Auslagern wird zur Regel

Solch gepflegten Stauraum findet man in den Wiener Altbauten eher selten.
Solch gepflegten Stauraum findet man in den Wiener Altbauten eher selten.(c) Wikipedia/Stokado
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In Wien steigt der Bedarf an Stauraum. Gleichzeitig sind viele der Keller in der Bundeshauptstadt feucht und unbrauchbar – das schreit nach Alternativen. Self-Storage-Anbieter springen ein.

Hausverwaltungen sehen sich vermehrt mit Anfragen bezüglich freier Kellerflächen konfrontiert. Auch bei der Immobilienberatung Schmid GesmbH, die zur international agierenden IMV-Gruppe gehört, häufen sich die Anfragen. „In erster Linie betrifft das Bewohner, die zusätzliche Abstellflächen benötigen“, berichtet Geschäftsführer Rene Vokroj. Gleichzeitig sind aber auch die Anforderungen an die Stauräume gestiegen. „Heute sind ausreichend große und trockene, möglichst durchlüftete Lagerflächen gewünscht, etwa für das Einstellen von Fahrrädern“, sagt er.

Sanierungen oft zu teuer

Hinzu komme das Thema Sicherheitsmaßnahmen. In Sachen Brandschutz werde einiges unternommen, berichtet er. Nicht aber beim Thema Einbruchschutz. Mit dem Resultat, dass zahlreiche Kellerabteile ungenutzt bleiben. Bei rund einem Drittel der von Schmid verwalteten Liegenschaften können die modernen Anforderungen an einen Keller nicht erfüllt werden. Mitunter, weil mehrere verwaltete Altobjekte über Erdkeller verfügen. Jene im zweiten und dritten Bezirk befinden sich im ehemaligen Schwemmgrund der früheren Donau und sind großteils feucht. „Diese Flächen stehen dann meist leer oder werden im ungünstigsten Fall zugerümpelt“, erzählt Vokroj. „Und da die Sanierung von Hauskellern keine Auswirkung auf den Mietertrag hat, hält sich bei Hausinhabern der Wille dazu in Grenzen.“

Erst wenn eine Gesamtsanierung oder ein Dachgeschoßausbau ansteht, werden auch die Kellerabteile ein Thema. „Für ein durchschnittliches Haus mit rund 20 sanierungsbedürftigen Kellerabteilen ist ein Aufwand von rund 40.000 Euro zu veranschlagen“, weiß der Experte. Eine Sanierung zu Estrichkellern zahlt sich in vielen Fällen gar nicht aus. Sind die Kellermauern bereits feucht oder schimmelbefallen, müssen sie zuvor trockengelegt und von Schimmel befreit werden, und das kostet.

Mieter versuchen in solchen Fällen zu improvisieren. Empfindliche Gegenstände, wie etwa Schallplatten oder Bücher, gilt es etwa in luftdichten Plastikboxen zu verstauen. Wobei das gelagerte Material außerhalb des Erdkellers eingepackt werden sollte und die Boxen nicht auf dem Erdboden, sondern auf Stellagen zu verstauen sind.

Lebensstil als Treiber

Oder sie nehmen gleich Zuflucht bei externen Anbietern. Seit einigen Jahren erfreuen sich Self-Storage-Unternehmen wie Store.Me, Easy Storage oder MyPlace zunehmender Beliebtheit. Das Netz der MyPlace-Filialen besteht in Wien mittlerweile aus elf Standorten mit rund 11.000 Lagerabteilen, die einen bis 50 Quadratmeter groß sind.

„Die Nachfrage in Wien hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt“, sagt Martin Gerhardus, geschäftsführender Gesellschafter von MyPlace. „In Wien werden in den nächsten fünf Jahren ein bis zwei weitere Standorte hinzukommen.“ Ziel sei es, das Filialnetz so auszubauen, dass die Bewohner der MyPlace-Regionen innerhalb von zehn Autominuten eine Filiale erreichen können. Angesprochen werden vor allem zwei Zielgruppen: Private und Businesskunden. „Aus sozialwissenschaftlicher Sicht sind es vor allem die Lebensstile der Konsum- und Erlebnisgesellschaft, die dazu führen, dass Platz für Gegenstände geschaffen werden muss, die für den regulären Tagesablauf eigentlich keine Rolle spielen.“ Gerhardus verweist in diesem Zusammenhang auf Beispiele wie ein Snowboard, die Tauchausrüstung oder die Spielzeugsammlung.

Rund ein Drittel der MyPlace-Kunden sind allerdings Gewerbetreibende. „Neben Anwälten, die für lange Zeit Akten einlagern müssen, mieten auch Selbstständige aus dem E-Commerce-Bereich die Lagerräume für ihre Materialien und Produkte“, weiß der Geschäftsführer.

INFO

Die Sanierung von feuchten Kellern hat mangels monetärer Anreize für Hausinhaber keine Priorität. Mietern bleibt häufig also keine andere Wahl, als auf luftdichte Lagermethoden zurückzugreifen oder externen Stauraum hinzuzumieten. Findige Unternehmer haben darin eine Marktlücke entdeckt und bieten mittlerweile ein flächendeckendes Netz von Self-Storage-Standorten an, die in wenigen Autominuten erreichbar sind. www.myplace.at, https://easystorage.at, www.store.me

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2017)

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