Experten erwarten Parität zum Dollar

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Euro-Dollar-Kurs. In zwei Jahren könnte ein Dollar einen Euro kosten.

New York. Die niederländische ING Groep hat 2014 die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) von Rang eins als bester Devisen-Prognostiker verdrängt. Eine ihrer zutreffendsten Vorhersagen lautete, dass der Euro bis Jahresende um 13Prozent auf 1,20 Dollar fallen würde. Tatsächlich ging es auf 1,2098 Dollar abwärts. Die Median-Prognose von Strategen, die von Bloomberg befragt worden waren, hatte auf 1,28 Dollar gelautet.

Die Niederländer sehen keinen Grund, von ihrem Pessimismus abzurücken, und sagen voraus, dass die Gemeinschaftswährung innerhalb von zwei Jahren auf die Parität zum Dollar zurückfallen wird. In einer Bloomberg-Umfrage sagen 30Prognostiker für Ende 2016 im Median einen Kurs von 1,15 Dollar voraus. Die ING-Experten erwarten, dass die Maßnahmen der EZB zur Belebung der Wirtschaft und zur Deflationsbekämpfung die Währung stärker belasten, als die meisten anderen Firmen erwarten.

Wenige Investoren wollen Euro halten, weil die Währungshüter die Geldmenge ausweiten und Dollar-denominierte Vermögenswerte durch potenzielle Zinserhöhungen der Federal Reserve attraktiver werden. „Wir zählen zu den größten Pessimisten für den Euro-Dollar-Kurs“, sagt ING-Devisenstratege Petr Krpata. „Es sieht aus, als würde die Fed die Zinsen früher als erwartet erhöhen, potenziell Ende des zweiten Quartals, und das wird die unterschiedliche Entwicklung in der Geldpolitik noch weiter vorantreiben.“

Druck auf EZB wächst

Für zusätzlichen Pessimismus für den Euro sorgte die Tatsache, dass die Verbraucherpreise in der Eurozone im Dezember annualisiert um 0,2 Prozent gesunken sind – der erste Rückgang in fünf Jahren. Dadurch erhöht sich der Druck auf EZB-Chef Mario Draghi, mit dem Staatsanleihenkauf im Rahmen der Strategie zu beginnen, mit der der Wirtschaft Barmittel zugeführt und der Wechselkurs des Euro gedrückt werden sollen.

Krpata, der die ING-Prognosen zusammen mit Chris Turner, dem Chef für Devisenstrategie, verfasst, rechnet damit, dass die EZB bei ihrem Treffen am 22.Jänner eine quantitative Lockerung ankündigen wird und am 5.März weitere Details dazu nennt. Bislang hieß es von EZB-Mitgliedern lediglich, eine Lockerung werde geprüft.

Zugleich besteht eine 59-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen von derzeit null bis 0,25 Prozent bis September auf 0,5 Prozent erhöht, zeigen Futures-Daten. Die ING vertritt mit der Paritätsprognose eine Minderheitsmeinung, steht aber nicht allein da. ABN Amro und Citigroup, der weltgrößte Devisenhändler, rechnen für Ende 2016 ebenfalls mit Euro-Dollar-Parität. Optionspreise zeigen eine Wahrscheinlichkeit von 18Prozent, dass der Euro tatsächlich so stark fällt. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2015)

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