Höhere Zinsen sind kein Gift für Gold

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Ein Buch gibt Auskunft, warum Gold nicht zwingend steigt, wenn die Aktien fallen, Goldbesitz nicht verboten wird und Ressourcen bei Minen nicht immer zu Gewinnen führen.

Wien. Kann es zu einem Verbot von Goldbesitz kommen? Und kann Gold in Zukunft synthetisch hergestellt werden, was das vorhandene Gold entwerten würde? Kaum eine Anlageklasse wird derart emotional diskutiert, um kaum einen anderen Vermögenswert ranken sich so viele Mythen wie um Gold. Markus Bußler nimmt diese Mythen in seinem Buch „Gold. Player, Märkte, Chancen“ unter die Lupe, untersucht sie auf ihren Wahrheitsgehalt und relativiert sie durch Zahlen und historische Fakten.

Gold, so meint er, wird nicht so schnell synthetisch hergestellt werden können, und schon gar nicht zu Kosten, die diese Herstellung rentabel machen. Ein nationales Goldverbot hätte in einer Zeit international verflochtener Finanzmärkte und Goldfreilager wenig Wirkung und werde daher wohl nicht kommen. Möglich sei aber eine Meldepflicht, die zur Basis einer Besteuerung werden könnte.

Auch mit Thesen zur Goldpreisentwicklung setzt sich Bußler auseinander. So gebe es zwischen der Inflation in den USA und dem Goldpreis eine „schöne Korrelation“. Die These, dass steigende Zinsen Gift für Gold seien, sei jedoch „schlicht und ergreifend falsch“. Denn Zinserhöhungen erfolgten meist in Zeiten anziehender Inflation. Wenn der Realzins (Zins nach Abzug der Inflation) mager bleibt, gibt es für Anleger keinen Grund, ihr Geld auf das Sparbuch zu legen und auf Goldinvestments zu verzichten.

Krisen und Kriege

Umgekehrt dürfe man sich auch nicht darauf verlassen, dass Gold von niedrigen Zinsen profitiert. Einer der größten Goldbärenmärkte– der gegenwärtige, der im Jahr 2011 begann– ereignete sich in einer Nullzinsphase. Ein schwacher Dollar beflügelt grundsätzlich den Goldpreis, nicht nur, weil Gold in Dollar gehandelt wird, sondern auch, weil ein schwacher Dollar auf eine schwache US-Wirtschaft hindeutet. Dieser Zusammenhang habe sich in den vergangenen Jahren jedoch abgeschwächt.

Auch die behauptete negative Korrelation zwischen Gold und Aktien (Gold steigt, wenn Aktien fallen) enthalte zwar einen „Funken Wahrheit“, lasse sich aber seit 2000 nur noch schwerlich herleiten. Das habe damit zu tun, dass die meisten Anleger ihr Portfolio diversifizieren und ihren Aktieninvestments Gold und Rohstoffe beimischen. Krisen stützen den Goldpreis nur dann, wenn sie die Finanzmärkte an sich betreffen (etwa der Zusammenbruch einer Währung oder die Pleite eines großen Staates). Politische Krisen und Kriege haben allenfalls kurzfristig Einfluss auf den Goldpreis. Der Gold-Öl-Ratio (wie viele Barrel Öl bekommt man für eine Unze Gold) sollte man nicht bedingungslos vertrauen. Der Wert war Anfang des Jahres über 40 geschnellt und lag zuletzt über 25. Ein Wert über 20 war in der Vergangenheit oft Vorbote einer Krise. Das, so meint Bußler, sei nicht mehr zwingend so, da die Welt sukzessive weniger abhängig vom Öl werde.

Tipps gibt es auch für Investoren von Goldminenaktien: Ressourcen sind noch lang keine förderbaren Reserven, „inferred“ Ressourcen seien keineswegs gesichert. Ein detailreiches Buch für potenzielle Goldanleger und alle, die das Thema Gold in all seinen Facetten interessiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2016)

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