Gute Rendite, keine Wachstumschancen

APA/dpa/Frank Rumpenhorst
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Aktienanleihen bieten hohe Zinsen. Man muss aber abwägen, ob man sie für Wachstumssektoren einsetzen will.

Wien. Der Weihnachtskaufrausch für Online-Schnäppchenjäger ist  eingeläutet. Am Montag nach Thanksgiving wurde seit gut einem Jahrzehnt der Cyber Monday begangen. Internethändler gewährten großzügige Rabatte, um die vorweihnachtliche Kauflaune anzukurbeln.

Laut dem Finanzdienstleister Fundivo machten 2015 die Cyber-Monday-Einkäufe in den USA knapp drei Milliarden Dollar aus – mehr als eine Verfünffachung innert zehn Jahren. In Europa erst seit Kurzem ein Thema, sind die Wachstumsmöglichkeiten umso größer. So sind 2015 laut Berechnung durch Motionpoint die Cyber-Montay-Umsätze in Deutschland um 30 Prozent gestiegen. In erster Linie treibt Amazon in Europa diesen Aktionstag voran.

Das zeigt, wie hoch das Potenzial der arrivierten Online-Händler immer noch ist. Sie ziehen so nebenbei einmal ein Marketinginstrument wie dieses zum Milliardengeschäft auf. Allerdings sind ihre Aktien hoch bewertet, die Skepsis der Anleger ist unübersehbar: Die Kurse der US-Händler Amazon und eBay sowie der chinesischen Alibaba Group waren heuer zu Höchstkursen aufgelaufen, hatten aber zuletzt signifikante Kursverluste.

Grenze nach oben hin

Eine Aktienanleihe der Erste Group nimmt genau diese drei Umsatzkaiser in das Visier. Das Angebot klingt in Tiefzinszeiten verlockend: 8,20 Prozent Kupon pro Jahr, egal, wie schlecht (oder gut) sich die drei Basiswerte bis zum 24. 11. 2017 entwickeln. Auf Kursgewinne verzichtet man aber, und das sollte in einem potenziellen Wachstumssektor überlegt sein.

Das Kennzeichnende an Aktienanleihen: Die emittierende Bank entscheidet, ob sie am Ende den Nennbetrag zurückzahlt, oder ob sie dem Käufer die Aktien in das Depot bucht, wenn diese an Wert verloren haben. Für die Akienanleihe Protect Multi Online Handel 2016-2017 (ISIN: AT0000A1PGY3) der Erste Group gelten abgewandelte Spielregeln: Basispreis für jede der drei Aktien ist der Schlusskurs vom 29. November 2016. Davon wird eine Barriere von 55 Prozent berechnet. Wenn keine der drei Aktien diese Barriere jemals berührt oder darunter fällt, zahlt die Erste dem Anleger zusätzlich zum Kupon von 8,2 Prozent den gesamten Nominalbetrag zurück. Das ist gleichzeitig die maximale Gewinnchance: Für 1000 Euro würde man höchstens 1082 Euro bekommen, selbst wenn alle Aktien 20 Prozent zulegen würden.

Einen Kursgewinn muss man bei Aktienanleihen wehmütig ziehen lassen. Nach Ausgabeaufschlag (0,5 Prozent), Jahresinflation (0,85 Prozent) und Kapitalertragssteuer (27,5 Prozent) bleiben am Ende nur noch 46 Euro oder eine Rendite von 4,6 Prozent. Es kann auch eine Vertriebsprovision von 1,5 Prozent (inkl. Ausgabeaufschlag) an die vertreibende Bank fällig werden (zwecks vereinfachter Darstellung wurde mit 1000 Euro gerechnet, obwohl das Mindestvolumen bei 3000 Euro liegt).

Nicht an Anstieg glauben

Fällt einer der Kurse auch nur ein mal (ausschlaggebend ist der Tagesschlusskurs) auf oder unter die Barriere, wird am Ende aus den drei Aktien jene mit der schlechtesten Performance zur gesamten Wertberechnung herangezogen. Also: Alibaba plus 20 Prozent, Amazon plus 15 Prozent, eBay am Ende minus 40 Prozent bedeutet, es gibt für 1000 Euro nur 600 zurück (plus 82 Euro Zinsen).

Man sollte bei solchen Papieren an seitwärts laufende oder fallende Aktienkurse glauben: Bleiben die drei Online-Händler nach der jüngsten Talfahrt schwach, dann darf man sich dennoch über eine hohe Rendite freuen. Die 55-Prozent-Barriere (also Sicherheitspuffer von 45 Prozent Kursminus) ist für eine kurze Laufzeit ein bequemer Puffer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2016)

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