London: Ladenhüter Luxuswohnung

(c) Bloomberg (Matthew Lloyd)
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Wohnungen der obersten Preisklasse lassen sich derzeit schwer verkaufen. Eigentümer versuchen daher, sie um vierstellige Beträge pro Tag zu vermieten.

London. Frustriert, weil er seit zwei Jahren vergeblich nach einem Käufer für sein Luxusappartement mit Blick auf den Londoner Hyde Park gesucht hat, entschied sich der Eigentümer, die Wohnung für 1500 Pfund (1735 Euro) täglich zu vermieten. „Es war eine sehr stolze Bewertung, die der Eigentümer angenommen hat“, sagt Hasan Hasan, einer der Gründer des Immobilienmaklers Xenyos. „Ich denke, sie sind immer dem Markt nachgejagt.“ Und dieser kannte lange Zeit nur eine Richtung: nach oben. Doch das hat sich nun – nicht nur wegen des Brexit, sondern auch wegen Steuererhöhungen – verändert. Hasan kümmert sich jetzt um die Vermietung.

Der Eigentümer, ein Entwickler, möchte die Immobilie nach einer Renovierung zu einem reduzierten Preis von 8,65 Millionen Pfund (zehn Millionen Euro) verkaufen. Während er auf einen Käufer wartet, will er durch eine Vermietung wenigstens einen Teil seiner Investitionen wieder hereinholen, wie Hasan erläutert.

Die Eigentümer von Luxusimmobilien in London wenden sich an Firmen wie Airbnb und Makler wie Xenyos, um Einnahmen zu erzielen, während ihre Liegenschaften auf Käufer warten.

Andere versuchen, die Einnahmen über Mietverträge mit kürzeren Laufzeiten hochzutreiben, denn langfristige Mietverträge in den teuersten Bezirken haben sich in diesem Jahr bis Ende Februar um 5,1 Prozent verbilligt. Bei ausländischen Immobilieneignern zehrt auch das schwache Pfund an ihren Einnahmen, weshalb sie nach Wegen suchen, die Einkünfte zu steigern.

Airbnb erfährt Aufwind

Die Anzahl der in London bei Airbnb gelisteten Immobilien hatte sich binnen eines Jahres auf 50.000 per Ende 2016 fast verdoppelt. Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan warnte die Gesetzgeber der City in diesem Monat, dass durch den Anstieg bei Kurzzeit-Vermietungen weniger Liegenschaften für dauerhafte Bewohner zur Verfügung zu stehen drohen.

Die Rekordzahl von 35.000 neuen Liegenschaften im oberen Preissegment ist für das kommende Jahrzehnt geplant – 40 Prozent mehr als 2014, wie die Beratungsgesellschaft Arcadis im letzten April mitteilte.

Doch der Verkauf von noch im Bau befindlichen Immobilien sank 2016 auf das niedrigste Niveau in vier Jahren. Damit sitzen die Entwickler auf einem Rekordbestand an unverkauften Liegenschaften. Steuererhöhungen hatten die Nachfrage nach Häusern im Hochpreissegment gedämpft.

Nach Angaben von Tom Bill, Associate beim Makler Knight Frank, hat dies dazu geführt, dass Verkäufer ihre Immobilien zur Miete anbieten, während sie darauf warten, dass sich der Markt erholt. Die Anzahl der zur Vermietung zur Verfügung stehenden Immobilien in den besten Londoner Bezirken ist in den sechs Monaten bis Ende Februar um 20 Prozent gestiegen, wie aus Angaben des Maklers hervorgeht. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2017)

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