ThyssenKrupp schreckt Anleger

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Eine Serie von Hiobsbotschaften setzt der Aktie zu. Bei einer Kapitalerhöhung zog die Krupp-Stiftung nicht mit.

Essen/Wien. Die vergangenen Monate sahen gut aus: Wer Ende April Aktien des angeschlagenen Stahl- und Zulieferkonzerns ThyssenKrupp gekauft hat, kann sich über ein Plus von fast 30 Prozent freuen. Die Hoffnung auf eine Erholung des einstigen Industriegiganten währte aber nur ein paar Monate.

In der vergangenen Woche beendete eine Reihe von Hiobsbotschaften die stetige Rallye abrupt, der Kurs der Thyssen-Aktie stürzte ab– und das, obwohl Thyssen Käufer für sein US-Stahlwerk gefunden hat. Doch der Kaufpreis von 1,55 Mrd. Dollar (1,14 Mrd. Euro) lag am unteren Ende der Erwartungen. Und: Der Industriekonzern, der kürzlich für das Geschäftsjahr 2012/13 seinen dritten Milliardenverlust in Folge bekannt geben musste, ist damit erst eines seiner beiden Sorgenkinder los. Das verlustträchtige Stahlwerk in Brasilien behält er vorerst. Die Ratingagentur Fitch senkte daher die Bonitätsnote des kriselnden Mischkonzerns von BBB auf BB+ und damit auf Ramschniveau.

Kapitalerhöhung drückt Kurs

Auch der Umbau von einem Misch- zu einem Technologiekonzern erlitt einen Rückschlag: Der Verkauf der Edelstahltochter Inoxum an die finnische Outokumpu wird teilweise rückabgewickelt. Eine Kapitalerhöhung im Volumen von 882 Mio. Euro, die die Kapitalbasis des Unternehmens verbessern soll, setzte dem Kurs aufgrund des Verwässerungseffekts zusätzlich zu. Die Krupp-Stiftung zog nicht mit und hält nun weniger als 25 Prozent der Thyssen-Aktien. Die Sperrminorität der Krupp-Stiftung galt bisher immer als Schutz vor einer feindlichen Übernahme oder Zerschlagung des Unternehmens. Dieses Bollwerk ist nun weg, die Zukunft des Unternehmens ungewiss.

Entsprechend skeptisch sind die Analysten. Während normalerweise Kaufempfehlungen überwiegen, stehen bei Thyssen neun Kaufempehlungen zwölf Verkaufsempfehlungen gegenüber, wie aus Daten der Agentur Bloomberg hervorgeht. Zwölf weitere Analysten geben die neutrale Empfehlung „Halten“ ab. Die Experten sehen vor allem die Rückabwicklung des Inoxum-Deals problematisch. Angesichts der zahlreichen Baustellen dürfte die Sanierung von Thyssen nun noch langsamer voranschreiten als erwartet. (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2013)

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