Chinas Yuan trotzt der Abwertung

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Peking hat die Vorteile einer robusten Währung erkannt. Ausgerechnet China, das viele Jahre seine Währung künstlich niedrig gehalten hat, hält sich zum Dollar nun relativ stabil.

Peking. Euro und Yen befinden sich auf Talfahrt zum Dollar. Doch eine Währung widersetzt sich derzeit dem Abwertungstrend– und könnte sich schon bald als noch robuster erweisen als die US-Währung: der Yuan. Dabei ist die chinesische Währung bis heute nicht einmal in den internationalen Handelssystemen eingebunden.

Normalerweise läuft es folgendermaßen ab: Wenn große Volkswirtschaften ihre Währungen abwerten, folgen ihnen häufig die umliegenden Volkswirtschaften. Denn sie befürchten, sie könnten wirtschaftlich nicht mehr wettbewerbsfähig sein, wenn ihre Waren aufgrund höherer Wechselkurse teurer werden.

Kapitalabfluss ist unerwünscht

Aus Furcht vor der japanischen Konkurrenz hat Südkoreas Notenbank bereits auf die Yen-Abwertung reagiert und die koreanische Währung, den Won, ebenfalls geschwächt. Er hat seit dem Sommer zum Dollar um mehr als sieben Prozent an Wert verloren.

Bis vor Kurzem ist China ähnlich vorgegangen. Wertete die USA den Dollar ab, folgte China. Der Exportvorteil, den sich die USA erhofften, verpuffte damit. Angesichts des Abwertungswettbewerbs war zwischenzeitlich gar von einem „Währungskrieg“ die Rede.

Die Chinesen hätten gute Gründe, den Yuan nun ebenfalls zum Dollar abzuwerten. Denn zumindest in einigen Bereichen der chinesischen Wirtschaft läuft es derzeit nicht mehr ganz so rund; die chinesische Zentralbank plant bereits weitere Zinssenkungen. Und doch hält China seinen Yuan stabil. Er hat in den vergangenen sechs Monaten seinen Wert zum Dollar kaum verändert.

Analysten des unabhängigen Beratungsinstituts Dragonomics erkennen darin eine Zäsur. „Nach Jahren einer unterbewerteten Währung hat Peking erkannt, dass eine starke Währung auch Vorteile hat“, schreibt Dragonomic-Analyst Tom Miller.

Eine Abwertung würde derzeit in China noch sehr viel mehr als in Europa und Japan dazu führen, dass große Mengen an Kapital aus dem Land fließen. Das kann und will sich Peking derzeit nicht leisten. Vor allem Chinas Finanzsektor gilt als anfällig. Viele der Staatsunternehmen und Kommunen sind überschuldet, die Immobilienpreise fallen, der Schattenbankensektor ist noch immer nicht ausreichend eingedämmt.

Anders sieht es beim Export aus. Normalerweise leidet die Exportwirtschaft einer Volkswirtschaft, wenn deren Währung zu stark ist. Doch obwohl die chinesische Führung eigentlich weg will von Chinas lange Zeit sehr einseitiger Ausrichtung auf die Exportwirtschaft, boomt nun ausgerechnet dieser Sektor. Mit 50 Mrd. Dollar allein im Dezember fährt China beim Außenhandel auch weiterhin Rekordüberschüsse ein. Für die chinesische Regierung gibt es derzeit gar keine Notwendigkeit, ihre Exportwirtschaft anzukurbeln.

Dollar als Leitwährung ablösen

Darüber hinaus hat China ein übergeordnetes Interesse, an einem starken Yuan festzuhalten. Das Land will schon in den nächsten Jahren zur größten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen– noch haben die USA die Nase vorn– und den Yuan neben dem Dollar als Leitwährung etablieren.

Um dies zu erreichen, hat die chinesische Führung angekündigt, in den nächsten zehn Jahren insgesamt 1,25 Billionen Dollar im Ausland zu investieren. Einen Teil will sie ihrem gigantischen Vier-Billionen-Devisenschatz entnehmen, den sie zumeist in Dollar hält. Doch ein immer höherer Anteil des Außenhandels soll auch direkt in Yuan abgewickelt werden. Dafür muss sie bei den internationalen Handelspartnern für Vertrauen und damit für einen stabilen Yuan sorgen.

Die Analysten von Dragonomics sind überzeugt, dass Chinas Führung das gelingen wird. „Geschickte Anleger sollten in diesem Jahr erwägen, sich mit Yuan einzudecken“, rät Analyst Miller.

Noch flüchten die Anleger vor allem in den Dollar, um sich gegen Kursrückgänge bei Euro und Yen zu schützen, da angenommen wird, dass die US-Notenbank, Fed, schon bald die Zinsen anheben wird. Die Europäische Zentralbank und Japans Notenbank halten hingegen weiterhin an ihrer lockeren Geldpolitik fest.

AUF EINEN BLICK

Der chinesische Yuan hat seit einem Jahr zum Dollar zwei Prozent verloren. Verglichen mit dem Euro und dem japanischen Yen hat er jedoch deutlich an Wert gewonnen. Auf Dreijahressicht beträgt auch das Plus zum Dollar zehn Prozent. Jahrelang hatten Handelspartner wie die USA China vorgeworfen, seine Währung künstlich abzuwerten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2015)

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