Gartengestaltung: Alles muss raus

Drinnen am Herd stehen, während die Freunde draußen relaxen: Das war gestern. Der Garten ist längst zum erweiterten Wohnzimmer mutiert.

Wolfgang Schmid hat einen durchaus poetischen Blick auf Gärten. „Im Grunde genommen sind sie Wohnungen ohne Plafond“, sagt der Leiter des Wiener Gartengestaltungsbüros „Living Garden“: „Der Unterschied ist nur, dass es draußen hin und wieder regnet.“ Schmid benennt damit aber auch einen Trend, der sich in den letzten Jahren verstärkt durchgesetzt hat: Der Garten wird weniger als eine wild wuchernde grüne Oase wahrgenommen, er mutiert immer mehr zur klar strukturierten Wohnung unter freiem Himmel. Der Außenraum, sei es eine Grünfläche oder eine Dachterrasse, wird ähnlich wie die eigentlichen vier Wänden in funktionale Bereiche eingeteilt: einen Essbereich, eine Ecke zum Abhängen, eine Nische zum Baden.

Gärten, in denen kreuz und quer die Pflanzen wuchern, ist damit erst einmal eine Absage erteilt. Folgt man dem Trend, dann sind Blumen, Büsche und Bäume zwar wichtige Raumteiler, aber sie stehen nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit. „Ich sehe Pflanzen als Möbelstücke“, formuliert es Jörg Zecha vom niederösterreichischen Garten- und Landschaftsbaubetrieb Arge Garten: „Vor allem für die Struktur und Raumaufteilung sind sie enorm wichtig.“ Mit Sträuchern könne man gut den Lounge- vom Essbereich abteilen.

Garten wächst parallel zum Haus. „Die Pflegeleichtigkeit steht im Moment bei Pflanzen im Vordergrund“, meint Wolfgang Schmid: „Es beginnt sich durchzusetzen, dass die Bepflanzung nicht mehr das Allerwichtigste ist, sondern ein Element von vielen.“ Zentral an jeder Gartengestaltung ist für die beiden Landschaftsexperten aber ohnehin eines: Die Hausarchitektur und die Gartengestaltung sollen in einem möglichst frühen Stadium Hand in Hand gehen. Bestenfalls steht das Haus noch gar nicht; bereits in der Planungsphase wird entschieden, wie der Garten aussehen soll.

Wenn der Außenraum wie ein Innenraum betrachtet wird, dann fällt natürlich auch die klare Trennung der beiden Bereiche: Gartenausstattung und Inneneinrichtung tragen idealerweise die gleichen Stilmerkmale. Eine ästhetische Handschrift soll alles prägen. Das hat natürlich auch den Vorteil, dass der Garten wie eine natürliche Verlängerung der Wohnung aussieht. Dadurch wirken kleine Innenräume zumindest optisch größer.

Herzerwärmend auch bei Minusgraden. Das Auge wohnt schließlich mit. Es möchte auch im Winter nicht in vier Wänden eingesperrt sein, sondern den Garten zumindest visuell genießen. Auch, wenn es viel zu kalt ist, um sich draußen aufhalten zu können, erfreut ein Blick auf einen Außenbereich, der auch bei Minusgraden wohnlich aussieht.

Der Garten sollte in der kalten Jahrezeit nicht bloß als Abstellkammer für zugedeckte Möbel dienen, die erst im Sommer zum Einsatz kommen. Gute Qualität bei den Hölzern und eine robuste Ausstattung der Möbel sind deshalb entscheidend. „Wir sind vielleicht 20 Prozent unserer Zeit im Freien“, erklärt Schmid: „Wir schauen also viel öfter von innen auf unsere Terrasse oder unseren Garten, als dass wir den Raum wirklich nutzen.“ So macht es Sinn, dass der Garten oder die Terrasse zum Innenraum passt, diesen sogar aufwertet. Ausgeklügelte Beleuchtungskonzepte etwa helfen dabei, den Wohnraum optisch nach außen zu verlängern und so den Eindruck zu vermitteln, der Innenraum sei weitläufiger.
Aber auch fix stationierte Outdoormöbel, die den Winter ohne Schutz überstehen können, vermitteln selbst bei Frost und Schnee das Gefühl eines lebendigen Gartens. Die italienische Marke Paola Lenti etwa verarbeitet daher bei ihren Terrassenmöbeln ein Material, das sich unter extremen Bedingungen bewährt hat: Kletterseile, wie man sie aus dem Alpinsport kennt.

Für Wolfgang Schmid setzt sich auch in unseren Gefilden immer mehr der Wunsch durch, italienisch zu leben. „Die Leichtigkeit des Seins soll sich auch im Garten spiegeln“, meint er. Und kochen gehöre nun einmal zur italienischen Lebensart. Die Zeiten, in denen eine Hausfrau drinnen am Herd stand, während Familie und Freunde im Garten relaxen, sind zum Glück vorbei. Outdoor-

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