Neustart mit weißer Weste

Swiss Life Select. Nach dem Vergleich mit dem VKI ist der Vorwurf "systematischer Fehlberatung" gegen den AWD formal vom Tisch.

Wien/Cka. Vom Finanzdienstleister AWD hört man in letzter Zeit kaum mehr etwas. Wenn der Name noch fällt, dann höchstens im Zusammenhang mit Anlegerprozessen wegen behaupteter Fehlberatungen in der Zeit vor der Finanzkrise.

Sogar um dieses Thema ist es aber in letzter Zeit still geworden: Das Gros der Klagen ist vom Tisch, seit sich der VKI, der für rund 2500 Kleinanleger prozessierte, mit dem AWD-Nachfolger Swiss Life Select verglichen hat. Teil des Vergleichs– durch den die Anleger rund ein Drittel ihres Schadens ersetzt bekommen – ist es auch, dass der VKI dem AWD nun nicht mehr vorwirft, seinerzeit Anleger systematisch falsch beraten zu haben.

Das wurde dort auch immer heftig bestritten, und man betont, die Stammkunden seien dem Unternehmen treu geblieben. Zumindest die, die vom (damals weltweiten) Immoaktien-Absturz nicht betroffen waren. Der Neustart als „Swiss Life Select“ in Österreich, Deutschland und der Schweiz kam trotzdem nicht überraschend. Die Verbindung des Unternehmens zu Swiss Life war bis dahin wenig bekannt: Der Schweizer Versicherer hatte den zuvor in Frankfurt börsenotierten Finanzdienstleister kurz vor der Finanzkrise gekauft. Und damit noch vor dem Beginn besagter Probleme.

Neue Marke, weniger Produkte

Inzwischen wurde überall, wo der AWD noch unter dem alten Namen tätig war, der Markenwechsel vollzogen – in Österreich vergangenen April. Um „die Neuausrichtung in den Ländern zu fördern“, wie es damals hieß – aber wohl nicht nur deshalb. Bei der Neukundengewinnung werde die neue Marke helfen, räumt auch Unternehmenssprecher Hansjörg Nagelschmidt ein. Nach knapp einem halben Jahr sei es aber noch zu früh, um festzustellen, wie der neue Name ankommt.

Angeboten wird immer noch alles von Versicherungen bis Fonds, die Produktpalette wurde aber gestrafft: So sind es im Fondsbereich nicht mehr ein paar tausend Produkte (alle Fonds, die in Österreich einen steuerlichen Vertreter haben), „sondern nur mehr zwischen 400 und 500“, so Nagelschmidt. Unterschieden werde außerdem zwischen „Basisinvestments“, die mehr als die Hälfte des Fondsportfolios ausmachen sollen, und dem Rest – sogenannten Satelliteninvestments, die je nach Ertragserwartungen und Risikoeigung beigemischt werden.

Als Basisinvestments setzt man auf breit gestreute Fonds mit einem aktiven Fondsmanagement, also einem, das auf Marktentwicklungen reagiert und zum Beispiel die Aktienquoten flexibel anpasst. Ob mit solchen Fonds wirklich generell mehr zu verdienen ist als mit indexnahen Produkten, ist allerdings in der Branche umstritten. Denn aktives Management kostet ja auch Geld, was die Rendite schmälert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2013)

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