Im Wirrwarr des ethischen Investierens

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Ranglisten und Noten sollen Übersicht bringen in den Dschungel der Produkte, die sich nachhaltig nennen.

Wien. Ob sich nachhaltiges oder ethisches Investieren auch finanziell rechnet, ist umstritten. Die meisten Vergleiche kommen zu dem Schluss, dass die Rendite zumindest nicht schlechter ist als bei herkömmlichen Investments. Julie Moret von Franklin Templeton Investments glaubt gar, dass man mit einer „ESG-Brille“ – ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (verantwortungsvolle Unternehmensführung) – Wachstumschancen und Risken von Unternehmen besser erkennen könne. So habe die UN-Klimakonferenz das Interesse an Methoden zur Verringerung von CO2-Emissionen zunehmen lassen. Wer bei Unternehmen auf solche Faktoren achte, sei „möglicherweise besser in der Lage, diejenigen zu identifizieren, die flexibler und anpassungsfähiger sind“.

Da institutionelle wie private Kunden zunehmend lieber in Fondsprodukte investieren, die sich ethisch oder nachhaltig nennen, springen viele Fondsgesellschaften auf diesen Zug auf. Moret beklagt eine „Neigung in der Anlagewelt, eine verwirrende Ansammlung von häufig gleichbedeutend genutzten Ausdrücken und Abkürzungen zu verwenden, die in manchen Fällen für ganz unterschiedliche Konzepte und Ziele stehen“. Einheitliche Kriterien gibt es nicht, aber verschiedene Siegel und Gütezeichen – hierzulande etwa das „Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte“, das „FNG-Siegel für nachhaltige Publikumsfonds“ oder einen hohen Wert auf der Ögut-Punkteskala.

„Vermögensverwalter wollen ihrer wohlhabenden Kundenbasis zusätzliche Prüfungen und Beurteilungen der Fonds zur Verfügung stellen“, sagte Eric Moen vom Indexanbieter MSCI zu Bloomberg. MSCI wird eine Rangliste der weltweit nachhaltigsten Fonds aufstellen. Dazu werden 21.000 Investmentfonds und börsenotierte Fonds nach den ökologischen, sozialen und Governance-Leistungskriterien der gehaltenen Wertpapiere beurteilt. Eines fand MSCI bereits heraus: Staatsanleihefonds und europäische Aktienfonds schneiden in Sachen Nachhaltigkeit am besten ab, US-Aktienfonds für Nebenwerte, Schwellenmarkt-Aktienfonds und High-Yield-Anleihenfonds am schlechtesten (da Firmen mit schlechter Bonität häufig auch den ESG-Kriterien nicht entsprechen).

Manche Unternehmen ausgeschlossen

Dieses Problem kennt man auch bei der Security KAG, der Nummer drei bei nachhaltigen Fonds in Österreich (hinter Erste Sparinvest und Raiffeisen KAG). Nicht alle Fonds des Hauses haben das Prädikat nachhaltig. Der Grund: Würde man die strengen Kriterien etwa an High-Yield-Bonds anlegen, kämen nur so wenige Unternehmen infrage, dass ein Investment ökonomisch nicht sinnvoll wäre, erklärt Josef Obergantschnig, Portfolio-Manager bei der Security KAG.

Man habe aber Mindestkriterien für alle Fonds, etwa die Ausschlussliste der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (Ögut). Auf dieser stehen etwa Rüstungshersteller wie Lockheed Martin, Boeing und BAE, Agrargentechnikunternehmen wie Monsanto und DuPont sowie Staaten mit massiv überhöhten Militärbudgets (Oman, Saudiarabien) oder extensiver Anwendung der Todesstrafe (Iran, Irak, Saudiarabien). Der Verzicht auf solche Investments sollte sich mittelfristig auch finanziell rechnen, meint Obergantschnig. Denn die Nachfrage nach solchen Anlageformen lasse sukzessive nach. So hat sich der norwegische Staatsfonds kürzlich aus 52 Kohle-Unternehmen zurückgezogen.

Bei Aktienfonds könne man wesentlich strengere nachhaltige Kriterien anlegen, und es blieben immer noch genug Unternehmen über, in die man investieren könne. Dafür zieht man etwa das Ratingunternehmen Oekom Research zurate, das 1600 Großunternehmen bewertet und Noten von A+ bis D- vergibt: Im Bereich Geschäftsbanken erreicht selbst der Branchensieger (DNB) nur ein C+. Einziges US-Unternehmen unter den Branchensiegern ist Coca-Cola im Bereich Nahrungsmittel & Getränke mit B-. [ iStockphoto]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2016)

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