Lebensversicherung: Garantiert weniger Zinsen

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Der Garantiezins wird wohl von derzeit zwei auf 1,75 Prozent herabgesetzt. Der Begriff verliert noch mehr an Bedeutung, die Produkte werfen immer weniger Zinsen ab.

Wien/Ker. Er ist einer der Lieblingsbegriffe der Versicherungsbranche: der sogenannte Garantiezins. Das bedeutet: Wenn man eine Lebensversicherung abschließt, bekommt man einen garantierten Zinssatz ausbezahlt. Derzeit liegt dieser bei zwei Prozent in Österreich.

Welch verwirrender Begriff dieser Garantiezins ist, zeigt ein Beispiel: Ein 30-jähriger Angestellter schließt eine Lebensversicherung (Er- und Ableben) auf 20 Jahre ab. Er zahlt monatlich 100 Euro ein, also 24.000 Euro während der Laufzeit. Ihm steht ein jährlicher Garantiezins von zwei Prozent zu. Tatsächlich erhält der Kunde aus diesem garantierten Zins am Ende 25.250 Euro. Das entspricht aber nicht zwei Prozent jährlich, sondern nur 0,5Prozent.

Spesen werden abgezogen

Die Lösung des Rätsels: Bevor die Versicherung das Geld der Kunden anlegt, zieht sie etwa noch Spesen und eine Risikoprämie ab. Erst was danach übrig bleibt, wird mit den „garantierten“ zwei Prozent verzinst. Die noch schlechtere Nachricht: Schon bald wird es für neue Lebensversicherungen einen noch niedrigeren Garantiezins geben. Dieser Zinssatz wird von der Finanzmarktaufsicht (FMA) nach einer gewissen Formel bestimmt. Der Wert ergibt sich aus einem gleitenden Durchschnitt der Sekundärmarktrendite (SMR) minus Abschlag.

Die jährliche SMR (bezogen auf heimische Bundesanleihen) hat in den vergangenen Monaten deutlich abgenommen. Im Jahr 2011 lag der Wert noch bei 2,63 Prozent, im Juni dieses Jahres bei nur noch 1,48Prozent. Die Folge? Es sei davon auszugehen, dass sich ein Garantiezins von 1,75Prozent ergeben werde, heißt es aus der Generali Versicherung auf Anfrage der „Presse“. Die Pressevertreter der FMA zeigen sich dagegen noch kryptisch. Bisher habe man noch keinen entsprechenden Verordnungsentwurf (zur Reduktion des „Garantiezinssatzes“, Anm.) ausgesandt. Dagegen erwartet aber auch Uniqa-Vorstand Peter Eichler „einen Wert von 1,75 Prozent“. Das heißt für Neukunden: Der Garantiezins wird bald effektiv noch weniger als 0,5 Prozent jährlich für sie einbringen. Sie können höchstens noch auf eine hohe Gewinnbeteiligung hoffen. Denn die Gesamtverzinsung bei der Lebensversicherung besteht aus dem Garantiezins und darüber hinaus aus der Gewinnbeteiligung. Letztere hängt vom Veranlagungserfolg der Assekuranz ab. Aber da schaut es auch nicht prächtig aus.

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Problem Niedrigzinsen

Das niedrige Zinsniveau macht Versicherungen mächtig zu schaffen. Sichere Staatsanleihen werfen geringe Renditen ab und höher verzinste bergen dafür ein deutlich höheres Risiko, vor allem in der aktuellen Staatsschuldenkrise. Sorgen machen sich die Assekuranzen zudem über das neue europäische Aufsichtssystem SolvencyII, das ab 2014 vollständig umgesetzt sein soll. Die Versicherungen müssen sich mit mehr Kapital ausstatten– also mehr Geld binden, das dann wiederum für eine bessere Verzinsung abgeht.

Auf die Versicherungsgesellschaften kommen damit schwierigere Zeiten zu. Sie müssen schließlich so viel erwirtschaften, um die Garantiezinssätze der alten Verträge gewährleisten zu können. Bis zum Juli 2000 gab es für damalige Neukunden noch einen garantierten Zins von vier Prozent. Dieser Garantiezins ist nämlich für die gesamte Laufzeit des Produktes garantiert. Bisher beteuern die Vertreter der Versicherungsbranche, mit der Erfüllung der bestehenden Verpflichtungen keine Probleme zu haben.

Gesamtertrag sinkt

Fakt ist aber auch, dass die Verzinsung bei den Lebensversicherungen in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen hat. Beispiel Allianz: Im Jahr 2002 gab es noch eine Gesamtverzinsung von fünf Prozent, im Vorjahr nur mehr von 3,5Prozent. Heuer wird sie nur mehr bei 3,25 Prozent liegen. Aber Achtung: Das ist auch hier nicht die jährliche Nettorendite. Die Verzinsung, die die Versicherungen kundgeben, bezieht sich nicht auf die gesamte Prämie des Kunden, sondern wieder nur auf den Sparanteil (also jenen Teil, der nach Abzug der Kosten und Steuern angelegt wird). Real werden dem Kunden laut Erhebungen nur zwischen 1,5 und zwei Prozent übrig bleiben.

Was Sie beachten sollten bei... Lebensversicherungen

Tipp1

Garantiezins. Der Garantiezins beträgt beim Abschluss einer Lebensversicherung derzeit zwei Prozent jährlich. Dieser Wert bezieht sich nur auf den Betrag, den die Versicherung tatsächlich anlegt (also nachdem die Kosten abgezogen wurden). Real bleiben dem Kunden dann nur rund 0,5Prozent übrig. Durch die Gewinnbeteiligung kann es mehr sein, die ist aber nicht garantiert.

Tipp2

Reduktion. Der Garantiezins (wobei die Bezeichnung so nicht ganz richtig ist) hängt von der Sekundärmarktrendite (SMR) bezogen auf heimische Bundesanleihen ab. Die SMR ist zuletzt stark gesunken. Daher ist anzunehmen, dass der Garantiezinssatz von zwei auf 1,75Prozent reduziert wird– für Verträge, die ab dem nächsten Jahr abgeschlossen werden.

Tipp3

Gewinnbeteiligung. Für die Inhaber von Lebensversicherungen gibt es über den Garantiezins hinaus noch eine Gewinnbeteiligung, abhängig vom Anlageerfolg der Versicherung. In Zukunft wird es aber deutlich schwieriger werden, ordentliche Erträge für die Kunden zu erwirtschaften. Denn die Zinsen sind niedrig und können meist mit der Inflation nicht Schritt halten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2012)

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