Mit gutem Gefühl für eine gute Sache

(c) Clemens Fabry
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Investitionen in Mikrofinanzinstitute erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Wenn man bei seriösen Anbietern gelandet ist, winken stabile Renditen. Übergewichten muss man sie deshalb im Portfolio aber nicht.

Wien. Wege aus der Armut gibt es in den Entwicklungsländern viele. Oft würde schon der Kauf von Dünger oder kleiner landwirtschaftlicher Maschinen, eines einfachen Marktstands oder einer Nähmaschine Menschen ermöglichen, auf eigenen Beinen zu stehen. Mangels Sicherheiten haben die meisten allerdings kaum Chancen einen Kredit zu bekommen. Genau hier setzt die Mikrofinanzierung an. Mit Kleinstdarlehen werden nicht kreditwürdige Menschen unterstützt, die mit ihren Aktivitäten letztlich auch einen wichtigen Beitrag für die Realwirtschaft leisten können.

Geringe Ausfallrate

Das Thema Mikrofinanz hat sich unter heimischen Privatanlegern in den vergangenen Jahren jedenfalls zunehmender Beliebtheit erfreut. „2009 haben wir noch 1200 Anleger und ein Anlagekapital von rund zwölf Millionen Euro gezählt“, sagt Helmut Berg, Repräsentant von Oikocredit International in Österreich. Heute seien nicht weniger als 5300 Menschen mit 96 Millionen Euro über Genossenschaftszertifikate – sprich Beteiligungen mit Gewinnausschüttungen – investiert.

Über denselben Zeitraum habe der „Dual Return Fund – Vision Microfinance“ sein Volumen von 100 auf fast 400 Millionen Euro gesteigert, wie Günther Kastner, CIO C-Quadrat und Initiator der Marke Vision Microfinance, bestätigt. Die entscheidende Rolle kommt bei der Mikrofinanz den Mikrofinanzinstituten zu, die letztlich auch die Darlehen vergeben. „Die Kreditsachbearbeiter der Mikrofinanzinstitute sind eine Mischung aus Bankbeamten und Sozialarbeitern“, erklärt Berg. Sie würden zu den Menschen vor Ort gehen, sie beraten und unterstützen. Vor allem könnten sie auch einschätzen, was für einen Zinssatz sich die Mikrokreditnehmer leisten können.

Diese persönliche Beziehung erkläre auch die geringe Ausfallrate. Bei Oikocredit liege diese derzeit bei etwa 1,4 Prozent. „Darüber wären viele Banken froh“, meint Berg. Bei C-Quadrat das gleiche Bild. In den vergangenen zehn Jahren hätten die Mikrofinanzinstitute, in die der „Dual Return Fund – Vision Microfinance“ investiert sei, 700 Darlehen vergeben, so Kastner: Davon seien weniger als ein Prozent ausgefallen.

Einige unseriöse Anbieter

Das richtige Mikrofinanzinstitut auszuwählen ist allerdings alles andere als einfach – schließlich gibt es gemäß Schätzungen derzeit weltweit um die 100.000. Darunter befinden sich laut Experten nicht wenige schwarze Schafe. „Es gibt viele Mikrofinanzinstitute, bei denen nicht der soziale Charakter, sondern die Rendite im Vordergrund steht – mit ihnen gehen wir keine Partnerschaften ein“, sagt Berg. Ausgewählt würden die Mikrofinanzinstitute nach strengen Kriterien: So werde eine Auswertung durch das Securities Committee der EU (ESC) sowie eine Risikoprüfung vorausgesetzt. Dazu kämen noch regelmäßige Audits.

Bei C-Quadrat wird ebenso bestätigt, dass der Mikrofinanzmarkt immer öfter auch unseriöse Anbieter anzieht. Daher setze man auf ausgeklügelte Systeme, mit denen die missbräuchliche Verwendung von Geldern unterbunden werde. So arbeite man nur mit von der Schweizer Investmentboutique Symbiotics geprüften Mikrofinanzinstituten zusammen. Die auf Mikrofinanzierungen in den Schwellenländern spezialisierte Boutique unterhält ein Team aus 30 Analysten, das die Institute vorab besucht. Investiert werde nur in Mikrofinanzinstitute, die beaufsichtigt werden sowie eine Geschäftstätigkeit von mindestens drei Jahren und eine stabile Bilanz aufweisen, so Kastner: „Ein Mikrofinanzinstitut muss an nachhaltigem Wachstum interessiert sein.“ Dazu gehörten ein entsprechender Umgang mit den Kunden sowie marktkonforme Zinsen.

Relativ stabile Renditen

Obgleich der soziale Faktor bei Mikrofinanzinvestments überwiegt, darf nicht vergessen werden, dass Investoren ihr Geld nicht verschenken. Die Renditen können sich durchaus sehen lassen – auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld. Bei C-Quadrat wird etwa auf einen Ertrag abgezielt, der dem Interbankensatz Euribor plus zwei Prozent entspricht. „Das werden wir auch heuer schaffen“, so Kastner, der betont, dass der Fonds seit 2009 kein negatives Jahr gehabt habe – trotz der schwierigen Entwicklung in den Schwellenländern. Der Dachfonds Erste Responsible Microfinance hat seit 2011 jährlich ein Plus von 2,6 Prozent gebracht. Banque Luxembourg Investments hat in den vergangenen Jahren drei geschlossene Mikrofinanzfonds mit Laufzeiten von je drei Jahren aufgelegt. Mit dem ersten waren jährlich 4,5 Prozent möglich, erklärt Jean-Philippe Donge, Head of Fixed Income und Mikrofinanzmanager.

Bei den Zertifikaten von Oikocredit wiederum können Anleger derzeit mit einer Dividende von rund zwei Prozent rechnen. „Trotzdem können wir uns nicht mit Sparbüchern – Stichwort Einlagensicherung – vergleichen“, so Berg. Vom Risiko her wären Mikrofinanzinvestments eher wie Aktien und Anleihen zu sehen. Auch Kastner betont, dass Mikrofinanz kein Sparbuch- oder Geldmarktersatz sei, sondern sich vor allem als Beimischung eigne. Nachsatz: „Empfehlenswert ist ein Portfolioanteil von fünf Prozent.“ [ iStockphoto]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2016)

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