Biotech-Fonds im Höhenflug

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Aktien aus dem Biotechnologiesektor haben im vergangenen Jahr schöne Kursgewinne eingefahren. Doch wie lange kann diese Rallye noch weitergehen?

Wien. Investments in den Biotechnologie-Sektor sind stets mit hohen Risken verbunden. Wer diese zuletzt eingegangen ist, kann sich aber über satte Kursgewinne freuen. Im aktuellen Börsenumfeld ist es den Unternehmen der Branche gelungen, sich deutlich von anderen Sektoren abzusetzen. Der „DWS Biotech Typ O“-Fonds konnte seinen Wert auf Einjahressicht etwa um rund 59 steigern, bei „BB Biotech B“ lag das Plus immerhin bei 51 Prozent (siehe Grafik).

Die Gründe für die starke Performance sind vielseitig. Betrachte man einen längeren Zeitraum, so habe sich der Gesundheitssektor in den vergangenen Jahren weniger gut entwickelt, sagt Bernhard Spittaler, Fondsmanager bei der Schoellerbank Invest AG. Durch die Gesundheitsreform in den USA hätten sich Investoren in Zurückhaltung geübt. Auch weil keiner gewusst habe, welche Folgen diese für einzelne Unternehmen haben könnte. „Unsicherheit ist der Killer jeder Aufwärtsbewegung“, sagt Spittaler. „Im vergangenen Jahr ist viel aufgeholt worden. Überbewerten würde ich das allerdings nicht.“

Übernahmen machen attraktiv

Auf der anderen Seite sind Biotechnologie-Firmen Innovationstreiber, wenn es um die Entwicklung neuer Medikamente geht. Große Pharmakonzerne, die auf diesem Gebiet eher träge geworden sind, propagieren daher Partnerschaften oder Übernahmen. Von Letzteren haben sie in den vergangenen Monaten zahlreich Gebrauch gemacht. Erst im Sommer diesen Jahres fand die Übernahme der US-Biotechfirma Human Genome durch den britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline statt. Zu Jahresbeginn verleibte sich Amgen die Firma Micromet für rund eine Mrd. Dollar ein. „Die Aktivitäten in der Branche haben für Aufmerksamkeit unter den Anlegern gesorgt“, sagt Tazio Storni von Bellevue Asset Management.

Die Übernahmefantasie bei vielen Biotech-Firmen, die naturgemäß die Aktienkurse antreibt, sei daher auch künftig nicht zu unterschätzen, sagt Harald Kober von der Erste Sparinvest. Nicht geschadet habe der Branche zudem die Zulassung einiger neuer Medikamente durch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA. Denn diese sei früher restriktiver vorgegangen.

Wie lange die Rallye der Biotech-Papiere noch anhalten wird können ist allerdings fraglich. Fondsmanager Kober ist der Ansicht, dass die bisherigen Kursgewinne „in diesem Ausmaß und im selben Zeitraum nicht linear fortschreibbar sind“. Mittel- bis langfristig seien aber Steigerungen zu erwarten. Allein, weil das Wachstum dieses Sektors wesentlich stärker sei, als das der klassischen Pharmaindustrie. Storni geht für die kommenden Jahre von zweistelligen Zuwachsraten aus. Die deutlich gestiegenen Kurse haben jedoch auch zu gestiegenen Bewertungen, vor allem bei größeren Firmen, geführt. Stellt man den Vergleich zu „Big Pharma“ an, seien die Unternehmen aber weiterhin attraktiv – vor allem was ihr Potenzial betreffe. Grundsätzlich ist die Gesundheitsbranche dem defensiven Sektor zuzuordnen. Solange also Krisenstimmung herrscht, wird gerne auf solche Titel zurückgegriffen, da sie als vergleichsweise „sicher“ gelten. Weil es aber so aussehe, als ob sich die Krise in der Eurozone langsam entspannen würde, „glaube ich nicht, dass der Gesundheitssektor weiterhin so stark im Fokus der Anleger stehen wird“, sagt Norbert Janisch von Raiffeisen Capital Management.

Investoren, die bereits Biotech-Aktien oder Fonds halten, können in Anbetracht der Aufwärtsentwicklung daran denken, einen Teil ihrer Gewinne zu realisieren. „Für einen Einstieg sollte man noch abwarten“, sagt Janisch.

Eine Branche mit Risken

Die Risken, die durch ein Biotech-Investment entstehen, sind nicht zu unterschätzen. Scheitert etwa eine klinische Studie, kann der Aktienkurs binnen kurzer Zeit abstürzen – und sich mitunter auch nicht mehr erholen. Bewährt sich ein Medikament, sind aber schöne Kursgewinne möglich.

Tipp 1

Streuen.Die Biotechnologiebranche ist in erster Linie in den USA beheimatet. Wem es – aufgrund des Währungsrisikos – zu unsicher erscheint, dort Einzeltitel auszuwählen, der sollte auf Fonds setzen. Das Risiko kann weiter minimiert werden, indem nicht nur Biotechnologietitel, sondern auch klassische Pharmaaktien Teil des Investmentfonds sind.

Tipp 2

Konjunktur. Weil Arzneimittel laufend benötigt werden, ist der Gesundheitssektor weitgehend konjunkturunabhängig. In wirtschaftlich schlechten Zeiten werden Pharmawerte daher verstärkt nachgefragt. Zieht die Konjunktur an, sind Zykliker, also Titel aus der Industrie, für Anleger dagegen eher interessant.

Tipp 3

Dividenden. Weil sie meist Verluste schreiben, zahlen Biotech-Firmen in der Regel keine Dividenden aus. Sind Anleger an solchen interessiert, sei ihnen der Blick auf klassische Pharmawerte empfohlen. Diese gelten als verlässliche Dividendenzahler. Für Anleger ideal ist, wenn die Konzerne ihre Ausschüttungen in den vergangenen Jahren laufend erhöht haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2012)

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