Onlinehandel: Neue Betrügerei mit Prepaidkarte

Paysafecard. Wer die PIN an jemanden weitergibt, ist wahrscheinlich sein Guthaben los. Auf Nimmerwiedersehen.

Wien. Der Vorschlag der Verkäuferin klang gut: Der Käufer, der online ein iPhone erstehen wollte, solle doch via Paysafecard bezahlen. Diese Prepaidkarte funktioniert wie eine Wertkarte fürs Handy. Kaufen kann man sie bei etlichen Verkaufsstellen – Supermärkten, Drogeriemärkten, Elektrohändlern, Tankstellen. Zum Bezahlen reicht dann die 16-stellige PIN.

Diese verlangte die Verkäuferin im Voraus, behauptete aber, der Käufer sei trotzdem abgesichert. Denn den Geldbetrag könne sie ohnehin erst abrufen, sobald DHL mittels „Liefer-ID“ die Zustellung der Ware bestätigt habe.

Der Käufer erwarb also das entsprechende Guthaben und gab die PIN an die „Verkäuferin“ weiter. Das Handy erhielt er nie, sein Geld war (bis auf einen Rest von zehn Euro) weg. Er war offensichtlich einer Betrügerin aufgesessen.

Faktum ist: Es gibt bei Paysafecard keine Funktion, die eine Freigabe des Guthabens von einer Zustellbestätigung abhängig macht. Gibt man die PIN an jemanden weiter, kann derjenige sie nützen und über das Guthaben verfügen. Er kann es zwar nicht direkt zu Geld machen, das können nur die autorisierten Paysafecard-Händler. Aber er kann seinerseits damit bei einem dieser Webshops einkaufen.

Opfer von Phishing

Die Partner-Webshops würden von Paysafecard „umfangreich geprüft“, so der Anbieter auf „Presse“-Rückfrage. In diesem Fall seien wohl beide, der Käufer wie auch Paysafecard, Opfer von Phishing geworden. Wobei den finanziellen Schaden nur der Kunde hat: Sein Guthaben wird er nicht wiedersehen. Nur solange es nicht verbraucht ist, kann man die Karte sperren lassen und sein Geld zurückverlangen.

Paysafecard ist auch nur dazu gedacht, um bei den Partner-Webshops einzukaufen. Von denen gibt es über 4000, darunter Bigpoint, Gameforge, EA Games, NC Soft und Skype. Auf deren Webseiten kann man die entsprechende Zahloption anklicken.

Für eine „Absicherung“ von Privatgeschäften im Internet eignet sich der Dienst aber nicht. Wenn auf der Website (www.paysafecard.com) von „sicherem Bezahlen im Internet“ die Rede ist, bedeutet das nur, dass man weder persönliche noch Konto- oder Kreditkartendaten angeben muss. Und dass der Kunde – zumindest bei einer „echten“ Paysafecard-Transaktion – auf eine sichere, SSL-verschlüsselte Webseite geleitet wird, um die Bezahlung durchzuführen. Die PIN dürfe niemals auf einer anderen als einer solchen sicheren Bezahlseite eingegeben werden, warnt der Anbieter. Aber: Es kann durchaus Phishing-Seiten geben, die echte Partner-Webshops vortäuschen. Und es gibt auch immer wieder andere Betrugsversuche, etwa Aufforderungen zu Bußgeldzahlungen oder telefonische Gewinnversprechen. Paysafecard hat eine Hotline eingerichtet, um solche Fälle zu melden (Tel.: 0800/0/729 72 33).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2013)

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