Schwieriges Umfeld für Ölfirmen

(c) Bloomberg (Andrey Rudakov)
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Der Ölpreis scheint sein Tief überwunden zu haben. Langfristig dürfte der Rohstoff an Bedeutung verlieren. Am besten halten sich wohl jene Firmen, die breiter aufgestellt sind.

Wien. Ölpreis, quo vadis? Diese Frage beschäftigt seit geraumer Zeit die Märkte. Bei der Internationalen Energieagentur (IEA) geht man jedenfalls davon aus, dass der Markt wieder auf ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zusteuern wird. Nichtsdestoweniger sei der jüngste Preisrückgang auf rund 46 Dollar eine Erinnerung daran, dass der künftige Weg alles andere als glatt verlaufen werde.

Laut dem aktuellen Monatsbericht der IEA sind die Ölmärkte im zweiten Quartal jedenfalls von einem großen Überschuss nahezu zu einem Gleichgewicht geschwenkt. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass Lagerbestände in Rekordhöhe eine Bedrohung für die Preisstabilität darstellen.

Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investmentgesellschaft, ist gegenüber der Ölindustrie derzeit zurückhaltend eingestellt. „Das Problem, mit dem die gesamte Branche zu kämpfen hat, ist, dass es beim aktuellen Preisniveau praktisch ausgeschlossen ist, Geld zu verdienen“, sagt er. Allein um die aktuelle Förderquote aufrechtzuerhalten, wären hohe Investitionen notwendig. Letztere sind allerdings bekanntlich seit geraumer Zeit rückläufig, was wiederum den Zulieferern das Leben erschwert.

Beim heimischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann (SBO) ist etwa der Auftragseingang im ersten Quartal 2016 angesichts der großen Zurückhaltung der Kunden um knapp 29 Prozent zurückgegangen, der Umsatz um 57 Prozent. Der Nettoverlust belief sich auf 15 Millionen Euro. Bereits 2015 war SBO in die roten Zahlen gerutscht. Positiv zu erwähnen sei dennoch, dass es dem Management in den ersten drei Monaten des aktuellen Geschäftsjahres gelang – über die Reduzierung von Forderungen und Lagerbeständen –, einen positiven Cashflow zu erwirtschaften.

Hohe Dividendenrenditen

Für langfristig falsch hält Wögerbauer wiederum, dass viele Ölunternehmen höhere Dividenden auszahlen, als es das operative Geschäft zulässt. Die vergleichsweise hohen Ausschüttungen waren in der Vergangenheit für viele Investoren ein Grund, sich Ölaktien zuzuwenden. Chevron hat etwa in den vergangenen drei Jahrzehnten stets die Dividende erhöht und will auch im aktuellen Umfeld weiter an der Politik festhalten. Kleines Detail am Rande: Die durchschnittliche Dividendenrendite der sechs Ölmultis ExxonMobil, Chevron, BP, Royal Dutch Shell, Total und Eni liegt aktuell bei rund sechs Prozent, jene des S&P 500 dagegen bei etwas mehr als zwei Prozent.

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass sich immer mehr Aktionäre von Ölunternehmen fragen, welche Konsequenzen das Festhalten an fossilen Energieträgern angesichts der stark steigenden Bedeutung von Erdgas und erneuerbaren Energien – Stichwort: Energiewende – für die künftige Geschäftsentwicklung hat. Auch seitens institutioneller Investoren war in diesem Zusammenhang zuletzt verstärkt Kritik auszumachen – angesichts ihrer hohen Stimmkraft eine nicht unwesentliche Entwicklung.

Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen auf E-Mobility setzen, erwarten Experten, dass die Ölnachfrage – zumindest in Europa – auf längere Sicht eher nicht wachsen wird. Diese Erkenntnis – und damit die Notwendigkeit, das Geschäftsmodell neu auszurichten – setze sich langsam, aber sicher auch unter den Branchenplayern durch. Ihr Problem sei zudem, dass sie sich mittelfristig auf einen Ölpreis von 30 bis 40USD pro Barrel einstellen müssten und daher gezwungen seien, Kosten zu senken, um profitabel arbeiten zu können.

Wer sich für Ölaktien interessiert, sollte derzeit auf eines achten: die Fähigkeit, effizient zu produzieren. Unternehmen, die dazu in der Lage sind, können nämlich eher mit geringeren Ölpreisen leben. Teure Förderunternehmen müssen dagegen investieren, um ihre Effizienz zu steigern, was wiederum ausreichend freie Mittel voraussetzt und gleichzeitig auf kurze Sicht auch die Profite schmälert. Quer durch die Branche zieht sich auch die Notwendigkeit der Investitionsausgaben- und Betriebskostenreduktion.

Nicht auf reine Förderfirmen setzen

Als weniger abhängig vom Ölpreis gelten Ölfirmen mit integriertem Geschäftsmodell. Der Hintergrund: Unternehmen wie BP, Shell, Total, ExxonMobil oder Chevron sind im Gegensatz zu reinen Förderfirmen auch in der Veredelung von Erdöl aktiv.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2016)

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