Richtig versichert – in jeder Lebenslage

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Versicherungen. Österreicher geben jährlich rund 1900 Euro für Versicherungen aus. Viele Bürger sind jedoch über- oder sogar falsch versichert. Ändert sich die eigene Lebenssituation, sollte das auch in den Produkten Niederschlag finden.

Wien. Die Österreicher sind in der Regel doppelt und dreifach versichert. Doch die meisten wissen das nicht einmal. Im Vorjahr gab ein jeder Bürger im Schnitt 1962 Euro für seine Versicherungsprodukte aus. Das ist zwar deutlich weniger als in Schweden oder in der Schweiz. Aber mehr als in Italien oder Spanien.

Im Lauf seines Leben setzt man sich – abhängig von Alter und Lebensumständen – verschiedenen Risken aus. Das heißt jedoch auch, dass man nicht alle Versicherungsprodukte zu jeder Zeit benötigt. Seine Versicherungsverträge sollte man genau darauf abstimmen – sie also erweitern oder gar kündigen.

Doch welcher Schutz ist tatsächlich unentbehrlich?

„Es ist erstaunlich, dass die Österreicher ihr Auto im Allgemeinen sehr gut versichern, für sich selbst aber weniger vorsorgebewusst sind“, sagt Verag-Versicherungsmakler Rudolf Mittendorfer. Der Experte teilt die Produkte in drei Kategorien ein: Als erstes gilt es, sogenannte existenzstörende Risiken zu berücksichtigen. Je nach Alter, Beruf oder Vermögen können sich diese unterscheiden. Eines haben sie aber gemein: „Man sollte sie unbedingt absichern“, sagt Mittendorfer. Dazu zählt der Experte unter anderem einen hohen Grad an Invalidität oder schwere Erkrankungen. Weiters gilt es, existenzbedrohende Risken (etwa längere Krankheit, Arbeitslosigkeit) von Komfortversicherungen (Sonderklasseversicherungen) zu unterscheiden.

Für Josef Graf vom Versicherungsmakler EFM gibt es eine Handvoll Produkte, in deren Besitz ein jeder Erwachsene sein sollte. Dazu gehört etwa die Berufsunfähigkeitsversicherung, da sie im Ernstfall eine monatliche Rente ausbezahlt. Billig ist das Produkt allerdings nicht. Graf rät zu Beginn der Laufzeit, eine geringere Rentenhöhe zu vereinbaren – mit der Option sie später (wenn Kinder da sind) aufzustocken.

Berufsunfähigkeit ist aber häufig erst gegeben, wenn das auch die Sozialversicherung feststellt. In der Regel schütten Assekuranzen erst dann Geld aus, wenn ein Arzt 50Prozent Berufsunfähigkeit attestiert.

An Kinder denken

Zum guten Ton gehört für Graf ebenso eine Privathaftpflichtversicherung. Hier übernimmt die Assekuranz Schadenersatzansprüche, die gegen den Versicherungsnehmer gestellt werden. Das Produkt ist meist Teil der Haushaltsversicherung. Doch oft sind die Deckungssummen nicht ausreichend, bemängelt Graf. Er empfiehlt daher, auf eine Versicherungssumme von mindestens zehn Mio. Euro zu achten. Die Erhöhung der Deckungssumme ist ebenso möglich. Das Produkt berücksichtigt auch Kinder, die im gemeinsamen Haushalt leben. Sobald sie aber ein eigenes Einkommen beziehen, können sie aus der Versicherung fallen. Mittendorfer rät in diesem Fall, eine eigene Privathaftpflicht abzuschließen.

Neben einer Unfallversicherung für Erwachsene ist eine solche auch für Kinder ratsam: Die maximalen Deckungssummen für den Nachwuchs sollten zwischen 500.000 und einer Mio. Euro liegen, sagt Mittendorfer. Sie schützt, wenn Kinder dauerhaft an Unfallfolgen leiden und nie die Möglichkeit haben werden, ein eigenes Einkommen zu erzielen. Die gesetzliche Unfallversicherung für Kinder ist lückenhaft. Freizeitunfälle deckt sie beispielsweise nicht.

Das mag nach viel klingen, ist für Mittendorfer aber noch lang nicht ausreichend: „Sobald Kinder da sind, sollte man an mögliche Hinterbliebene denken“, sagt der Experte. Sind jedoch entsprechende Vermögenswerte vorhanden, könne man auch auf das ein oder andere Produkt verzichten.

Eine vergleichsweise günstige Möglichkeit, seine Erben nicht in den Ruin zu treiben, ist die sogenannte Risikolebensversicherung. Sie schützt sowohl Kinder als auch den eigenen Ehepartner. Versicherungssumme und Laufzeit lassen sich dabei individuell vereinbaren.

Nicht kombinieren

Bei Ehepaaren kann der Vertrag so ausgestaltet werden, dass die Versicherungssumme dann fällig wird, wenn der erste Ehepartner aus dem Leben scheidet. In einem solchen Fall muss nur ein Vertrag abgeschlossen werden. Wartet man mit der Absicherung zu lang, besteht die Gefahr, als Kunde abgelehnt zu werden. Das Höchsteintrittsalter ist unterschiedlich, kann aber bei 65 Jahren liegen.

Gern wird dieses Produkt in Kombination mit einer Lebensversicherung kombiniert. Reinhold Baudisch vom Vergleichsportal durchblicker.at rät davon ab: Sparen sei das eine, ein Risiko abzusichern etwas Anderes. „Da werden viele Dinge in einem Produkt zusammengewürfelt“, sagt Baudisch.

Relativ günstig kann man auch in den Genuss einer Rechtsschutzversicherung kommen. „Sie sind der Krankenschein für das Gericht“, sagt Mittendorfer. Versichert werden etwa Schadenersatzansprüche gegen Dritte oder Vertragsstreitigkeiten.

Was Sie beachten sollten bei... Versicherungen

Tipp 1

Auswahl. Zunächst gilt es, das richtige Produkt auszuwählen. Reicht ein Basisprodukt, oder ist ein erweiterter Schutz nötig? Bei Unsicherheiten sollte ein Experte (etwa ein Makler) aufgesucht werden. Denn jede Versicherung beinhaltet zahlreiche Komponenten, die für Laien nicht nur unverständlich, sondern auch undurchschaubar sein können.

Tipp 2

Anpassen. Ein Single hat andere Bedürfnisse als ein Ehepaar. Ein Ehepaar hat andere Bedürfnisse als eine Familie mit Kindern. Da sich im Lauf der Jahre die Lebenssituation mehrfach ändern kann, ist es wichtig, seine Versicherungen auf den neuesten Stand zu bringen. Manchmal ist es sinnvoll, Produkte zu erweitern oder sich von ihnen zu trennen.

Tipp 3

Kosten. Bei Versicherungen fällt in der Regel ein sogenannter Unterjährigkeitszuschlag an. Das heißt: Wer eine monatliche Zahlweise bevorzugt, der muss auch tiefer in die Tasche greifen. Manchmal können hier ganz ordentliche Beträge zusammenkommen. Produkte ohne Selbstbehalt sind im Übrigen auch teurer als solche mit.

Tipp 4

Vergleichen. Versicherungen wird gern Intransparenz nachgesagt. In den vergangenen Jahren haben Vergleichsportale im Internet wie durchblicker.at oder versichern.24 aber etwas Licht ins Dunkel gebracht. Verbraucher können dort mit bestimmten Werkzeugen hantieren und sehen, in welchem Fall sich Tarife wie ändern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2014)

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