Platin: Das Silber des reichen Mannes

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Edelmetalle. Gold ist omnipräsent. Aber was ist eigentlich mit Platin und Palladium? Diese zwei extrem seltenen Metalle sind eine Alternative. Allerdings nicht zum Gold – sondern zum Silber.

Wien. Die Finanzkrise und ihre Nachwehen haben eindrucksvoll gezeigt, dass Finanz- und Realwirtschaft sich voneinander komplett entkoppeln können. Leider scheinen wir daraus nichts gelernt zu haben, denn die Lösung der Zentralbanken war „more of the same“– also noch mehr billiges Geld, das direkt in diese Finanzmärkte fließt. Jede einzelne Maßnahme der EZB seit der Krise sollte diese problematische Entwicklung bekämpfen und die Kreditvergabe in die Wirtschaft ankurbeln – und jede Maßnahme ist gescheitert.

Deshalb will die EZB ab März mit Quantitative Easing beginnen – obwohl selbst der ehemalige Fed-Chef Alan Greenspan klargestellt hat, dass drei Runden QE in den USA nur eines bewirkt haben: die weitere Abkoppelung der Finanzmärkte von der Realität. 2015 leben wir in einer Welt, in der wir zwar fast täglich von neuen Rekordständen an den Börsen lesen – gleichzeitig aber auch von enorm wachsenden Schuldenbergen, Deflationsgefahr, Pleitestaaten und Arbeitslosigkeit. Dazu kommt die Unsicherheit über die Zukunft des Euro. Kann die Währungsunion das griechische Problem lösen? Oder ist sie tatsächlich, wie US-Ökonomen nicht aufhören zu betonen, dem Untergang geweiht?

Bleiben die Edelmetalle

Angesichts dieser Fragen und Probleme ist es wenig verwunderlich, dass die seit 2008 eingesetzte Flucht in die Sachwerte wieder Fahrt aufgenommen hat. Die Superreichen treiben weiter die Preise für Kunst und Luxusimmobilien in die Höhe – während die kleinen Leute sich fragen: wohin mit dem Geld? Auf dem Sparbuch gibt es kaum noch Zinsen – und die Welt der Börsen ist dem Großteil der Bevölkerung weiterhin unbekannt.

Klar, der Zugang war dank Online-Broker und engagierter Banken nie simpler. Aber wer jetzt einsteigt, da sogar die chinesische Ratingagentur Dagong vor einem Crash, „schlimmer als 2008“ warnt, der droht alles zu verlieren. Kunst und (Luxus-)Immobilien sind wiederum nur für den obersten Teil der oberen Mittelschicht eine Option.

Bleiben die Edelmetalle. Gold hat nach dem Ende der Bindung des Franken an den Euro (und der folgenden Euroschwäche) in der europäischen Gemeinschaftswährung einen ziemlichen Höhenflug auf deutlich über 1100 Euro pro Unze hingelegt. Silber, das „Gold des kleinen Mannes“ folgt seinem großen Bruder mit den üblichen Übertreibungen (in beide Richtungen). Aber was ist eigentlich mit Palladium? Und was mit Platin? Ist das nicht das „Gold des reichen Mannes“?

Die Antwort ist einfach: Nein. Gold ist das Gold des reichen Mannes. Es ist auch das Gold des armen Mannes. Kein anderes Metall hat so einen großen Markt, so eine große symbolische Bedeutung, so eine einschlägige Geschichte und vor allem: so eine Nutzungsstruktur. Gold ist kein Rohstoff, sondern Geld. Nur zwölf Prozent der jährlichen Förderung werden in der Industrie verbraucht – und fast alles davon wird wieder zurückgewonnen.

Bei Silber und Platin ist das anders – was aber keinesfalls heißt, dass diese Metalle ein schlechtes Investment darstellen. Wie mit Gold kann man die anderen Edelmetalle physisch erwerben und kauft sich somit ein Stück der Realwirtschaft. Im Fall der Rohstoffe Silber und Platin trifft dies sogar noch mehr zu als bei Gold, weil ihre Preisentwicklung stark mit der Industrienachfrage zusammenhängt. Soll heißen: Die Frage sollte nicht sein, ob man Gold oder Silber/Platin halten sollte. Vielmehr ergänzen sich die Edelmetalle.

Platin ist nicht das Gold des reichen Mannes – es ist das Silber des reichen Mannes. Denn ab einer gewissen Menge ist Silber in physischer Form nur noch schwer lagerbar. Platin ist im Vergleich mit Gold allerdings extrem rar. Während es rund fünf Mrd. Unzen Gold gibt, gibt es nur 200 Mio. Unzen Platin. Zudem sinkt seit 2006 die Platinförderung weltweit – und einer der zwei größten Förderer ist neben Südafrika ausgerechnet Russland.

Münze oder ETF?

Und Palladium? Das ist 15-mal seltener als Platin und wird ebenfalls als Rohstoff verbraucht – fast 70 Prozent gehen in die Automobilindustrie. Bei physischen Investments (Münzen und Barren) fallen aber sowohl bei Platin als auch bei Palladium in Österreich Steuern von 20 Prozent an – was beim Gold nicht der Fall ist. Bei Papierinvestments (ETFs etc.) sollte man wiederum beachten, dass die drei weißen Metalle stärker von der Konjunktur abhängig sind als das gelbe Metall Gold – und dass man dann erst recht kein Stück der Realwirtschaft besitzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2015)

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