Börse: Aktien mit einem Sicherheitspolster

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Mit Dividendenaktien fährt man als Anleger ein „gemäßigtes Risiko“, heißt es oft. „Die Presse“ schaut sich an, wie das in der Praxis aussieht.

Wien/Ker. An den Aktienbörsen ist es in den vergangenen Monaten steil bergauf gegangen. Und viele Analysten glauben, dass die Kurse weiter steigen werden. Soll heißen, dass auch die privaten Anleger mit Aktien wieder kräftig verdienen können. Aber: Man kann es diesen Anlegern auch nicht verübeln, wenn sie dem Börsenparkett weiterhin fernblieben. Schließlich haben die Analysten auch für 2011 vollmundig ein fantastisches Aktienjahr prognostiziert. Gekommen ist es dann ganz anders.

Daher könnte man von einem kleinen Dilemma für die Anleger sprechen. Auf der einen Seite der stark volatile Aktienmarkt. Auf der anderen Seite gibt es mit Zinsen bzw. Zinsprodukten derzeit eher wenig zu holen. Als Ausweg aus dieser Situation hört man oft den Begriff „gemäßigtes Risiko“. Darunter versteht man Aktien mit einem kleinen Risikopolster. Sprich Aktien, die eine hohe Dividende abwerfen. Aber was taugen Dividendenaktien in der Praxis? Und inwiefern schützen diese Aktien vor einem Kaufkraftverlust? „Die Presse“ schaut sich einige Beispiele an.

• Etwa die Telekom Austria(ISIN: AT0000720008), die an der Wiener Börse notiert und hierzulande als Dividendenaktie gilt. Für die nächsten zwei Jahre wird die Telekom wohl eine Dividende von jeweils 0,38 Euro pro Aktie ausschütten. Wenn man jetzt die Aktie kauft, bekommt man im Mai die erste Dividendenzahlung (von 0,38 Euro pro Stück).

Derzeit kostet die Aktie rund 8,80 Euro. Die Dividendenrendite, sprich die laufende Verzinsung liegt somit bei jährlich über vier Prozent (errechnet sich aus Dividende mal 100 dividiert durch Aktienkurs, Anm.). Ein Beispiel: Der Anleger steckt etwas mehr als 1000 Euro in Telekom-Aktien und will eineinhalb Jahre investiert bleiben. Er streift somit 65 Euro an Dividende ein (nach Steuern). Davon muss er die Transaktionskosten von 17 Euro für Kauf und Verkauf (bei einem billigen Onlinebroker) abziehen, bleiben also 48 Euro. Wenn man eine Inflation von 2,5 Prozent pro Jahr annimmt, hat der Anleger mit 1048 Euro einen Betrag, der der Kaufkraft von derzeit 1009 Euro entspricht.

Ob der Anleger gut oder schlecht aussteigt, hängt davon ab, wie sich der Kurs bis dahin entwickelt. Wenn die Aktie um weniger als ein Prozent fällt, ist das noch kein Problem. Der Kunde hat damit noch keinen Kaufkraftverlust erlitten. Erst wenn die Aktie stärker abfällt, steigt er mit einem realen Minus aus. Mit anderen Worten: Der Schutz vor einem Kursabfall macht hier real nur ein Prozent aus.

•Wer eine Aktie der heimischen Post (ISIN: AT0000APOST4) kauft, darf sich im Mai auf eine Dividende von 1,7 Euro pro Aktie freuen. Da die Aktie bei rund 26,5 Euro notiert, macht die Dividendenrendite 6,5 Prozent aus. Das hört sich gut an. Ein Beispiel: Auch hier investiert der Anleger etwas mehr als 1000 Euro und will die Aktie eineinhalb Jahre halten. An Dividende bekommt er somit 97 Euro (nach Steuer und unter der Annahme, dass die Post im nächsten Jahr wieder 1,7 Euro pro Aktie ausschüttet). Zieht man davon die Inflation und Transaktionskosten ab, bleibt einem ein Betrag, der real der Kaufkraft von derzeit 1040 Euro entspricht. Die Aktie könnte in den nächsten 1,5 Jahren fast vier Prozent an Wert verlieren, ohne dass der Anleger einen Kaufkraftverlust erlitte.

• Man sieht also, dass Aktien mit hohen Dividenden einen kleinen Schutz vor Kursstürzen bieten. Wie steht es mit Aktien, die keine Dividenden ausschütten? Beispiel: Man steckt 1000 Euro in eine dividendenlose Aktie und will eineinhalb Jahre drinnen bleiben. Wenn man Inflation, Transaktionskosten und Aktiensteuer berücksichtigt, müsste das Aktienpaket um knapp sieben Prozent an (nominellem) Wert gewinnen, damit der Anleger überhaupt einmal keinen realen Verlust erleidet. Also erst, wenn der Aktienwert um über sieben Prozent gestiegen ist, steigt der Anleger mit einem realen Gewinn aus.

Was Sie beachten sollten bei... Dividenden

Tipp 1

Telekom Austria. Die Telekom weist eine Dividendenrendite von über vier Prozent auf. Die Dividende bietet daher einen Sicherheitspolster, an dem jedoch Transaktionsgebühren, Steuern und Inflation knabbern. In den nächsten eineinhalb Jahren könnte der Kurs um ein Prozent fallen, ohne dass der Anleger einen Kaufkraftverlust erlitte.

Tipp 2

Österreichische Post. Die Aktie der heimischen Post bietet einen noch größeren Schutz vor einem Kursabfall. Wenn man Transaktionskosten, Steuer und Inflation abzieht, könnte die Aktie in den nächsten eineinhalb Jahren noch immer um vier Prozent an Wert verlieren. Der Anleger hätte auch hierbei noch keinen realen Verlust erlitten.

Tipp 3

Aktien ohne Dividenden. Anders schaut die Situation bei Aktienunternehmen aus, die überhaupt keine Dividende ausschütten. Ein Beispiel: Man investiert 1000 Euro in eine solche Aktie. Deren Kurs müsste in den nächsten eineinhalb Jahren um mehr als sieben Prozent steigen, damit der Anleger keinen realen Verlust erleidet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2012)

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