Wie Fondsmanager die Krise umschiffen wollen

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Der jüngste Abverkauf an den Börsen nähert sich dem Ende, hofft man zumindest in der globalen Fondsindustrie. Einige Anlagethemen locken jetzt mit einem günstigen Einstieg, etwa Europas Peripherie oder Umwelt.

Wien. Wenn einmal Panik an den weltweiten Finanzmärkten überhand nimmt, dann nützt auch die beste Streuung – etwa mittels Fonds – nur wenig. Das konnte man in den vergangenen Wochen sehen. In diesen sorgte eine Reihe schlechter Nachrichten für Rücksetzer an den globalen Finanzmärkten. Dazu zählten etwa Chinas Währungsabwertung, eine unveränderte US-Zinspolitik (welche bei vielen Anlegern die Befürchtung nährte, dass es um die US-Konjunktur doch noch nicht so gut bestellt ist wie zuletzt angenommen) und der VW-Abgasskandal.

Oliver Müller, Credit-Suisse-Analyst, hält an einer neutralen Aktienposition fest, meint aber: „In Schwächephasen sollte man zukaufen.“ Auch wenn China enttäuscht habe, trage es immer noch gut 40 Prozent des globalen Wirtschaftswachstums bei. Selbst vom Wirbel rund um die US-Zinserhöhung sollte man sich nicht beirren lassen. „Ein historischer Vergleich zeigt, dass Aktien vor und nach der ersten Zinserhöhung sehr schwankungsanfällig sind“, stellt Müller fest. Europa sei noch in der Erholungsphase, dennoch „gewinnt das Wachstum an Fahrt“. Getrieben werde dieses durch die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie den niedrigen Ölpreis.

Peripherie wurde attraktiver

Profitieren könnte davon vor allem die südliche Peripherie. Dabei setzt François Gobron, Portfoliomanager des Generali Investments Sicav European Recovery Equity Fund (LU0997480107), auf entsprechende Chancen – mit insgesamt 45 Aktienpositionen. Dabei achtet Gobron darauf, dass die Unternehmen vor allem an ihren Heimmärkten tätig sind. Da tut sich gerade eine Menge. In Portugal erholt sich die Wirtschaft, heuer könnte es einen Primärüberschuss geben. In Spanien steige die Wettbewerbsfähigkeit, in Italien würden Reformen am Arbeitsmarkt umgesetzt.

In Griechenland drehe sich alles um die Frage, wie erfolgreich die Politik Reformen umsetzen könne. Zu den Top-Holdings im Generali-Fonds zählt die italienische Finmeccanica: Restrukturierungen machten den Weltmarktführer für zivile und Militärhubschrauber noch interessanter.

Auch der weltweit tätige spanische Baukonzern ACS profitiert von der wirtschaftlichen Erholung. Gut aufgestellt sieht man auch den spanischen Versicherer Mapfre.

Nebst der europäischen Peripherie zählten die Schwellenländer zu den „gefallenen“ Stars. Hier bieten sich ebenfalls Chancen, ist Didier Rabattu, Fondsmanager des Lombard Odier Emerging Consumer Fund (LU0690088280), überzeugt. „Die Schwellenländer sind seit fünf Jahren in einem Abwärtstrend. Die Abflüsse sind so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr.“ Das könnte laut Rabattu ein Indiz für eine Trendwende sein.

Das Interessante: Vor allem Asien bewege sich derzeit hin zu einer konsumorientierten Wirtschaft. Unterstützung könnte von den Zentralbanken kommen, sie hätten in den Schwellenländern Luft für Zinssenkungen. Der Fonds selbst investiert vor allem in Aktien aus der Lebensmittel- und Bierbranche, die von einer starken Marktführerschaft profitierten. Zu den größten Positionen zählen Titel wie Tingyi (Nudelproduzent), Tsingtao Beer, SAB Miller oder Want Want China (Reiskekse).

Asien vor einer Trendwende?

Auf der Anleiheseite sieht Liam Spillane, Fondsmanager des Aviva Investors Emerging Markets Local Currency Bond Fund (LU0273494806), ebenfalls gute Chancen. Schließlich dürften die teils stark gesunkenen Schwellenländer-Währungen positive Auswirkungen auf die Leistungsbilanzen in den Regionen haben. Schon jetzt mache sich dies in Indien bemerkbar. Noch setzt Spillane indes – bis auf die indische Rupie – auf fallende asiatische Währungen gegenüber dem Dollar, da vorerst noch mit einer weiteren Verlangsamung der Konjunktur gerechnet werde. Somit profitiert der Fonds von Entwicklungen bei den Anleihen sowie den Fremdwährungen.

Grüne Renditen

Weiteres aktuelles Thema sind grüne Renditen. Vertriebsleiter Karl Banyai sagt über den Jupiter Global Ecology Growth (LU0231118026): „Hier selektiert eine hauseigene Forschungsabteilung die Titel nach Ausschlusskriterien wie dem Verbot von Atomstrom, Waffenproduzenten und Kinderarbeit.“ Darüber schaue man, welche Lösungen die Konzerne für die globalen Umweltprobleme liefern könnten. Aktuelles Thema sei Wasser, „es wird vor allem in China zu einer Herausforderung“.

Auch in der westlichen Welt könnte mehr getan werden. So versiegt in London gut 45 Prozent des Trinkwassers aufgrund undichter Leitungen. Genau diese spüren die Produkte von Pure Technologies auf, weshalb die kanadische Aktie Bestandteil des Jupiter-Fonds ist. Die größten Gewichtungen entfallen insgesamt auf Abfallbehandlung und Recycling (23,9 Prozent) sowie Energieeffizienz (22,2 Prozent).

Etablierter Technologiesektor

Vieles davon erfordert freilich höchste technologische Standards. Gerade im Technologie-Sektor ist es seit dem Crash der Jahrtausendwende zu großen Veränderungen gekommen. Zahlreiche Konzerne agieren schuldenfrei, zahlen Dividenden und haben sich zu etablierten Unternehmen gemausert.

„Zudem sind ihre Produkte in verschiedenen Lebenslagen präsent, allen voran das Internet“, sagt DNB-Experte Mike Judith. Auch entwickelten sich die Internet-Konzerne wie Google immer weiter, die Aktie ist derzeit im DNB Technology Fund (LU0302296495) enthalten. Zugute kommt den Tech-Konzernen auch, dass die IT-Budgets nach einer jahrelangen Durststrecke seit der Finanzkrise von 2008 wieder aufgestockt werden.

Wie sich Anleger für den nächsten Aufschwung rüsten, bleibt freilich jedem selbst überlassen. Doch sollte jede Veranlagung langfristig betrachtet werden. [iStockphoto]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2015)

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