Bausparen: Sind fixe oder variable Zinsen besser?

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Volkswirtschaftlich ist Bausparen sinnvoll. Als reine Sparform allerdings nicht mehr. Die effektive Verzinsung liegt bei 1,4 Prozent.

Wien/Ker. Nun fällt die letzte Zinsbastion unter den heimischen Bausparkassen. Wüstenrot reduziert den jährlichen Fixzinssatz für ihren Bausparvertrag von zwei auf 1,5 Prozent. Somit bietet bald kein Anbieter einen höheren Zinssatz als 1,5 Prozent. Die Vertreter der Branche beteuern zwar, dass Bausparen volkswirtschaftlich sinnvoll sei. Das Geld der Sparer gehe direkt in Darlehen für den Wohnungsbau. Und jene, die jetzt in einen Bausparer einzahlen, bekommen später leichter ein Darlehen für Hausbau oder Wohnungskauf. Aber: Hat Bausparen als reine Sparform Sinn? Also ohne Absicht, später einen Kredit aufnehmen zu wollen?

Nettoverzinsung: 1,4 Prozent

Was bleibt dem Sparer bei einem 1,5-Prozent-Bausparer übrig? Ein Vertrag läuft sechs Jahre lang. Bei einer monatlichen Sparleistung von 100 Euro steckt der Anleger in sechs Jahren 7200 Euro in diese Sparform. Günstiger wäre, wenn er nicht monatlich, sondern jährlich einzahlt (sofern er das Geld schon zur Verfügung hat). Dann verzinst sich das Kapital besser. Nach sechs Jahren erzielt der Anleger einen Ertrag von knapp 370 Euro. Das entspricht einer effektiven Verzinsung von 1,4 Prozent jährlich.

Das ist weniger als der nominelle Jahreszinssatz. Und das, obwohl die Bausparkassen damit werben, dass die Kunden eine jährliche und steuerfreie staatliche Prämie geschenkt bekommen. Diese Prämie macht mittlerweile nur mehr 1,5 Prozent der jährlichen Sparleistung aus. Also jährlich 18 Euro. Über die sechs Jahre läppert sich eine staatliche Prämie von 108 Euro zusammen. Aber: Der Staat gibt nicht nur, er nimmt auch. Und zwar in Gestalt der Kapitalertragsteuer. Während der Laufzeit muss der Anleger fast 100 Euro an die Republik abführen. Außerdem fallen rund fünf Euro jährlich an Kontoführungsspesen an. Kosten und Steuer sind somit höher als die staatliche Prämie.

Zumindest liegt die Bauspar-Rendite höher als die aktuelle Sparbuchverzinsung. Bei den Sparbuchzinsen hat man aber zumindest die Hoffnung, dass sie in den nächsten Jahren steigen. Fixe Bausparzinsen dagegen sind auf sechs Jahre einzementiert. Auch wenn die Zinsen auf den Märkten wieder anziehen sollten. Bekäme man für einjährige Sparbücher in den nächsten zwei Jahren 1,5 Prozent (so viel bekommt man derzeit bei Direktbanken) und dann vier Jahre zwei Prozent, würde man mit dem „Büchl“ besser aussteigen als mit dem Bausparer. Der Aufwand ist aber auch größer, da man jedes Jahr das Kapital umschichten muss. Und sich zwingen muss, auch tatsächlich 1200 Euro pro Jahr anzusparen.

Wer auf den Bausparer partout nicht verzichten möchte, hat drei Wochen Zeit, um sich höhere Zinsen zu sichern. Wüstenrot wird den Fixzinssatz erst ab Mai reduzieren. Ob der Vertrag mit 1,5 oder mit zwei Prozent jährlich verzinst wird, macht über sechs Jahre hinweg einen Unterschied von 100 Euro. Die effektive Verzinsung beträgt bei zwei Prozent nach Spesen und Steuern 1,8 Prozent. Zwar wird es auch kaum möglich sein, die Inflation abzudecken. Der reale Verlust ist aber geringer als beim Sparbuch.

Nun, wenn die Fixzinsvariante nur so wenig abwirft – ist dann ein variabler Bausparer besser? Zumindest der Einstiegszinssatz ist besser. Bei Wüstenrot und Raiffeisen gibt es etwa 3,5 Prozent, bei der S-Bausparkasse drei Prozent. Dieser Zinssatz bezieht sich freilich nur auf das erste Jahr. Danach geht es bergab. Denn die Verzinsung in den folgenden fünf Jahren orientiert sich an den Marktzinsen – genau genommen liegt sie darunter. Und da die Zinsen derzeit extrem tief notieren, gibt es für einen variablen Bausparer aktuell nur die Mindestverzinsung von einem Prozent.

Alternative: Variable Zinsen?

Angenommen, die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Zinsen langfristig tief, weil sie in den maroden Schuldenländern die Rezession nicht verschärfen will. Was heißt das für die Bausparanleger? Die müssen sich langfristig mit der einprozentigen Mindestverzinsung abspeisen lassen, im schlimmsten Fall über fünf Jahre. Eine Berechnung: Ein Sparer steckt jährlich 1200 Euro in den variablen Bausparer. Im ersten Jahr gibt es die 3,5 Prozent. In den folgenden fünf Jahren aber nur ein Prozent. Der Anleger bekommt am Ende fast 7500 Euro heraus. Das entspricht einer Verzinsung von weniger als 1,2 Prozent jährlich.

Da bleibt dem Sparer nur zu hoffen, dass die Marktzinsen während der Laufzeit steigen. Ein anderes Szenario: Die Verzinsung macht im ersten Jahr 3,5 Prozent, dann drei Jahre ein Prozent, in den letzten beiden Jahren zwei Prozent aus. Zum Schluss bekommt der Anleger fast 7600 Euro ausbezahlt. Die effektive Verzinsung beträgt 1,6 Prozent. Das wäre zumindest etwas besser als der Bausparer mit einer Fixverzinsung von 1,5 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2013)

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