Mit Fixzinsen in die Bauspar-Falle

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Bausparen mit fixer Verzinsung - das ist ein sicheres Verlustgeschäft für Neukunden. Sie bekommen schon lange nicht mehr zwei Prozent pro Jahr. Die Bausparkassen haben die Zinssätze ordentlich nach unten gedrückt.

Wien/Ker. Vor einem Jahr bekamen Anleger bei den heimischen Bausparkassen noch zwei Prozent Zinsen pro Jahr – und das fix für sechs Jahre. Zwei Prozent – das war damals schon ein vergleichsweise niedriger Zinssatz. Josef Schmidinger, Chef der S-Bausparkasse, sprach damals von einem „fairen Angebot“. Aus heutiger Sicht war das eigentlich ein attraktives Angebot.

Denn in der Zwischenzeit haben die Bausparkassen ihre Zinssätze noch einmal deutlich reduziert. Die Wüstenrot Bausparkasse bietet nur mehr 1,5 Prozent jährlich, die Allgemeine Bausparkasse (ABV) 1,3 Prozent. Schmidinger und sein Institut haben den jährlichen Fix-Zinssatz zuletzt sogar auf 1,25 Prozent nach unten gedrückt. Derzeit habe die S-Bausparkasse keine weiteren Zinssenkungen geplant, heißt es von der Pressestelle.

Spesen fressen Prämie auf

Trotzdem stellt sich die Frage: Sind 1,25 Prozent jährliche Zinsen akzeptabel für eine Laufzeit von sechs Jahren? Wenn sich ein Kunde auf einen solchen Vertrag einlässt, muss er befürchten, dass sein Kapital (real) in sechs Jahren teilweise vernichtet wird. Auch wenn er die jährliche, steuerfreie staatliche Prämie erhält.

Ein Szenario: Ein Anleger schließt einen Fixzins-Bausparvertrag ab. Damit er bessere Zinserträge erhält, zahlt er jährlich 1200 Euro (vorschüssig)– und nicht monatlich 100 Euro. Für diese Beiträge bekommt er dann 1,25 Prozent Zinsen (inklusive Zinseszins). Zusätzlich erhält er jährlich die staatliche Prämie von nur mehr 18 Euro (früher hatte es noch 36 Euro gegeben, Anm.). Abziehen muss der Kunde allerdings die Kapitalertragsteuer auf den Zinsertrag. Und die jährlichen Kontoführungskosten, die rund fünf Euro pro Jahr ausmachen.

Inflation höher als die Zinsen

Was bleibt ihm schlussendlich nach sechs Jahren übrig? Nicht viel. Genauer genommen erzielt er eine effektive jährliche Verzinsung von etwas unter 1,25 Prozent pro Jahr. Noch vor dem Abzug der Inflation.

Daraus lassen sich zwei wichtige Erkenntnisse gewinnen:
•Die staatliche Prämie bringt dem Bauspar-Anleger keinen zusätzlichen Gewinn mehr. Der Gesetzgeber hat die Prämie auf 1,5 Prozent pro Jahr gestutzt. Das führt dazu, dass die KESt und die jährlichen Kontoführungskosten die staatliche Prämie mehr als aufzehren.
•Der Anleger häuft in sechs Jahren einen deutlichen realen Verlust an. Wenn die jährliche Inflation in den sechs Jahren sogar nur zwei Prozent ausmacht, summiert sich der reale Verlust auf über vier Prozent. Eine sichere Wertvernichtung. Bei den anderen Bausparkassen ist die Situation übrigens nicht anders. Bei Wüstenrot erzielt der Anleger eine Effektivverzinsung von rund 1,4 Prozent jährlich. Der Realverlust nach sechs Jahren beläuft sich auf etwas unter vier Prozent.

Man muss sich also im Klaren sein: Bausparen mit fixen Zinsen ist eine Falle. Keine Frage, auch die Sparbücher der Filialbanken verursachen reale Verluste. Die laufen aber nicht über sechs Jahre.

Sinnvoll für Volkswirtschaft

Die Bausparkassen führen als Argument gerne an, dass die Bausparveranlagung für die Volkswirtschaft sinnvoll sei. Das ist stimmt auch tatsächlich. Die Einlagen der Bausparkunden werden nicht auf den internationalen Finanzmärkten versenkt. Sondern fließen zu den heimischen Hausbauern und Wohnungskäufern. Das treibt die Wirtschaft an.

Trotzdem: Warum sollten Bausparanleger persönliche Verluste einstecken zum Wohle der Allgemeinheit (vor allem, wenn sie nicht vorhaben, ein Darlehen aufzunehmen)? Warum sollten sie sich in eine sechsjährige Niedrigzins-Veranlagung zwängen – ohne jegliche Chance, an etwaigen steigenden Marktzinsen mitnaschen zu können? Damit stellt sich auch die Frage: Schneiden die variablen Bausparer nicht besser ab? Variable Bausparer haben den Vorteil, dass sie einen hohen Einstiegszinssatz für das erste Jahr garantieren. Danach kann die jährliche Verzinsung aber schnell nach unten rasseln. Beispiel S-Bausparkasse: Dort bekommt man drei Prozent für das erste Jahr. Im schlimmsten Fall, wenn die Marktzinsen über Jahre niedrig bleiben sollten, macht die Verzinsung 0,75 Prozent pro Jahr für fünf Jahre aus. Sollte dieses Szenario eintreten, erzielt der Anleger eine jährliche Verzinsung von weniger als einem Prozent.

Das sind dann auch keine wirklich rosigen Aussichten. Man müsste beim variablen Bausparer darauf hoffen, dass sich die Volkswirtschaften in der Eurozone deutlich erholen und die Marktzinsen bald stark ansteigen.

Sparbuch als Alternative

Die beste Alternative zum Bausparen für wenig Risiko ist dann: „Sparbuch-Hopping“. Also sein Geld diszipliniert jedes Jahr auf ein einjähriges Sparbuch legen und jährlich umschichten.

Schließlich gibt es heute Direktbanken, deren Zinssätze deutlich höher als die Marktzinsen liegen. Zum Beispiel die türkischstämmige Vakifbank (die eine österreichische Banklizenz besitzt und bei der die Einlagen bis zu 100.000 Euro besichert sind). Sie bietet derzeit einen Zinssatz von 1,625 Prozent für ein einjähriges Sparbuch. [i-Stockphoto]

Was Sie beachten sollten beim... Bausparen

Tipp 1

Variable Verzinsung. Damit die Anleger bei einem Bausparer mit variabler Verzinsung profitieren, müssten die Marktzinsen (etwa Euribor-Zinssatz 12 Monate) während der Laufzeit deutlich anziehen. Denn die Bausparkassen zahlen dem Kunden nicht die jährlichen Marktzinsen aus, sondern ziehen davon in Regel noch 1,3 Prozentpunkte ab. Im schlimmsten Fall bekommt der Kunde für fünf Jahre nur eine Bausparverzinsung von 0,75 Prozent jährlich.

Tipp 2

Abnehmende Prämie. Bauspar-Anleger bekommen 1,5 Prozent jährlich vom Staat steuerfrei geschenkt. Das klingt nicht schlecht, hat aber einen Haken: Diese 1,5 Prozent beziehen sich immer nur auf die jährliche Einlage (bis 1200 Euro). Für das erste Jahr kommt wirklich eine Prämie von 1,5 Prozent heraus. Im sechsten Bausparjahr macht die jährliche Prämie (relativ zur Einzahlsumme von 7200 Euro) jedoch nur mehr 0,25 Prozent aus.

Tipp 3

Steuer und Kosten. Beispiel 1,5-Prozent-Fixzins-Bausparer der Wüstenrot: In sechs Jahren bekommt der Kunde eine staatliche Prämie von 108 Euro. Die Kapitalertragssteuer auf die Zinserträge und die jährlichen Kontoführungskosten summieren sich jedoch auf über 130 Euro. Somit ist klar: Die staatliche Prämie bringt keinen zusätzlichen realen Gewinn ein. Sie wird vielmehr von den Steuern und Kosten mehr als aufgezehrt.

Tipp 4

Alternative „Sparbuch-Hopping“. Die Inflation lässt sich derzeit allenfalls mit Risiko schlagen. Wenn aber konservative Anleger mit möglichst niedrigen Realverlusten aussteigen wollen, müssen sie sich ihren eigenen Sparplan basteln. Etwa die 1200 Euro auf ein einjähriges Sparbuch legen und das Geld jährlich auf das Sparbuch mit den attraktivsten Zinsen umschichten. Letztere bekommt man bei Direktbanken mit exotisch klingenden Namen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2013)

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