„Zockerpapier Commerzbank“

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Bankaktie. Das zweitgrößte deutsche Geldhaus war mit einem Minus von 30 Prozent in diesem Jahr der schlechteste Wert im Frankfurter Leitindex DAX.

Wien. Zunächst mag das ja recht beeindruckend klingen: Die deutsche Commerzbank hat knapp 15 Millionen Privatkunden, rund eine Million Firmenkunden und ist nach der Deutschen Bank das zweitgrößte Geldhaus der Bundesrepublik. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Wer in die Aktie der Commerzbank investiert hat, ist schon seit Längerem im Tal der Tränen angekommen. Denn die Bankaktie war in diesem Jahr mit einem Wertverlust von rund 30 Prozent der schlechteste Wert im Frankfurter Leitindex DAX.

Besonders die kürzlich durchgeführte Kapitalerhöhung hat dem Titel deutlich zugesetzt. Das Institut konnte auf dem Kapitalmarkt zwar 2,5 Mrd. Euro einsammeln – genug, um den Ausstieg des Staates voranzutreiben. Allerdings sorgte die Maßnahme (die sechste Kapitalerhöhung in fünf Jahren) für große Verwunderung unter den Analysten. Für Dirk Becker von Kepler Cheuvreux war der Schritt ein „Eingeständnis der Bank, dass sich die Situation in den kommenden Quartalen nicht bessern wird und man das Geld nicht aus eigener Kraft hereinspielen kann“. Nachsatz: „Wahrscheinlich kann man die Kapitalerhöhung als Gewinnwarnung sehen.“

Einsparungen sollen 2014 greifen

Angesichts der aktuellen Situation sollten Anleger also lieber die Finger von der Aktie lassen – vor allem jene, die langfristig orientiert sind, sagt Becker. Für ihn ist die Commerzbank „ein Zockerpapier“ und nichts für seriöse Anleger, auch wenn kurzfristig positive Nachrichten den Kurs durchaus treiben könnten. Wer noch Commerzbank-Aktien besitzt, sollte sie lieber verkaufen, sagt Becker. „Mit der Deutschen Bank hat man da sicher mehr Freude.“

Die Commerzbank leidet laut Becker unter niedrigen Zinsen, einer schwachen Kreditnachfrage und Abschreibungen auf ihr Altportfolio. Im ersten Quartal rutschte die Bank zudem ins Minus. Commerzbank-Chef Martin Blessing dürfte der Ernst der Lage durchaus bewusst sein. Er hat bereits zu Jahresbeginn den Abbau von 6000 Stellen angekündigt. Noch im Sommer dieses Jahres will das Institut erste Ergebnisse präsentieren.

Für Kepler-Analyst Becker steht eines jedenfalls fest: „Ich habe mir geschworen, dass ich das Papier erst dann heraufstufen werde, wenn die Bank in drei aufeinanderfolgenden Quartalen operative Gewinne schreibt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2013)

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