist nicht leichter geworden. Zumal es für diese Positionen Menschen braucht, die die seltene Kombination aus hohem Fachwissen, großer Diskretion und der Bereitschaft, sich völlig im Hintergrund zu halten, mitbringen.

Hausdamen & Conciergerien

Besonders schwierig gestaltet sich die Suche dann, wenn es an der Spitze fehlt: Organisiert und geleitet werden große Haushalte von der Hausdame und/oder dem Butler, die sich auch um die Nachbesetzungen der untergeordneten Positionen von der Köchin bis zum Gärtner kümmern. Besonders beliebt und gesucht sind bei deren Arbeitgebern Paare, die gemeinsam die Verantwortung für den reibungslosen Ablauf der Ereignisse übernehmen. „Zum einen bleiben diese meist länger und zum anderen sind sie bereits eingespielt“, weiß Claudia Schlegel, Geschäftsführerin der Wiener Agentur Butler Bureau, die entsprechende Kräfte nicht nur vermittelt, sondern auch ausbildet.

Bei der Suche nach diesen begehrten Kräften helfen auf diskrete Weise auch die sogenannten Conciergerien. Agenturen, die sich darauf spezialisiert haben, das Leben ihrer Klientel in fast allen Bereichen zu begleiten und sämtliche Prozesse abzuwickeln. „Im Prinzip versuchen wir, für unsere Kunden alle erdenklichen kleinen und große Wünsche zu erfüllen – im Bereich der moralischen und gesetzlichen Grenzen“, fasst es Stefan Partoll-Martini, Österreich-Chef des internationalen Concierge-Netzwerks Quintessentially zusammen. „Das reicht von Reise-, Restaurant- oder Ticketbuchungen über Events, Shopping, die Kindergarten- oder Handwerkersuche, Unterstützung bei Visumanträgen bis hin zu Verlobungen, Hochzeiten und Meet&Greet mit Stars“, macht er die Bandbreite deutlich. Manchmal sind es aber auch die vermeintlich kleinen Dinge, die gefragt sind. „Das fängt damit an, Heidelbeeren zu besorgen“, lacht Elke Kaup, Inhaberin der renommierten Wiener Conciergerie Privée.

Vertrauen ist alles

Die Doyenne ihrer Zunft betreut von Wien aus „einige wenige internationale Familien“, deren Namen ihr natürlich nie über die Lippen kommen würden. Genauso wenig wie der ihres langjährigen einstigen Arbeitgebers – „ein großer deutscher Industrieller, der nach Österreich gezogen ist“. Bei dem sie ihr Handwerk erlernte, „beruflich jedes Register ziehen durfte und wunderbare Kontakte gesammelt hat“. Seit elf Jahren betreibt sie nun ihre Agentur, ist mit ihrem Mitarbeiterteam rund um die Uhr erreichbar und begleitet die von ihr betreuten Kunden durch Familiengründungen, Übersiedlungen und Autokäufe. Kennt deren Kinder und weiß, was die Nanny können muss, um dazuzupassen, und was nötig ist, „um das Leben dieser Familien zu zentralisieren“, wie sie es umschreibt. Denn mit der Zahl der Wohnsitze steigt auch der organisatorische Aufwand, diese zu verwalten. Weshalb die großen Conciergerien beispielsweise bebilderte Inventarbücher von den Häusern ihrer Kunden besitzen und wissen, welcher Flügel in der Pariser Wohnung gemeint ist, wenn die Kundschaft sich fragt, ob der nicht auch gut in das Haus in Genf passen würde.

Manchmal geht es aber gar nicht so sehr um das Organisatorische. Sondern um das Wissen, das die Arbeit in diesem Beruf mit sich bringt. „Wir sind natürlich auch Vertrauenspersonen und werden oft nach unseren Einschätzungen gefragt“, so Kaup. „Viele unserer Kunden haben eine Schwäche für schöne Fuhrparks, und da kann es durchaus sein, dass unsere Meinung vor dem Kauf eines neuen Autos eingeholt wird.“ Denn wo, wenn nicht in einer Conciergerie, kommt das Wissen darüber zusammen, mit welchen Autos andere Menschen mit ähnlichen Budgets momentan gute oder schlechte Erfahrungen machen.

Problem Bodenhaftung

Wobei natürlich nicht alle Wünsche von den Conciergerien selbst erfüllt werden und dort auch keine Mechaniker beschäftigt sind. Sondern das Netzwerk aus Kontakten, Agenturen und verlässlichen Auftragnehmern den Wert des Unternehmens ausmacht und sicherstellt, dass die Betreuung der Oldtimersammlung fachgerecht an diversen Standorten erledigt wird.

Weshalb aber zumindest die grundlegenden Kenntnisse des süßen Lebens auch den angehenden Butlern und Hausdamen vermittelt wird, wie Schlegel erklärt. „Dazu gehören beispielsweise ein Besuch bei Bentley und Themen wie Champagnerkunde oder die richtige Kleidung für den Herrn.“ Das Betreten dieser Welt als Bediensteter kann aber durchaus seine Schattenseiten mit sich bringen – in beide Richtungen. Wer sich plötzlich im Privatjet um die Welt fliegend und in Fünf-Sterne-Häusern logierend wiederfindet, muss das erst einmal verdauen können, ohne dem fatalen Irrtum aufzusitzen, man sei nun selbst ein Mitglied der High Society.

Guter Verdienst

Oder im umgekehrten Fall die eigene Bescheidenheit hintanstellen können. „Das ist durchaus etwas, was wir thematisieren“, so Schlegel. „Dabei geht es nicht nur darum, wie man die Bodenhaftung behält, sondern vor allem, wie man mit einem Reichtum umgeht, den man selbst als Verschwendung empfindet. Denn es passiert immer wieder, dass dies durchaus auch negative Emotionen auslöst.“ Wobei die Verdienstmöglichkeiten in der Branche durchaus solide sind: „Die Entlohnung in den großen Häusern beginnt für eine Hausdame bei 3000 Euro monatlich, die für einen Butler bei 4000“, verrät Schlegel. „Das kann je nach Reisetätigkeit aber auch bis 9000 Euro gehen.“

Nach oben hin sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt, zumal die Zufriedenheit am Arbeitsplatz als der beste Schutz vor den gefürchteten Indiskretionen gilt, die trotz der in fast allen Verträgen enthaltenen Verschwiegenheitsklauseln immer wieder vorkommen. Und die Arbeit von kompetenten wie diskreten guten Geistern einfach hoch geschätzt wird – denn gutes Personal ist heute bekanntlich schwer zu finden. (sma)

INFO

Wenn gut Betuchte Personal suchen, wenden sie sich in der Regel an Butlerservices oder Conciergerien. Diese garantieren höchste Diskretion und kümmern sich um alle organisatorischen Belange bis hin zur Maßschuhauswahl. Den Bediensteten selbst winken ein üppiges Gehalt und manchmal die Teilhabe am Jetset-Leben ihrer Herren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2017)

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