Warum der Euribor steigt

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Die Liquidität in Europa wird langsam knapp, weil die Banken langfristige EZB-Kredite zurückzahlen. Das hat auch Auswirkungen auf Kreditnehmer und Sparer.

Wien. Die Geldpolitik der Notenbanken bleibt das bestimmende Thema auf den Finanzmärkten. Doch auch für den kleinen europäischen Sparer bleiben Entscheidungen in Frankfurt nicht ganz ohne Wirkung.

Schon gar nicht dann, wenn sich an dem wichtigen Drei-Monats-Euribor etwas verändert. Dieser ist Grundlage vieler Spar- und Kreditzinsen. Er spiegelt den Zinssatz wider, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen.

Lag der Euribor zu Jahresbeginn noch bei einem rekordniedrigen Satz von 0,18 Prozent, steht er nun bei 0,277 Prozent – und ist damit so hoch wie seit mehr als einem Jahr nicht. Allein in diesem Jahr betrug der Anstieg 48 Prozent.

Steigt oder sinkt der Euribor werden Spar- und Kreditzinsen zu den jeweiligen Stichtagen der Banken angepasst. Nach oben oder nach unten.

Bald neue Refinanzierung?

Dass der Euribor in jüngster Zeit gestiegen ist, dürfte auf eine Liquiditätsverknappung auf dem Geldmarkt zurückzuführen sein. Denn die Banken sind derzeit darum bemüht, ihre Schulden bei der Europäischen Zentralbank abzubauen.

Besonders die vor zwei Jahren vergebenen Kredite mit drei Jahren Laufzeit werden verstärkt rückgeführt. Dass die EZB bei ihrer jüngsten Sitzung keine weiteren liquiditätserhöhenden Maßnahmen gesetzt hat, hat den Euribor-Anstieg noch ein bisschen beflügelt. Die EZB hat aber bereits angedeutet, dass sie den Banken erneut billiges Geld zur Verfügung stellen könnte – sollte es zu einer zweiten Auflage der sogenannten LTRO (Longer-Term Refinancing Operation) kommen, dann könnte auch der Euribor wieder sinken.

Unklar ist aber, in welchem Ausmaß sich die Banken Geld leihen werden, sagt Mildred Hager von der Erste Bank. Doch spätestens bei einem Euribor-Satz von 0,5 Prozent wäre der Anstieg ohnedies beendet, meint Hager. Da die Banken bei der EZB dann billiger Geld bekommen würden.

Bei der ersten und zweiten Auflage der LTRO haben sich die Geldhäuser bei der Notenbank rund eine Billion (tausend Milliarden) Euro geliehen – mit einer Laufzeit bis zu drei Jahren. Der Deutschen Bank geht das aber noch nicht weit genug. Sie fordert von der EZB, mit Quantitative Easing zu beginnen, nach dem Vorbild der Federal Reserve in Washington. „Wenn das Wachstum unter zwei Prozent bleibt, dann wird es enormen Druck auf die EZB geben, Quantitative Easing (QE) zu betreiben“, sagte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau.

Deutschland gegen QE der EZB

Die Fed pumpt via QE 85 Mrd. Dollar pro Monat in den Markt – über den Ankauf von US-Staatsanleihen und Immobilienwerten. Dass die EZB dem Druck der Deutschen Bank nachgibt ist aber eher auszuschließen.

Die direkte Staatsfinanzierung „via Notenpresse“ ist der EZB verboten. Deutschland und seine Bundesbank lehnen jeglichen Schritt in diese Richtung zudem kategorisch ab. (nst, jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2013)

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