Lastenfahrrad, Leihbox und Versicherung

Übersiedlung. Umzugsunternehmen sind zunehmend beliebt. Was dabei zu beachten ist.

Umsiedeln angesagt? Immer mehr verlassen sich dabei nicht auf gute Freunde oder fremde Leih-LKW, sondern auf professionelle Umzugshilfe. Etablierte Transportunternehmen wie Logistikprofi „Gebrüder Weiß“, neue Platzhirsche wie „die Möbelpacker“ in Wien, die mit zahlreichen Zusatzservices im Repertoire aufwarten (Entrümpelung, Entsorgung, Montage und Spezialtransporte) oder Öko-Experten wie „Heavy Pedals“, die umweltbewusst in der Umgebung Wien per Lastenfahrrad übersiedeln – die Möglichkeiten professioneller Umzugshilfen sind breit gestreut. Dank Internetplattformen, wie „leichtgemacht“ oder „ImmobilienScout24“, lassen sich Transportfirmen und Preisvergleiche dazu leicht ausfindig machen. Allerdings verstecken sich in den Preisen häufig unterschiedliche Services, die erst beim Studium des Kleingedruckten sichtbar werden.

Schwarze Schafe

Seriöse Umzugsunternehmer sind im österreichischen Möbel-Transport-Verband (ÖMTV) und Austria Movers and Relocation Association (AMARA) organisiert. Laut ÖMTV ist die Zahl der „schwarzen Schafe“ in der Branche hoch. Für den Endkonsumenten ist es zum Zeitpunkt der Beauftragung schwer zu erkennen, ob es sich um einen Fachbetrieb handelt oder nicht. Die schwarzen Schafe ködern Kunden mit modernen Websites, Callcentern mit deutschsprachigen Agents und günstigen „Aktionspreisen“. „Leider gehen die gewerberechtlichen Zutrittsbestimmungen für Kleintransporteure nicht über die Anmeldung eines freien Gewerbes hinaus“, sagt ÖMTV-Präsident Peter Minichmayr und sieht die Politik am Zug, diesen Zustand im Sinne des Bürgers zu ändern. „Die böse Überraschung kommt meist erst mit der Endabrechnung. In Einzelfällen verlangen solche Unternehmen das drei- bis vierfache des ursprünglichen Angebotes.“ Besonders prekär sei es im Fall von Transportschäden. Mangels der richtigen Versicherungsberatung vor Umzugsbeginn bleibt der Kunde häufig auf den entstandenen Schäden sitzen. Eine Recherche des ÖMTV will ergeben haben, dass alleine 2015 durch solche Unternehmen ein Steuerverlust von rund zehn Millionen Euro entstanden sein könnte. „Ausgefallene Lohnnebenkosten, Mehrwertsteuer, Körperschafts- oder Einkommenssteuer summieren sich bei einem geschätzten Gesamtmarkt von rund 30 Millionen Umsatz im Jahr“, sagt Minichmayr. Derzeit plant der ÖMTV, ähnlich wie die Kleintransporteure mit ihrem „Gütesiegel“, eine Absicherung für den Endkunden. „Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang vor allem eine ,Umzugs-Vollkasko-Versicherung‘, die Schäden direkt mit dem Auftraggeber reguliert, unabhängig, wer den Schaden tatsächlich verschuldet hat“, sagt der ÖMTV-Präsident. Darüber hinaus bietet der Verband eine außergerichtliche Schlichtungsstelle für etwaige Differenzen, die ein Privatkunde bei der Abwicklung seines Umzuges mit einem Mitgliedsbetrieb des ÖMTV haben könnte.

Ökologischer einpacken

Bei Privatumzügen sind Bananenschachteln als Transportbehälter nach wie vor Thema, und Umzugskartons aus dem Baumarkt gelten als Klassiker. Qualitativ hochwertigere Umzugs-Kartonagen, die besonders stabil, stapelfähig und damit auch relativ teuer sind, kommen eher bei gewerblichen Umzügen in Frage. Im Aufwind befinden sich mietbare Kunststoff-Transportboxen. Sie können nahezu unbegrenzt wiederverwendet werden. Das Startup „GoFoxBox“ hat das Box-Sharingmodell, wie es in den USA üblich ist, als Erster nach Österreich gebracht. Außerhalb der Städte Wien, Graz, Linz, Salzburg, Klagenfurt und Innsbruck fällt bei GoFoxBox eine Kilometerpauschale von 2,20 Euro an. „Your Box“ aus Oberösterreich punktet mit einer österreichweit einheitlichen Pauschale. „Seit unserem Start im Februar 2017 waren mehrere tausend unserer Umzugsboxen im Umlauf, Tendenz steigend“, sagt Mario Jacobi, Geschäftsführer von Your Box. „Herkömmliche Umzugskartons halten dem Gewicht oft nicht stand. Nässe ist ein Problem. Wertvolle oder zerbrechliche Inhalte gehen leicht kaputt.“ Übersiedeln kommt mit Kartonagen meist nur bei trockenem Wetter in Frage. „Selbst dann machen Kartons mehrere Fahrten nötig, da sie kaum effizient gestapelt werden können“, weiß der Jungunternehmer. „Wir liefern die Boxen an die alte Adresse und holen sie nach dem Umzug von der neuen Adresse ab. Das spart den Kunden Zeit, Nerven und im Vergleich zu Umzugskartons aus dem Baumarkt auch Geld“. Die wöchentliche Miete für eine Box ist deutlich niedriger als der Kaufpreis für einen Umzugskarton.

Was Sie beachten sollten beim. . . Umzug.

Tipp 1

Richtig einpacken. „Auch zerbrechliche Dinge lassen sich oft sicher verpacken, ohne dass extra Material gekauft werden muss“, verrät Your Box-Geschäftsführer Jacobi. „Zum Beispiel können Sie Gläser in Socken stecken, Teller und Schüsseln mit Handtüchern schützen.“ Nützlich ist auch eine „Startbox“, in der sich die wichtigsten Dinge befinden, die sofort nach dem Umzug gebraucht werden.

Tipp 2

Zeitmanagement & Checkliste. Drei Monate vor dem Umzugstermin sollte man die alte Wohnung kündigen. Spätestens zwei Monate davor gilt es, die Umzugsfirma zu buchen. Um den Überblick zu bewahren, hilft eine Checkliste. Mustervorlagen bietet die Website der österreichischen Mietervereinigung, als auch Internetportale wie „Bachmaier“, „Hausgold“ oder „Moveria“.

Tipp 3

Preisvergleich. Die Preise der Umzugsfirmen orientieren sich nach Ort, Transportdistanz und -menge, Anzahl der Stockwerke sowie Zusatzleistungen. Seriöse Firmen liefern verbindliche Kostenvoranschläge. Bei Pauschalpreisen darauf achten, ob sie Anfahrtskosten, Verpackungsmaterial, Werkzeug, Transportversicherung und Zuschläge für Wochenende oder Etagen inkludieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2017)

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