Kaminbau: "Mehr als nur ein Loch im Haus"

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Für einen sicheren und effizienten Betrieb der Heizung muss der Rauchfang zum jeweiligen System passen. Heikel sind moderne Öfen mit niedrigen Abgastemperaturen.

Als Edmund Drohojowski vor 15 Jahren beim Kaminbauer Ahrens anfing, bezweifelte der Baumeister, dass seine künftige Aufgabe echte Herausforderung bieten würde: „Wie für die meisten war für mich ein Kamin bloß ein besseres Loch im Haus.“ Mittlerweile ist Drohojowski nicht nur Geschäftsführer von Ahrens, sondern auch mit ganzem Herzen Schornsteinspezialist, der stundenlang über die Technik des vermeintlichen „Loches im Haus“ erzählen kann. Sein Credo: „Ein richtig gebauter Rauchfang ist der Motor für eine effektive Verbrennung und Grundlage für einen sicheren Betrieb der Heizung.“

Wenig Abwärme – viel Korrosion

Aber nicht jeder Kamin wird diesen Kriterien gerecht. Ein Problem, mit dem Drohojowski immer wieder konfrontiert ist, resultiert aus der Nutzung moderner, effizienterer Heizanlagen, die weniger warme Luft in den Schornstein blasen. Das ist gut für die Heizkostenrechnung, aber oft schlecht für den Kamin. „Eine Senkung der Abgastemperatur kann dazu führen, dass im Kamin Wasserdampf kondensiert“, erläutert Drohojowski. Das klingt harmlos, kann aber der Beginn eines Zerstörungswerkes mit im Extremfall lebensgefährlichen Folgen sein. Die Rauchgase enthalten Säure, Pech und Ruß. „In Kombination mit der Feuchtigkeit entsteht ein Gemisch das sich ins Mauerwerk saugt. Es zerstört den Zement in den Fugen, und der Rauchfang zerbröselt“, erklärt der Kaminspezialist. Ein solcherart „versotteter“ Kamin ist nicht nur ein ernster Bauschaden, er führt oft in den darüberliegenden Stockwerken entlang der Kamine zu braunen, übelriechenden Flecken an den Wänden. Letztlich kann durch kaputte Schornsteine sogar tödliches Kohlenmonoxid in Wohnungen gelangen.

Um diese Gefahr frühzeitig zu entdecken, kontrollieren Rauchfangkehrer regelmäßig die Kamine. „Sehen wir eine Versottung, ermitteln wir die Ursache, Hauptgründe sind meist zu niedrige Abgastemperaturen, aber auch Luftmangel und andere Kleinigkeiten“, berichtet Rauchfangkehrer Josef Rejmar.

Sanierung durch Kaminrohr

In den meisten Fällen wird eine Sanierung des Kamins erforderlich sein: „Dabei geht es vor allem darum, den Schornstein so zu erneuern, dass er den Anforderungen des Heizgerätes gerecht wird“, weiß Drohojowski. Die beste, aber auch teuerste Lösung stellt das Einsetzen eines Kaminrohres aus kondensatdichter Keramik dar, erklärt der Baumeister: „Das ist säurefest, ausbrennsicher und dadurch für alle Brennstoffe ohne wesentliche Einschränkungen verwendbar.“ Als etwas preisgünstigere Alternative bieten sich Edelstahlrohre an. Sie lassen sich auch an die Biegungen sogenannter gezogener Kamine anpassen, bei denen mehrere Kamine über Bögen zusammengeführt werden, und die in Wiener Altbauten häufig zu finden sind. Edelstahl ist allerdings nicht so säurefest wie Keramik, die Lebensdauer daher etwas kürzer.

Nur für Öl- und Gasheizungen geeignet sind Kunststoffrohre. „Sie dürfen bei festen Brennstoffen aufgrund der Brennbarkeit nicht verwendet werden“, so Drohojowski. Bei Niedertemperaturkesseln können solche modernen Kaminrohre sogar als eine Art Abgasreinigungsanlage genutzt werden, damit weniger Schadstoffe in die Umwelt gelangen. Dazu montiert man die Kunststoffrohre ohne Isolierung und nimmt damit bewusst in Kauf, dass das Rauchgas an der Innenwand kondensiert. Denn der Giftcocktail, der beim alten Schornstein zur Versottung führt, läuft im Kunststoffrohr in eine Box am unteren Ende, wo die Schadstoffe gesammelt und dann konzentriert entsorgt werden können.

Eigentlich sollte der Schornstein bereits bei der Installation der neuen Heizung an deren Ansprüche angepasst werden. Wobei unter den Begriff Heizung selbst ein Ofen aus dem Baumarkt zählt, der mit wenigen Handgriffen selbst aufgestellt ist: „Vor Anschluss jeder Feuerstätte an einen Kamin ist immer der Befund eines Rauchfangkehrers einzuholen“, mahnt Rejmar. Dabei geht es nicht nur um die Eignung des Kamins, sondern auch, ob eine ausreichende Belüftung gegeben ist.

Luftzufuhr im Passivhaus

Wobei sich moderne Kamine bei Bedarf die Luft sogar vom Dach holen. Der österreichische Fertigkaminhersteller Schiedel hat beispielsweise einen Schornstein mit einem sogenannten Thermoluftzug entwickelt: „Dadurch kann in dichten Gebäuden wie Passivhäusern die nötige Verbrennungsluft eingeleitet werden“, berichtet Schiedel-Marketingmann Manfred Wagner. Möglich wird das durch einen Fertigkamin mit zwei Rohren – über eines gelangt Luft zur Feuerstätte, über das andere werden in konventioneller Weise die Rauchgase abgeführt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2011)

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