Ab wann sich Aktien auszahlen

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Bei einem Aktieninvestment fallen beträchtliche Kosten an. Ist diese riskante Anlage dann überhaupt noch interessant für Kleinanleger?

Wien/Ker. Es scheint ganz einfach zu sein. Mit dem Sparbuch erleidet man reale Verluste. Daher soll man auf Risiko setzen, also in Aktien investieren, sagen Anlageexperten. Doch können Kleinanleger überhaupt davon profitieren? Schließlich ist ein Aktieninvestment nicht immer ganz so einfach. Es fallen Kosten an: für Kauf, Verkauf, Depot, Verrechnungskonto. Dann kommen noch Steuern auf Dividenden und eventuelle Kursgewinne hinzu.

Ein Beispiel: Ein Anleger hat 5000 Euro, um in heimische Aktien zu investieren. Am billigsten geht das über die Onlinebroker, hierzulande etwa über direktanlage.at, Flatex, Brokerjet oder Bankdirekt.

Der Kunde steckt 5000 Euro in fünf verschiedene ATX-Aktien, und zwar mit der vagen Absicht, sie etwa zwei Jahre zu halten. Bei direktanlage.at etwa fallen an Kauf- und Verkaufsspesen des Aktienpakets über 80 Euro an (für Nicht-Neukunden). Dazu kommen Depotkosten von 54 Euro (für zwei Jahre). Die Kontoführungsgebühren (für das Verrechnungskonto) belaufen sich auf 36 Euro (für zwei Jahre). Somit muss dem Anleger klar sein, dass allein die Kosten über 170 Euro ausmachen. Das sind immerhin knapp 3,5 Prozent des Aktieninvestments. Freilich: Je mehr Geld man investiert und je größer die Positionen sind, desto geringer schlagen sich die Kosten prozentmäßig zu Buche. Doch rechnen sich auch schon so kleine Aktieninvestments? Wie hoch müssen die Aktienkurse steigen und die Dividenden ausfallen, damit der Anleger Gewinn macht?

Inflation knabbert Erträge an

Dazu ein Beispiel: Der Anleger steckt von den 5000 Euro etwas mehr als 1000 Euro in Aktien der OMV (ISIN: AT0000743059). Mit der Absicht, die Aktien – wenn möglich– zwei Jahre zu halten. Den Kosten steht hier eine üppige Dividende gegenüber. Für 2012 wird eine Dividende von 1,20 Euro pro Aktie ausbezahlt. Das entspricht einer Dividendenrendite von rund 3,3 Prozent (brutto). Brutto deswegen, weil noch Steuern abgezogen werden. Ein Szenario: Der OMV-Aktienkurs steht in zwei Jahren auf dem gleichen Niveau wie heute. Der Anleger hat zwei Mal eine Dividende von 1,2 Euro pro Aktie kassiert. Hat er dank der Ausschüttung einen Gewinn erzielt? Ja, und zwar von knapp über einem Prozent. Glück gehabt. Die Kosten sind hier niedriger als die Nettodividende. Die Aktie könnte in zwei Jahren um ein Prozent fallen, ohne dass der Anleger einen Verlust macht.

Aber: Das heißt noch lange nicht, dass sein Geld vor einem Kaufkraftverlust geschützt ist. Eine Annahme: Die Inflationsrate liegt bei zwei Prozent jährlich. Sollte der OMV-Kurs auch in zwei Jahren bei knapp 37 Euro liegen, würde der Anleger einen realen Verlust von mehr als 2,5 Prozent erleiden.

Schlussendlich muss die Aktie des Mineralölkonzerns schon deutlich über drei Prozent steigen. Erst dann hat das Investment keinen realen Verlust gebracht. Daran erkennt man wieder: Ohne Risiko gibt es keine Rendite. Wer sein Geld vor einem Kaufkraftverlust schützen will, muss somit ein beträchtliches Wagnis eingehen.

Dividenden allein helfen nur bedingt

Wie ergeht es dem Anleger, wenn er in eine Aktie investiert, die keine so üppige Dividende abwirft? Etwa die Aktie von Wienerberger (ISIN: AT0000831706). Da bekommt er eine Dividende von 12 Cent pro Aktie. Berechnet auf den aktuellen Kurs beträgt die Dividendenrendite nur knapp 1,2 Prozent. Wenn nun der Anleger 1000 Euro in Wienerberger-Papiere steckt und zwei Jahre hält, dann übersteigen die Kosten die Nettodividende deutlich. Sollte der Kurs in 24 Monaten auf dem gleichen Niveau stehen und die Inflation zwei Prozent p.a. ausmachen, erleidet er einen realen Verlust von 5,5 Prozent. Mit anderen Worten: Der Wienerberger-Kurs muss um über sechs Prozent steigen, damit der Anleger überhaupt einmal seine Kosten und die Inflation abdecken kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2013)

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