Wasser: Das "blaue Gold" als Investmenttrend

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Wasser wird nicht an der Börse gehandelt. Doch der Umsatz der Wasserbranche wächst rascher als die globale Wirtschaft. Die Ursachen dafür sind zahlreich.

Wien. Das Thema Wasser bewegt gegenwärtig in Österreich die Gemüter: Darf die Wasserversorgung privatisiert werden? Sollen Private überhaupt mit dem Grundbedürfnis Wasser Geld verdienen? Während viele Menschen hierzulande diese Frage mit Nein beantworten, erfreuen sich Fonds guter Nachfrage, die sich dem Thema Wasser verschrieben haben und das Etikett „nachhaltig“ tragen. Etwa der Pictet Water Fund (ISIN: LU0104884860) oder der Swisscanto Equity Fund Water (LU0302976872). Ihre Performance konnte sich in den vergangenen Jahren sehen lassen: Sie schlugen den globalen Aktienindex MSCI World deutlich.

„Der Wassermarkt wächst rascher als die globale Wirtschaft“, sagt Gerhard Wagner, Fondsmanager des Swisscanto-Fonds. Die Ursachen sind zahlreich: Zuzug in die Städte, wachsende Nachfrage nach Trinkwasser, nach Wasser für die Landwirtschaft und die Industrie. Neue Technologien, etwa „Fracking“, bei dem Schiefergas aus dem Boden gewonnen wird, benötigen viel Wasser. Ein gutes Geschäft für Abwasserdienstleister, Wasserreiniger, Technologiefirmen und Industriezulieferer, die energieeffiziente Pumpen und Pipelines bauen. Hinzu kommt der Nachholbedarf aufgrund der oft unzureichenden oder veralteten Infrastruktur.

Öffentliche Hand hat wenig Mittel

„Das Thema Wasser wird von zwei Megatrends getrieben: Urbanisierung und Kommerzialisierung“, stellt Pictet-Fondsmanager Hans Peter Portner fest. Letzteres bedeutet, dass immer mehr Güter und Dienstleistungen von privaten Firmen übernommen werden. Ursache ist, dass die öffentliche Hand Investitionen in die Wasserinfrastruktur oft lange vernachlässigt hat und jetzt die Mittel knapp sind.

„Es besteht ein Rieseninvestitionsbedarf, nicht nur in den Schwellenländern, sondern auch bei uns“, sagt Portner. In den USA wurden seit den Fünfzigerjahren keine größeren Investitionen der öffentlichen Hand in die Wasserinfrastruktur mehr getätigt. Nun schließt die öffentliche Hand Verträge mit Unternehmen ab. Diesen werden fixe Tarife und damit stabile Einnahmen garantiert, wenn sie bestimmte Investitionen tätigen und die Versorgung sicherstellen. Anderswo vereinbaren Gemeinden oder Industrieunternehmen mit Wasserfirmen, dass diese ihre Infrastruktur betreiben.

Wer großen Wert auf ein „defensives“ Depot legt, das relativ wenig mit der Konjunktur schwankt, ist mit Wasserversorgern gut bedient. „Sie haben regelmäßige Einnahmen, werfen gute Dividenden ab und schwanken weniger stark“, stellt Wagner fest. Zudem lässt sich eine breite regionale Streuung abbilden. Die größten Firmen sitzen in den USA oder in Großbritannien. Es gibt sie jedoch in vielen Regionen der Welt– von den Philippinen über Europa und Nordamerika bis hin zu Südamerika.

Nicht so stark von Konjunktur getrieben

Die Wasserbranche sei generell eine „defensive“ Branche, weil sie nicht vom Wirtschaftszyklus, sondern eben von den beiden Megatrends Urbanisierung und Kommerzialisierung getrieben wird, meint Portner. Der Pictet-Fonds habe in seinem 13-jährigen Bestehen in nur zwei Jahren den Weltmarkt nicht übertroffen, berichtet der Fondsmanager: 2003 und 2009. In den Jahren davor war es jeweils zu starken Verlusten an den weltweiten Börsen gekommen, einmal durch das Platzen der New-Economy-Blase, einmal durch die Finanzkrise. Die Erholung danach fiel in anderen Branchen stärker aus als im Wassersektor. „Aber bei Negativwachstum oder bei moderatem Wachstum schlägt sich der Wasserfonds besser.“

Wer „zyklische“ Aktien bevorzugt, die stärker schwanken, bei denen aber auch ein größeres Wachstum möglich ist, sollte eher zu den Wassertechnologiefirmen und Zulieferern greifen. Während die Versorger in vielen Regionen beheimatet sind, sitzen die Technologiefirmen vor allem in den USA. Wagner glaubt, dass das auch noch eine Weile so bleiben wird. Denn die Firmen verfügten nicht nur über Know-how, sondern profitierten auch von ihrer langjährigen Kundenbindung und würden die Anforderungen ihrer Geschäftspartner gut kennen. „Es ist ein Unterschied, ob man Wasser für die Halbleiterindustrie reinigt oder für Medikamente.“ Die meisten Firmen seien schon lange in diesem Bereich aktiv. Es gebe wenige Börsengänge, auch etabliere sich kaum asiatische Billigkonkurrenz. „Die Branche wächst, es ist aber kein Hype“, sagt Wagner.

Wer Kosten für einen Fondsmanager sparen will, kann auch zu einem börsengehandelten Fonds (ETF) wie dem Lyxor ETF World Water (FR0010527275) greifen, der den World Water Index (WOWAX) nachbildet. Auch gibt es Zertifikate auf bestimmte Water-Baskets (Körbe mit Wasseraktien). Dabei sollte man freilich im Auge behalten, dass Zertifikate Schuldverschreibungen von Banken sind. Geht die Bank pleite, erhält man nichts zurück, auch wenn sich die Aktien aus dem Korb bestens entwickelt haben.

Unterschiedliche Entwicklung

Auf Einzeltitel setzen sollte nur, wer sich gut auskennt oder zumindest eine klare Marktmeinung bezüglich der Firmen hat. Der World Water Index, der die Wertentwicklung von 20 großen Wasserfirmen widerspiegelt, entwickelte sich auf Ein- und Dreijahressicht besser als der globale Aktienmarkt (auf Fünfjahressicht liegt er gleichauf). Doch die einzelnen Firmen performten höchst unterschiedlich. So konnte man mit dem Papier des Sanitärtechnikkonzerns Geberit (CH0030170408) viel Geld verdienen. Auch der US-Wasserversorger American Water Works (US0304201033) hält sich langfristig gut, zuletzt ging es aber (aus Euro-Anlegersicht auch aufgrund des schwächeren Dollars) nach unten. Der Technologiekonzern Xylem (US98419M1009) zeichnet sich durch starke Schwankungen aus. Mit dem französischen Umweltdienstleister Veolia (FR0000124141) hätte man in den vergangenen Jahren einen Großteils seines Vermögens eingebüßt. Direkt in Wasser investieren kann man nicht. Der Rohstoff wird– anders als Metalle, Getreide oder Öl– nicht an der Börse gehandelt. Wer mit Wasser Geld verdienen will, muss das über den Umweg von Unternehmen tun. Also entweder deren Aktien kaufen oder zwecks besserer Streuung Fonds, Zertifikate oder andere börsengehandelte Wertpapiere, die von der Entwicklung der Wasseraktien profitieren.

Bleibt die Frage: Sind Wasserinvestments nachhaltig? „Der Wasserkreislauf ist grundsätzlich nachhaltig“, meint Portner. Doch sei das natürliche System überlastet, weil das Wasser zu stark verschmutzt werde. Hier würden die Wasserfirmen einspringen und Investitionen bereitstellen, die diese Bioinfrastruktur unterstützen. Die Swisscanto-Fondsmanager investieren nach eigenen Angaben primär in solche Firmen, die dazu beitragen, dass die Wassernachfrage vom Wirtschaftswachstum entkoppelt wird. Also in Versorger, die in ein besseres Pipelinenetz investieren, damit weniger Wasser verloren geht. Oder Technologiefirmen, die dazu beitragen, dass die Industrie mit weniger Wasser auskommt.

Auf einen Blick

In Wasser investieren kann man nicht direkt (Wasser wird nicht an der Börse gehandelt), aber über den Umweg von Firmen. Zahlreiche Fonds haben sich auf das Thema spezialisiert und stecken die Gelder ihrer Anleger in Wasserversorger, Abwasserentsorger, Wasserreiniger und Industriezulieferer. Während manche Menschen Bedenken gegen die Privatisierung von Wasserversorgung hegen, tragen viele Fonds das Etikett „nachhaltig“, investieren also nach bestimmten Kriterien, die etwa vorsehen, dass die Unternehmen zu einem sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser beitragen. Die Wasserwirtschaft entwickelte sich in den vergangenen Jahren besser als die Gesamtwirtschaft. Einzelne Aktien, etwa die der französischen Veolia, hielten sich weniger gut.

Lebensmittelfirmen
wie Nestlé, Danone, Coca-Cola oder PepsiCo verdienen Geld mit dem Verkauf von Mineralwasser. Solche Aktien gelten als „defensiv“ und sind breit aufgestellt. Kritiker haben auch hier ethische Bedenken: Die Firmen würden Wasserquellen aufkaufen, die der Bevölkerung dann teilweise nicht mehr zugänglich sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2013)

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