Biotech: Wenn Hoffnung regiert

Biotech Wenn Hoffnung regiert
Biotech Wenn Hoffnung regiert(c) Reuters
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Aktien aus dem Biotechnologiesektor sind in den vergangenen Monaten überaus gut gelaufen. Die hohen Wachstumsraten der Branche versprechen auch in Zukunft schöne Gewinne.

Sie sind jung, dynamisch, innovativ und nicht zuletzt auch flexibel: Firmen aus dem Biotechnologiesektor. Zahlreiche Investoren wissen Eigenschaften wie diese zu schätzen – und wurden in den vergangenen Monaten mit recht ansehnlichen Kurssteigerungen belohnt.

Auf Einjahressicht haben viele Fonds, die auf diesen Bereich spezialisiert sind, Kurssteigerungen von über 20 Prozent erzielt. Sieht man sich die Performance über einen Zeitraum von drei Jahren an, sind die Zuwächse ebenso beachtlich.

Gründe für die gute Entwicklung gibt es viele, sagt Tazio Storni, Analyst von Bellevue Asset Management. Die Umsätze seien in der Vergangenheit stark gewachsen. Überdies hätten erfreuliche Nachrichten wie die Zulassung neuer Medikamente oder positive Resultate aus klinischen Studien die Kurse angetrieben. Ein weiterer, nicht unbedeutender Faktor kam hinzu: Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat ihre Zulassungsverfahren beschleunigt. Das wiederum spielt dem Sektor in die Hände.

Bereits die Hälfte aller Zulassungen sei auf Unternehmen aus der Biotech-Branche zurückzuführen, sagt Bernhard Spittaler von Schoellerbank Invest.
Risken und Nebenwirkungen. Doch freilich, in Biotech-Firmen zu investieren muss nicht immer nur Freude bereiten. Im Gegenteil: Kapitalanlagen sind hier mit hohen Risken verbunden und können im schlimmsten Fall zum Totalverlust führen. Scheitert eine klinische Studie, kann nicht nur der Aktienkurs in den Keller fallen. Auch Anleger werden dann auf den Boden der Realität zurückgeholt. Denn Biotechfirmen leben nicht zuletzt vom Prinzip Hoffnung, das Investoren in deren Produkte setzen.

Die meisten Firmen in der Branche verbrennen zudem mehr Geld, als sie verdienen. War Mitte der 1990er-Jahre nur eine Handvoll Biotechfirmen profitabel, ist deren Anzahl 2007 auf über 30 gestiegen, sagt Spittaler. „Das Ganze bewegt sich jedenfalls in die richtige Richtung.“

Ist eine Firma indes erfolgreich, können Anleger auf ein Übernahmeangebot – und steigende Kurse – hoffen. „Ich bin über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum sehr positiv für den Sektor“, sagt Storni. Während große Pharmakonzerne ein Kurs-Gewinn-Verhältnis zwischen neun und 14 vorweisen, liege die Bewertung im Biotechsektor bei 20. Allerdings, so Storni, sind auch die Wachstumsraten entsprechend hoch. Interessant sind für Storni etwa Firmen wie Gilead (US3755581036), die führend im HIV-Bereich ist. 70 bis 80 Prozent der Neuinfizierten würden mit Produkten von Gilead behandelt. Auch die Aktie von Novo Nordisk (DK0060102614) habe noch Steigerungspotenzial, „auch wenn die Bewertung nicht mehr günstig aussehen mag“. Die Dominanz der Firma sei erdrückend, so Storni.

Fondsmanager Harald Kober von der Erste Sparinvest empfiehlt jedenfalls, nur über Fonds in den Sektor zu investieren. Denn die Volatilitäten seien hier nicht zu unterschätzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2013)

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