Aktien: Hartes Umfeld für Rohstofffirmen

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Symbolbild(c) EPA/epa Larry W. Smith (Epa Larry W. Smith)
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Rohstoff- und Ölaktien haben vom Börsenboom zuletzt unterdurchschnittlich profitiert. Experten raten zu Chemie- und Ölförderfirmen. Die Stahlbranche bleibe schwierig.

Wien. Die vergangenen zwölf Monate waren für Aktienanleger meist nicht so schlecht– trotz Schuldenkrise in Europa und nachlassenden Wirtschaftswachstums in China. Wer aus der Eurozone kommt und sein Geld weltweit in Aktien steckte, konnte dank steigender Kurse und schwächelnder Gemeinschaftswährung einen Gewinn von gut einem Drittel einfahren. Um so viel legte der MSCI World Index auf Eurobasis zu.

Wer auf Aktien aus dem Rohstoff- oder Energiesektor setzte, verdiente weniger (siehe Grafik). Vor allem Minenkonzerne wie Rio Tinto, Barrick Gold oder Anglo American bremsten den entsprechenden Index aus. Die Ursachen sind zahlreich: Chinas Rohstoffhunger lässt nach, die Kosten der Unternehmen sind hoch, der Abbau wird schwieriger und teurer. Gold- und Eisenerzerzeuger litten darunter, dass die Kosten (für Personal und Abbau) in Relation zu den erzielbaren Preise relativ hoch sind, sagt Bernhard Ruttenstorfer, einer der Fondsmanager des ESPA Stock Commodities (Isin: AT0000A01VS1).

Stahlsektor mit Überkapazitäten

Wenn die Konjunktur wieder anzieht, dürften solche Aktien überdurchschnittlich profitieren. Doch manche hätten auch strukturelle Probleme, etwa Stahlunternehmen wie ArcelorMittal oder ThyssenKrupp: Ihnen macht ebenfalls die nachlassende Nachfrage aus China schwer zu schaffen, ebenso wie die hohen Überkapazitäten im Stahlbereich. Selbst wenn die Konjunktur anzieht, hätten die Firmen damit zu kämpfen. Thyssen versucht seit Längerem, Käufer für Stahlwerke in den USA und in Brasilien zu finden. Auch den Gasfirmen mache das weltweit hohe Angebot– dank der Schiefergasförderung in den USA– zu schaffen, sagt Ruttenstorfer. Das werde dazu führen, dass auch europäische Firmen Gas billiger anbieten müssen.

Im ESPA Stock Commodities setzt man auf Chemie-, Öl- und Düngemittelkonzerne. Spezialchemiefirmen wie Lanxess (DE0005470405) leiden wegen ihres stabilen Geschäfts weniger unter der Konjunkturschwäche als Stahlerzeuger. Ölkonzerne wie Exxon oder Chevron können zu erträglichen Kosten fördern. Solange der Ölpreis nicht weit unter das gegenwärtige Niveau fällt, sollte sich das Geschäft rechnen. Die Produkte von Düngefirmen wie CF Industries (US1252691001) oder Potash (CA73755L1076) seien nach den Missernten in den USA gefragt. Bei Minenbetreibern, Gas- und Stahlfirmen halte man sich dagegen zurück.

Innerhalb des Ölsektors halten Experten jene Firmen für besonders attraktiv, die auf Ölservices und Exploration spezialisiert sind. Deren Bewertungen seien historisch günstig, meint Marc Caretti, Manager des Raiffeisen-Energie-Aktienfonds (AT0000688668). Die Anleger würden derzeit kleine Firmen meiden. Das stelle für langfristig Orientierte eine Einstiegsgelegenheit dar. Das Geschäft sei vielversprechend: Die Ölfirmen müssten ihre Reserven erhöhen und seien auf Exploration angewiesen.

Flaues Raffineriegeschäft

Für sehr attraktiv hält er kleine Firmen, die übernommen werden könnten. Diese zu finden ist für Privatanleger freilich nicht leicht. Unter den etablierteren Firmen findet Caretti Tullow Oil (GB0001500809) oder Afren (GB00B0672758) interessant.

Weniger gut seien dagegen die Aussichten für das Raffineriegeschäft, das für viele große Ölfirmen noch immer ein wichtiges Standbein ist. Hier sind die Kapazitäten vor allem in Europa viel zu hoch. Firmen wie BP oder Royal Dutch Shell versuchten derzeit, dieses Geschäft zu verkleinern, es sei aber schwierig, Käufer zu finden.

Was Sie beachten sollten bei... Rohstoffaktien

Tipp1

Konjunktur. Bestimmte Sektoren, etwa Minenbetreiber oder Stahlunternehmen, sind von Konjunkturschwankungen besonders stark betroffen. In der Krise fallen sie tief, dafür haben sie im Aufschwung mehr Erholungspotenzial. Breit aufgestellte Chemiekonzerne oder Spezialchemiefirmen sind häufig stabiler und weniger volatil.

Tipp2

Strukturelle Probleme. Nicht alle Probleme von Rohstofffirmen sind auf die schwache Konjunktur zurückzuführen. Im Stahlsektor, aber auch im Raffineriegeschäft der Ölfirmen gibt es starke Überkapazitäten. Darunter dürften die Firmen auch leiden, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Anleger sollten sich darauf einstellen.

Tipp3

Verluste begrenzen. Wer auf eine baldige Konjunkturerholung setzt und deswegen Aktien von Rohstofffirmen kauft, sollte sicherheitshalber automatische Verlustbegrenzungen (Stop-Loss-Orders) setzen. Dann fallen die Verluste nicht so groß aus, wenn es in die falsche Richtung geht. Wer vom Potenzial kleinerer Firmen profitieren will, sollte das zwecks Streuung eher über Fonds tun.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2012)

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