Versicherung: Prämien steigen jährlich

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Versicherungspolizzen werden laufend Wertanpassungen unterzogen. Das hat Prämienerhöhungen zur Folge.

Wien. Jedes Jahr spielt sich in abertausenden österreichischen Haushalten das gleiche Szenario ab: Man kommt nach Hause, öffnet den Postkasten, nimmt den Brief seiner Versicherung in die Hand und sieht: Die Polizze wird teurer – schon wieder.

Das hat mit den Wertanpassungen der Produkte zu tun, die bei Versicherungen gang und gäbe sind. Doch bei Abschluss eines Vertrages vergessen viele, diese jährlichen Prämiensteigerungen mitzudenken. Auf eine Laufzeit von zehn Jahren gerechnet, kann so ein beachtlicher Betrag zusammenkommen.

In welchem Ausmaß die Prämien erhöht werden, hängt von der Art der Versicherung ab. Freilich ist es möglich, sich derlei Prämiensteigerungen aus dem Vertrag streichen zu lassen, sagt Gabi Kreindl vom Verein für Konsumenteninformation. Das hat allerdings den Nachteil, „dass die Versicherungsleistung gleich bleibt und nicht bedarfsgerecht angepasst wird“, sagt Kreindl.

Der Vorteil der jährlichen Anpassungen liegt also in den steigenden Versicherungssummen – und darin, im Schadensfall von einem höheren Leistungsumfang profitieren zu können. Beharren Kunden hingegen auf der Zahlung ihrer angestammten alten Prämie, müssen sie im Ernstfall eine Unterversicherung in Kauf nehmen. In so einem Fall entspricht die Versicherungssumme nicht dem tatsächlichen Wert. Und der Kunde erhält von seiner Versicherung eine geringere Entschädigung, als ihm lieb ist.

Unterschiede je nach Produkt

Bei Lebensversicherungen üblich ist die Anpassung an den Verbraucherpreisindex (VPI). Der VPI wird als Maßstab für die Preisentwicklung in Österreich herangezogen.

Eine andere Möglichkeit besteht in der Vereinbarung eines fixen Prozentsatzes, um den die Prämie laufend erhöht wird. In der Regel liegt dieser zwischen drei und fünf Prozent, sagt Versicherungsmakler Rudolf Mittendorfer. Doch entscheidet sich der Kunde für diese Variante, kann er der Geldentwertung im schlechtesten Fall nicht die Stirn bieten, da der Wert unter der Inflationsrate liegen kann.

Auch in der Sachversicherung (etwa bei einer Haushaltsversicherung) erfolgt die jährliche Prämienerhöhung auf Basis des Verbraucherpreisindex. Anders ist das bei der Gebäude- oder Unternehmensversicherung, bei der der Baukostenindex zur Anwendung kommt. Dieser sei im Allgemeinen höher als der VPI, so Mittendorfer.

Doch nur, weil ein Versicherungsnehmer der Aufforderung der Versicherung Folge leistet und eine Indexanpassung vornehmen lässt, heißt das nicht, dass keine Unterversicherung vorliegen kann. „Denn die Umstände können sich im Laufe des Lebens ändern“, sagt Mittendorfer. „Ein neuer Lebenspartner kommt hinzu, ein Familienmitglied zieht aus.“ Daher sei es sinnvoll, seine Haushaltsversicherung den Gegebenheiten und Lebensgewohnheiten anzupassen.

In der Krankenversicherung stellt sich die Erhöhung anders dar. Dort vereinbaren Versicherungen und Sozialversicherungsträger, in welchem Ausmaß die Kosten der Spitäler gestiegen seien. Dementsprechend erhöhen sich dann auch die Prämien für Sonderklasseversicherungen. Inhaber einer Krankenversicherung müssten sich darauf einstellen, dass ihre Prämienanpassungen über den Wert des VPI hinausgehen, sagt Mittendorfer. Laut Gesetz dürfen bei Krankenversicherungen aber keine „bloß vom Älterwerden des Versicherten oder von der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes abhängigen Anpassungen vereinbart werden“.

In der Kfz-Versicherung dürfen Erhöhungen wiederum nur dann vorgenommen werden, wenn sie gesetzlich vorgeschrieben werden, heißt es seitens der Wiener Städtischen Versicherung. Also etwa dann, wenn sich die gesetzlich vorgeschriebene Mindestversicherungssumme ändern würde.

Was Sie beachten sollten bei... Versicherungen

Tipp 1

Indexanpassungen. Versicherungspolizzen werden laufend angepasst. Einmal jährlich erhalten Versicherungsnehmer ein Schreiben ihrer Assekuranz, in dem sie auf diese Wertanpassung hingewiesen werden. Grundsätzlich sollten diese Anpassungen auch vorgenommen werden, da nur so erhöhte Versicherungssummen garantiert sind. Indexanpassungen kann man sich aber auch aus dem Vertrag streichen lassen.

Tipp 2

Online abschließen. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Onlineplattformen entstanden, die einen schnellen und relativ raschen Überblick über unterschiedliche Tarifstrukturen gewähren. Die meisten Vergleichsportale treten dabei als Makler auf. Kunden können hier unkompliziert zahlreiche Versicherungen abschließen. Meist kommen sie dann auch in den Genuss von Rabatten.

Tipp 3

Kein Durchblick. Fast jeder Österreicher ist Inhaber zahlreicher Versicherungen. Die meisten wissen aber gar nicht, wie umfangreich bestimmte Produkte sind und ob es zu Überschneidungen mit anderen, bereits bestehenden Polizzen kommen kann. So können sich Rechtsschutz- und Haftpflichtversicherungen in einzelnen Punkten genauso überschneiden wie Unfall- und Pflegeversicherungen.

Tipp 4

Unterversicherung. Eine Unterversicherung ist zunächst nicht spürbar, kann im Schadensfall aber unangenehme Auswirkungen haben. Denn eigentlich sollte die Versicherungssumme dem Versicherungswert entsprechen. Ist die Versicherungssumme allerdings geringer als der tatsächliche Wert der versicherten Sache, liegt eine Unterversicherung vor. Im Schadensfall kann das ein Nachteil für den Versicherten sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2013)

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