Infineon: Auf dem Weg zur Ertragsperle

(c) APA/AFP/DPA/MATTHIAS BALK
  • Drucken
  • Kommentieren

Der Halbleiterproduzent profitiert von der Spezialisierung und der Übernahme des US-Konzerns Rectifier. Er rüstet sich für neue Zukäufe.

Wien. Es war ein Glücksgriff: Die drei Mrd. Dollar schwere Übernahme des US-Spezialisten International Rectifier, mit der der Halbleiterkonzern Infineon die Konsolidierung in der Branche zu Jahresbeginn in Gang setzte, rechnet sich deutlich schneller als erwartet. Bereits mehr als ein Jahr früher wirtschaftet der Spezialist für Energietechnikchips in etwa so rentabel wie Infineon selbst.

Die Übernahme und die Spezialisierung brachten dem deutschen Unternehmen im Geschäftsjahr 2014/15 einen Umsatzsprung um gut ein Drittel auf 5,8 Mrd. Euro. Der Gewinn wuchs um 18 Prozent auf 634 Mio. Euro. Infineon, einst Sorgenkind mit tiefen Krisen, hat sich in den vergangenen Jahren durch die Trennung vom Massengeschäft mit Speicherchips weitgehend unabhängig von den gefürchteten Zyklen der Halbleiterindustrie gemacht und sich auf Spezialhalbleiter für Autos, die Industrie, Energietechnik und Sicherheit verlegt. Heute verdient die ehemalige Siemens-Tochter prächtig mit winzigen Bauteilen für Reifendrucksensoren, Abstandswarner, Umrichter für Solar- und Windanlagen, Hochfrequenztechnik im Mobilfunk, Geldkarten und Reisepässe. Teilweise ist Infineon in diesen Nischen Marktführer.

„Wir fühlen uns stark“, sagte Konzernchef Reinhard Ploss jüngst bei der Bilanzpräsentation. Er meinte damit, dass er beim Übernahmepoker in der Branche weiter mitmischen möchte. Zukäufe ließen sich mit bis zu zwei Mrd. Euro Fremdkapital stemmen, meint Ploss.

Mit dieser Ansage und den Aussichten auf ein kräftiges Umsatz- und Ertragsplus auch im laufenden Geschäftsjahr stimmte der Konzern, der in Österreich eine große Niederlassung mit 3000 Beschäftigten hat, Anleger und Analysten gleichermaßen euphorisch: Angesichts des schwachen Umfelds sei der Ausblick enthusiastisch, hoben die Analysten von Bryan, Garnier & Co hervor. Die Aktie, die seit Jahresbeginn (mit einem kurzen Rückschlag) ordentlich zugelegt hat, vollführte einen 14-prozentigen Sprung auf 13,39 Euro und war so teuer wie seit 13 Jahren nicht mehr. Seither hält sie fast dieses Niveau. 18 von 35 Analysten empfehlen das Papier zum Kauf, 16 zum Halten. Die Kursziele gehen bis auf 15,50 Euro (Baader-Helvea). (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.