Aktien von heimischen Immobiliengesellschaften notieren an der Börse mit hohen Rabatten – und das nicht ohne Grund. Einige Firmen könnten für Anleger aber von Interesse sein.
Mit österreichischen Immobilienaktien hatten Anleger in den vergangenen Jahren keine rechte Freude. Nicht nur, weil die Finanzkrise der Kursentwicklung einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat. Sondern auch, weil die heimische Branche von einigen Skandalen erschüttert wurde. Auch danach sprangen die Kurse nicht so recht an. Seit Anfang 2012 scheint es mit den Papieren an der Börse jedoch bergauf zu gehen. Denn Firmen wie CA Immo, Warimpex oder auch die Immofinanz liegen seither zweistellig im Plus.
Der Aufwärtstrend hat laut Christoph Thurnberger von der Raiffeisen Centrobank mehrere Gründe – und sei vor allem eine Gegenreaktion auf eine vorhergehende übertriebene Schwächephase. Denn heimische Immobilienaktien konnten sich der Krise der Eurozone ebenso wenig entziehen wie andere Wertpapiere. Mittlerweile habe sich die Situation jedoch entspannt. Die Risken im Zusammenhang mit den Osteuropa-Aktivitäten der Firmen werden zudem nicht mehr so stark eingepreist, sagt Thurnberger. Die Gefahr, dass die Banken künftig weniger finanzieren, hat den Investoren ebenso Kopfzerbrechen bereitet. Denn der Sektor ist stark von Fremdfinanzierungen abhängig.
Achillesferse Osteuropa. Osteuropa ist es auch, das bei den österreichischen Immobilienunternehmen zu Rabatten an der Börse führt. Die heimischen Gesellschaften notieren weit unter ihrem Net Asset Value (der Wert des Vermögens abzüglich Schulden). Der Abschlag, der einst 50 Prozent betrug, sei aber inzwischen auf 35 bis 40 Prozent zurückgegangen, sagt Günther Artner von der Erste Bank. „Da ist immer noch Potenzial da.“
Die meisten österreichischen Immobilienfirmen sind jedoch auf den Gewerbebereich spezialisiert. Ziehen an der Konjunkturfront Wolken auf, so kann das Geschäft mit der Vermietung von Büros unter die Räder kommen. Steigt zudem das allgemeine Zinsniveau wieder an, drückt das auf die Profitabilität der Unternehmen, weil sie mehr Geld für die Tilgung ihrer Schulden in die Hand nehmen müssen. Andererseits habe es in den vergangenen Jahren kaum neue Projektentwicklungen gegeben. „Die Neuproduktion ist auf stabilem, aber niedrigem Niveau.“
Unter den heimischen Immobilienaktien ist die Immofinanz für Artner das interessanteste Papier. „Die Kombination aus guter Profitabilität, hoher Dividendenrendite und einer niedrigen Bewertung im Verhältnis zum Buchwert ergibt ein gutes Gesamtbild“, sagt Artner. Anleger, die in erster Linie Dividenden im Auge haben, sind bei der Immofinanz auch gut aufgehoben. Heuer wird die Rendite laut Artner 4,6Prozent betragen, im kommenden Jahr sollte sie auf 6,2 Prozent steigen. Thurnbergers Topempfehlung ist die CA Immo. Positiv ist für den Analysten, dass das Unternehmen seine Verschuldung zurückfahren und Immobilien in Deutschland abstoßen will. „Es sind erfolgversprechende Hebel, die zur Stärkung der Bilanz eingesetzt werden.“ Der Aktienkurs der CA Immo hat sich seit Jahresbeginn um mehr als drei Prozent verteuert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2013)