Krankenversicherung: Gesunde bekommen Geld zurück

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Einige Versicherungen haben damit begonnen, ihren Kunden Prämien zurückzuzahlen, wenn diese keine Leistungen in Anspruch nehmen. Solche Tarife können Sinn machen - sind aber etwas teurer.

Wien. Von der Zweiklassenmedizin will in Österreich zwar offiziell niemand sprechen. Hinter vorgehaltener Hand wird sie aber auch nicht verleugnet. Wer im Besitz einer Zusatzkrankenversicherung ist, kann sich nicht nur aussuchen, von wem er untersucht werden will – sondern kommt auch schneller in den Genuss einer Behandlung.

Das hat freilich seinen Preis. Mit zunehmendem Alter nimmt dieser zu, mit jeder Vorerkrankung auch. Doch je früher man sich für eine private Krankenversicherung entscheidet, desto geringer sind die monatlichen Kosten. Der Haken daran: Als junger Mensch eine solche Vertragsbindung einzugehen, ist zwar günstiger, die Wahrscheinlichkeit zu erkranken steigt aber erst mit dem Alter. Private Krankenversicherungen sind also eine Kostenfrage. Es obliegt jedem selbst zu entscheiden, was ihm seine Gesundheit wert ist.

Zahlreiche Unterschiede

Einige Versicherungen haben in den vergangenen Jahren damit begonnen, Produkte mit „Geld-zurück-Garantie“ anzubieten. Wird keine Versicherungsleistung in Anspruch genommen, erhalten Kunden einen Teil ihrer einbezahlten Prämie rückerstattet. Dafür müssen sie im Vergleich zu herkömmlichen Krankenversicherungen einen in der Regel etwas höheren Tarif in Kauf nehmen. Die Uniqa-Versicherung bietet mit dem Tarif „Sonderklasse Select Plus Optimal“ ein solches Produkt an. Bei dieser Polizze haben Kunden die Möglichkeit, sich ihre Prämie auf zweierlei Arten zurückzuholen. Zum einen bekommen Kunden zwei Monatsprämien erstattet, wenn sie zwei Jahre in Folge keine Leistung in Anspruch nehmen – oder nehmen müssen. Wer sich darüber hinaus noch einem jährlichen Fitnesstest unterzieht, kann sich noch einmal bis zu zwei Monatsprämien pro Jahr „ersparen“. Uniqa-Kunden müssen dafür einen Leistungstest absolvieren, bei dem sie bis zu 1000 Punkte erreichen können (auf Alter und Geschlecht wird eingegangen). Der Versicherung wird dann der erreichte Punktestand übermittelt. „Pro erreichtem Punkt kann man sich 20 Cent zurückholen“, sagt Uniqa-Vorstand Peter Eichler. Kunden, die fit sind und auf ihre Gesundheit achten, haben hier also einen Vorteil. Im Gegensatz zu anderen Krankenversicherungspolizzen gibt es bei diesem Tarif aber nicht die Möglichkeit, Apothekenrechnungen oder Sehbehelfe einzureichen. Dafür können bis zu 10.000 Euro an Ärzterechnungen eingereicht werden.

Auch die Generali-Versicherung bietet Sonderklasse-Versicherungen mit Prämienrückerstattung an. Diese Form des Tarifs ist (mit Selbstbehalt) ein paar Euro teurer als das herkömmliche Sonderklasse-Produkt.

Die Verträge sehen vor, dass Kunden, die in einem Kalenderjahr keine Leistung in Anspruch genommen haben, 15 Prozent der Jahresprämie zurückerhalten. Bei einer reinen Privatarzt-Versicherung bietet die Generali diese Form der Prämienrückvergütung ebenfalls an.

Sind Kunden im Besitz einer Familienversicherung, dann können auch einzelne Personen eine Rückvergütung bekommen.

Bei der Wiener Städtischen Versicherung, die wie die anderen beiden Assekuranzen zu den größeren in diesem Bereich zählt, können Kunden ihre „Geld-Zurück-Garantie“ mittels Zusatzbaustein kaufen. Das kostet acht Prozent der Krankenversicherungsprämie. Drei Jahre darf man den Versicherungsschutz hier nicht beanspruchen. Wer das schafft, erhält bis zum 30. Lebensjahr drei Monatsprämien zurück. Bis zum 45. Lebensjahr sind es 4,5 Monatsprämien, ab dem 46. Lebensjahr sechs. Geschieht ein Unfall, bleibt der Anspruch auf Rückerstattung bestehen.

Guter Schutz hat Vorrang

Verag-Versicherungsmakler Rudolf Mittendorfer steht solchen Tarifen etwas skeptisch gegenüber. Nicht zuletzt, weil die monatlichen Kosten für Versicherungsnehmer höher sind als bei „normalen“ Tarifen. „Eine doch deutlich höhere Prämie zu zahlen, in der Erwartung, dann vielleicht zwei bis vier Monatsprämien zurückzubekommen, ist ein kleiner Widerspruch“, sagt Mittendorfer. Abgesehen davon würden Kunden im Ernstfall mitunter auf ihre Sonderklasse verzichten, nur um den in Aussicht gestellten Bonus nicht zu verlieren. Für die Versicherungen wäre das wiederum billiger. Mittendorfer empfiehlt in erster Linie, auf den bestmöglichen Versicherungsschutz zu achten. [ istockphoto.com ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2014)

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