Aktienfonds führen noch Schattendasein

Aktienfonds fuehren noch Schattendasein
Aktienfonds fuehren noch Schattendasein(c) Erwin Wodicka - wodicka@aon.at (Erwin Wodicka)
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Investmentfonds. Während Aktienfonds weltweit die beliebteste Fondskategorie sind, zogen die Österreicher lange Zeit Anleihenfonds vor. Im ersten Quartal war das anders.

Wien/B.l. Umgerechnet 22 Billionen Euro liegen weltweit in Investmentfonds. Der relativ größte Brocken, nämlich 37 Prozent, entfallen auf Aktienfonds (siehe Grafik). Anleihenfonds (24 Prozent), Geldmarktfonds (16), Mischfonds (elf) und sonstige Fonds (zwölf Prozent) erfreuen sich wesentlich geringerer Beliebtheit. Das gaben die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) und die Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ) bekannt.

Österreich ist anders als der Rest der Welt: Aktienfonds spielen mit 18 Prozent des Fondsvermögens eine untergeordnete Rolle. Deutlich beliebter sind Anleihenfonds, auf die 56 Prozent des Fondskapitals entfallen.

Doch die niedrigen Zinsen und die hohen Anleihenkurse lassen die Österreicher ihr Anlageverhalten überdenken: Von den 1,1 Mrd. Euro, die sie von Jänner bis März 2013 in Investmentfonds investiert haben, entfiel der Löwenanteil, nämlich 740 Mio. Euro, auf Aktienfonds, 294 Mio. Euro flossen in Anleihen- und 163 Mio. Euro in Mischfonds. Aus den Geldmarktfonds haben die Anleger dagegen netto 71 Mio. Euro abgezogen. In Summe ist das von österreichischen Kapitalanlagegesellschaften verwaltete Fondsvermögen im ersten Quartal um 1,4 Prozent auf 147,6 Mrd. Euro gestiegen.

Europaweit lagen per Jahresende neun Billionen Euro in Fonds. „Die Risikoaversion der Investoren nimmt langsam ab, die tiefen Zinsen sorgen für Nachfrage nach Emerging-Market- und High-Yield-Anleihenfonds sowie Aktienfonds“, sagt VAIÖ-Präsident Berndt May. International wird die Nachfrage vor allem von professionellen Marktteilnehmern getragen, also von Versicherungen, Pensionskassen, Dachfonds und Privatbanken. Sie sehen sich angesichts der niedrigen Zinsen nach alternativen Investments um, mit denen sie ihren Anlegern etwas höhere Renditen bieten können– und greifen dabei zu Aktienfonds.

Börsen schlagen Geldmarkt

Zumindest in den vergangenen zwölf Monaten hätte man mit solchen meist eine zweistellige Performance erzielen können: Auf Nordamerika spezialisierte Fonds warfen 13,62 Prozent Rendite ab. Dabei sind die laufenden Fondsspesen bereits berücksichtigt, nicht jedoch der beim Kauf anfallende Ausgabeaufschlag oder individuelle Konto- und Depotgebühren.

Auch bei Aktienfonds mit Schwerpunkt Asien, Europa, Euroland und weltweit konnte man zweistellige Renditen einheimsen. Etwas weniger warfen Österreich-Fonds (8,9) und Osteuropa-Fonds (4,8 Prozent) ab. Die einzige Region, mit der man ein Minus eingefahren hätte, war Lateinamerika: Aktienfonds mit Schwerpunkt in dieser Region gaben um 6,3 Prozent nach. Mischfonds warfen knapp über sechs Prozent, Renten- oder Anleihenfonds knapp unter sechs und Immobilienfonds zwei Prozent ab. Deutlich unterhalb der Inflationsrate blieben die Geldmarktfonds, die den Anlegern ein Plus von 0,82 Prozent bescherten.

Fonds bieten den Vorteil, dass man sich nicht selbst um die Auswahl von Einzeltiteln kümmern muss. Ein weiterer Vorteil ist, dass man auch mit einem kleinen Vermögen eine relativ breite Streuung erreicht. Wer mit wenig Geld selbst in Wertpapiere investiert, kann sich nur wenige davon leisten. Doch zahlt man für Fonds sowohl laufende Gebühren als auch Ausgabeaufschläge beim Kauf. Wer einen Teil der Gebühren sparen will, kann zu einem „passiv gemanagten“ Fonds greifen (ETF). Solche bilden häufig einen Index nach, Fondsmanager gibt es keinen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2013)

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