Fremdwährungen – Chance oder Risiko?

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Devisen. Der Euro steht derzeit durch Niedrigzinspolitik und Anleihekaufprogramme unter Druck, während andere Währungen, wie der Schweizer Franken, aufwerten. Für Investoren ergeben sich dadurch alternative Anlagemöglichkeiten.

Wien. Franken-Kreditnehmer hatten zuletzt wenig zu lachen. Die Schweizer Nationalbank (SNB) gab ihre Stützungskäufe im Jänner plötzlich auf, und der Franken schoss in die Höhe. Damit sind die vergebenen Franken-Kredite in Österreich auf einen Schlag im Schnitt um 33.000 Euro pro Haushalt gestiegen – 151.000 Haushalte sind betroffen. Doch wo es Verlierer gibt, gibt es zwangsläufig auch Gewinner. Das sind in diesem Fall diejenigen, die in Schweizer Franken investiert haben.

Der Schweizer Aktienindex SMI ist in Euro innerhalb der letzten drei Monate um 9,5 Prozent gestiegen. Dieser Gewinn basiert ausschließlich auf der Währungsaufwertung des Franken. In Franken war der Kurs im selben Zeitraum sogar um 3,6 Prozent gefallen. Ähnlich war es zeitgleich beim US-amerikanischen Leitindex Dow Jones. In US-Dollar stieg er um 1,7 Prozent, in Euro aber um 11,7 Prozent. Auch beim japanischen Nikkei-Index stieg der Kurs in den letzten drei Monaten in Euro um sieben Prozent stärker als in Yen. Das Währungsrisiko mutierte in den genannten Beispielen zur Währungschance.

Sparer unter Druck

Im Jänner 2015 ist ein entscheidender Faktor hinzugekommen: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich mangels anderer Alternativen zur Krisenbekämpfung (die Zinsen sind de facto auf null) dazu entschlossen, den Euro zu inflationieren. Und zwar ordentlich: Wie berichtet, kauft die EZB im Rahmen eines gigantischen Anleihekaufprogramms bis September 2016 Wertpapiere in der Höhe von 1,14 Billionen Euro auf. Sie behält es sich dabei vor, das Aufkaufprogramm auch nach 2016 weiterzuführen. Das enteignet jedoch die Sparer und schwächt den Außenwert des Euro. Daraus ergeben sich aber auch neue Chancen. Investiert man in Wertpapiere einer fremden Währung, betreibt man eine Doppelspekulation, die mehrere Szenarien möglich macht: Der Wechselkurs kann sowohl Gewinne als auch Verluste potenzieren oder aber ausgleichen. Anlageformen, wie beispielsweise der Anleihefonds Euro Alternativ der Schoellerbank, machen sich diese Doppelspekulation zunutze: Der Fonds investiert in liquide Fremdwährungen.

Der Schwerpunkt des Fonds liegt beim US-Dollar. Er ist mit 50 Prozent vertreten. Auf Platz zwei und drei liegen der Schweizer Franken (knapp zehn Prozent) und die Norwegische Krone (neun Prozent). Für Robert Karas, Asset Manager der Schoellerbank, ist der US-Dollar zurzeit sehr interessant. Er geht ebenso wie das Research-Team der Erste Bank davon aus, dass der Dollar 2015 stärker tendieren wird als der Euro. Ähnliches gilt für den Schweizer Franken.

Eine aktuelle Analyse von Raiffeisen-Research erwartet in unmittelbarer Zukunft eine Stärkung der Schweizer Währung gegenüber dem Euro. Raiffeisen begründet diese Analyse nicht nur mit dem Anleihekaufprogramm der EZB, sondern auch mit der kritischen Situation in Griechenland und der aktuell wieder aufflammenden Krise in der Ukraine. „An der immer wieder von uns formulierten Aussage, dass der Schweizer Franken langfristig eine Aufwertungswährung ist (auch gegenüber dem Euro), ändert sich auch nach der jüngsten Aufwertung nichts“, heißt es in der Raiffeisen-Analyse.

Auch für Karas ist der Franken neben dem Dollar derzeit die interessanteste Fremdwährung. Die Norwegische Krone sieht er derzeit hingegen aufgrund des niedrigen Ölpreises volatiler. „Auf dem Euro herrscht ein starker Druck, wir glauben, dass es nach wie vor sinnvoll ist, Fremdwährungen im Portfolio zu haben“, so Karas. Er betont aber zugleich, dass eine breite Streuung des Portfolios das oberste Gebot ist.

Und wie schaut es bei Aktien aus? Karas sieht hier einen deutlichen Unterschied zu Fremdwährungsanleihen: „Langfristig ist die Qualität des Unternehmens wichtiger als die Währung der Börsennotiz. Deshalb ist man langfristig auch ein Investor und kein Spekulant.“ Nichtsdestoweniger ergebe es Sinn, Aktien aufgrund der besseren Liquidität an der jeweiligen Hauptbörse zu kaufen, erklärt er.

Heimat- oder Auslandsbörse?

Auch für Wertpapierhändler Stefan Traunmüller ist die Heimatbörse der jeweiligen Aktie in der Regel vorzuziehen. Ein Faktor dabei ist die Zeitverschiebung. Unternehmensrelevante Neuigkeiten, realistischere Kurse und höhere Umsätze gibt es während der Haupthandelszeiten der jeweiligen Heimatbörse. Beim Handel an Auslandsbörsen gilt es aber, die Spesen zu beachten: An bestimmten asiatischen und osteuropäischen Börsen werden Mindestspesen verrechnet, die bei kleinen Ordergrößen über ein Prozent ausmachen können. Die Spesen der gängigen großen Auslandsbörsen, wie etwa New York, unterscheiden sich in der Zeit des elektronischen Wertpapierhandels kaum von den Börsen in Wien und Frankfurt.

Was Sie beachten sollten bei... Wertpapieren in fremder Währung

Tipp 1

Doppelspekulation. Wertpapiere,
die in Fremdwährungen notieren, bieten die Chance, dem Niedrigzinsumfeld zu trotzen, indem sie neben der regulären Rendite auch die Chance auf Währungsgewinne bieten. Doch Vorsicht: Besonders bei volatileren Wechselkursen können
aus Gewinnen auch schnell Verluste werden.

Tipp 2

Diversifizieren. Die Streuung des Portfolios in verschiedene Anlageformen ist das oberste Gebot. Es ist also davon abzuraten, sein gesamtes Kapital in Fremdwährungen zu investieren. Das gilt auch für Anlagen in Fremdwährungen: Auch hier sollten mehrere Währungen in unterschiedlicher Gewichtung herangezogen werden.

Tipp 3

Aktien oder Anleihen. Bei Investments in Fremdwährungen sind Anleihen Aktien vorzuziehen. Bei
ihnen ist der Anteil des potenziellen Währungsgewinnes im Verhältnis zur Rendite in der Regel deutlich höher.
Bei Aktien ist im Gegensatz zu Anleihen der Emittent (das Unternehmen) relevanter als die Währung, in der sie gehandelt werden.

Tipp 4

Währungen. Derzeit sind der US-Dollar und der Schweizer Franken erste Wahl bei Investments in Fremdwährungen. Die Norwegische Krone hat zuletzt unter dem Ölpreisverfall gelitten und zeigt eine erhöhte Volatilität. Auch die Dänische Krone kann eine Alternative zum Euro darstellen. Sie steht zurzeit aus ähnlichen Gründen wie der Franken unter Aufwertungsdruck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2015)

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