Luxusstellplätze: Teure Pflaster für Auto und Rad

Wer im Ersten beim Penthouse parken will, muss sechsstellig investieren.

Um 10.000 Euro bekommt man wahlweise einen Quadratmeter Penthouse im Neunten, einer Villenetage im 19. – oder einen Quadratmeter Garage im Ersten. Denn für die standesgemäßen Unterkünfte der SUVs und Sportwagen der Luxuskäufer werden in Wien mittlerweile bis zu 120.000 Euro aufgerufen. 50.000 bis 60.000 sind bei Luxusobjekten eher die Untergrenze, und dabei machen die Verkäufer noch einen Verlust, wie Martin Müller, Geschäftsführer von JP Immobilien vorrechnet.

Verlustgeschäft

„Bei einem Stellplatz in einem Altbau zahlt der Projektentwickler immer drauf, da stehen die Einnahmen in keinem Verhältnis zu den Baukosten“, ist er sicher. „Ich muss einen Teil des Hochparterres und die Hausmeisterwohnung wegreißen und hab dann Baukosten von 20.000 bis 30.000 Euro auf dem Quadratmeter – plus 30.000 bis 40.000 für ein Staplersystem. Das summiert sich bei vier Stellplätzen auf 300.000 Euro – die ich dann um je 50.000 Euro verkaufe. Das ist einfach ein notwendiges Übel.“ Auch Maklerin Elisabeth Rohr, die als Eigentümervertreterin der Signa in die Vermarktung des Goldenen Quartiers involviert war, kennt ähnliche Zahlen: „Dort werden die Stellplätze nicht verkauft, sondern nur vermietet“, berichtet sie. „Denn sonst lägen die Kosten pro Platz bei über 300.000 Euro, und das ist wirklich niemandem mehr zu vermitteln.“

Ohne diese notwendigen Übel sind aber manche Luxuswohnungen nicht mehr zu vermitteln – und wer sich im Ersten im gehobenen Millionenbereich niederlässt, hat nicht vor, seine Einkäufe oder Koffer von der U-Bahn oder Taxis nach Hause zu tragen. Auch die Affinität zu Konzepten wie Carsharing ist in dieser Käufergruppe noch nicht so ausgeprägt wie in anderen Segmenten, in denen der Bedarf an Garagenplätzen eher rückläufig ist. „Im Luxussegment sehen wir noch immer mehr Nachfrage als Angebot. Käufer großer Wohnungen wünschen sich oftmals zwei Plätze, was bei geringerer Stellplatz- als Wohnungsanzahl nicht möglich ist“, weiß Eugen Otto, Geschäftsführer von Otto Immobilien. Und auch wenn dann das Cabrio für den Sommer und der Oldtimer auswärtig ein Zuhause finden, zumindest für die täglich notwendigen, fahrbaren Untersätze muss es zum Penthouse samt Privatlift auch den nächstgelegenen Stellplatz in der Tiefgarage dazugeben – was auch Usus ist. „Natürlich gibt es da eine gewisse Hierarchie, was die Parkplätze angeht“, gibt Sandra Bauernfeind, Prokuristin von EHL-Immobilien, zu.

Frage der Lage

Denn für die Käufer der teuersten Wohnungen – welche in der Regel immer jene ganz oben sind – werden auch die schönsten Stellplätze freigehalten. Hier gilt genau wie auch sonst in der Immobilienwelt das Mantra „Lage, Lage, Lage“. Und diese ist nun einmal direkt beim Lift am begehrtesten. Aber auch die Schönheit des Stellplatzes kann durchaus ein Thema sein. „Irgendwann wird es sicher auch noch Ausstattungsbeschreibungen für Garagen geben“, prognostiziert Müller lachend.

An Orten, wo mehr Platz für den Luxus ist, ist das auch bereits heute gang und gäbe. So finden sich beispielweise in Kitzbühler Garagen Spielereien vom Marmorboden bis zum designten Lichtkonzept, sorgen Glaswände für den freien Blick auf den Fuhrpark oder die Kombination aus Couchlandschaft, Riesen-TV, Bar und Oldtimern für den Herrensalon der Moderne. Aber auch in Wiener Tiefgaragen spielt die Optik durchaus eine Rolle. „Es ist natürlich wichtig, dass die Garagen gut beleuchtet sind und beispielsweise einen hellen Boden haben“, so Bauernfeind. „Das schafft ein entsprechendes Sicherheitsgefühl.“ Eher kein gutes Gefühl verschaffen den meisten Käufern nach wie vor die sogenannten Stapler: „Sie haben noch immer ein Hautgout“, so Rohr, und das wirkt sich auch auf den Preis aus. Auf zehn bis 40 Prozent schätzt Otto den Unterschied zwischen einem Stapler und einem klassischen Stellplatz. „Vor allem bei SUVs stößt man größenmäßig schnell an gewisse Grenzen“, meint Bauerfeind. Aber der Mangel an Alternativen lässt auch diese ungeliebte Unterbringungsmöglichkeit ihre Käufer finden, „und außerdem ist Stapler nicht gleich Stapler“, verweist Bauernfeind auf die feinen Unterschiede, die es durchaus gibt.

Raum für Räder

Eine größere Rolle spielen zunehmend auch im Luxussegment die Abstellmöglichkeiten für die etwas weniger wuchtigen, aber oft nicht weniger edlen Fortbewegungsmittel: Wer ein teures Rad sein Eigen nennt, will auch das sicher verwahrt wissen, weshalb inzwischen in fast allen luxuriöseren Projekten eine gesicherte Unterbringung gewährleistet sein muss. Das Thema sei immens wichtig geworden, sind die Makler sich einig, weshalb gesicherte Fahrradräume mit einzeln versperrbaren Abstellmöglichkeiten immer häufiger zum Standard gehören. „Dort kommt man nur mit Schlüssel hinein, außerdem sind die Räume kameraüberwacht, und man kann die Räder innen noch einmal anketten“, erklärt Rohr die Anforderungen, die auch eine gewisse Großzügigkeit beinhalten. „Das Ganze muss natürlich so angelegt sein, dass man genügend Platz hat, um zu seinem Rad zu kommen.“

Steckdosen und Ladestationen

Außerdem gefragt sind Steckdosen, und das nicht nur bei den Rad-, sondern auch bei den Autoabstellplätzen, denn das E-Bike will genauso bequem geladen werden wie das Elektroauto. Wobei es für Zweiteres im Idealfall auch noch eine Powerladestation und nicht nur eine einfache Steckdose gibt. „Denn wer seinen Tesla parkt, will nicht bis zum nächsten Morgen warten, bis er wieder aufgeladen ist“, so Rohr.

Grundsätzlich sind die Unterkünfte für die Fortbewegungsmittel nach wie vor ein hochemotionales Thema, „das Auto ist immer noch eine heilige Kuh“, weiß Bauernfeind. Bei dessen Unterbringung viele Käufer wenig Spaß verstehen – und im Unterschied zu fast allen anderen Entscheidungen in Sachen Immobilienkauf hat hier nicht die Frau das letzte Wort, wie Müller beobachtet hat: „Ob bei der Frage nach der Anzahl der Stellplätze oder der Diskussion um den Stapler: Das ist eines der ganz wenigen Segmente, in denen sich eindeutig die Herren durchsetzen.“ (SMA)

STELLPLÄTZE

Garagenplätze in Altbauten sind ein teurer Spaß, sowohl für die Entwickler als auch für die Kunden. Ersterer zahlt dabei meist drauf, Letzterer muss für Premiumlagen im Ersten ab 100.000 Euro planen, die Untergrenze liegt bei 50.000 Euro. Eher um eine „Notlösung“ handelt es sich bei Stapelplätzen, teuer sind aber auch sie. Neben dem Platz fürs Auto immer wichtiger werden adäquate Unterbringungsmöglichkeiten für teure Fahrräder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2017)

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