Aktien: Wie lange geht die Rallye weiter?

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Symbolbild(c) REUTERS (� Kai Pfaffenbach / Reuters)
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Die Freude über frisches Geld von der Zentralbank ließ die Aktienmärkte auf neue Jahreshöchststände klettern. Ein Einstieg kann sich für Anleger immer noch lohnen.

Wien. Die jüngsten Ankündigungen der Notenbanken, die Geldschleusen zu öffnen, haben den Aktienmärkten Aufwind verliehen und sie vielerorts auf neue Jahreshöchststände getrieben. Die Entscheidung der US-Zentralbank Fed, monatlich 40 Mrd. Dollar an Hypothekenpapieren aufzukaufen, schob den amerikanischen Leitindex Dow Jones nahe an sein Rekordhoch, von dem er jetzt nur noch 4,5 Prozent entfernt ist. Markiert der Index bald ein neues Allzeithoch, könnte es mit der Rallye munter weitergehen.

Auch der deutsche Leitindex DAX konnte binnen weniger Tage mehrmals neue Jahreshöchststände erklimmen. Die Verluste aus dem zweiten Quartal sind längst vergessen, bis dato liegt der DAX mit rund 20 Prozent im Plus. „Schafft es der Index, die Marke von 7500 Punkten nachhaltig zu knacken, dann kann es weiter bergauf gehen“, sagt Erste Bank-Analyst Fritz Mostböck.

Schuldenkrise nicht vorbei

Aber: Geldschwemme hin oder her, die generellen Probleme seien nicht gelöst worden, gibt Mostböck zu bedenken. Die Staatsschuldenkrise der Eurozone sei wegen des frischen Geldes noch nicht vom Tisch: „Die Verschuldung schwebt wie ein Damoklesschwert über den Finanzmärkten.“ Die von den Zentralbanken in den Markt gepumpte Liquidität habe aber zu einer vorläufigen Stabilisierung geführt. Und auch Günther Schmitt von Raiffeisen Capital Management sagt: „Die Leute glauben nicht mehr, dass die Eurozone untergehen wird.“

Analyst Mostböck glaubt, dass die Lage an den Märkten bis in den November hinein entspannt bleiben könnte. „Allerdings nicht die ganze Zeit hindurch.“ Denn die Umsätze an den Börsen seien mäßig und das Umfeld volatil.

Vorerst dürften die europäischen Börsen auch von Nachrichten zum Thema Schuldenkrise getrieben bleiben, sagt Bernhard Ramsauer, Chef der Deutschen Bank in Österreich. „Allerdings haben die Investoren gelernt, zwischen wichtigen und unwichtigen Nachrichten zu unterscheiden.“ Dass nach den jüngsten Kursanstiegen das Ende der Fahnenstange schon erreicht ist, glaubt Ramsauer nicht: Europa habe noch immer Aufholbedarf.

Dass die Anleger an eine lang anhaltende Rallye glauben, ist derweil nicht so sicher. Investoren in börsenotierte Indexfonds (ETF) haben die zweite Woche in Folge auf einen fallenden DAX gesetzt und sich mit Produkten eingedeckt, die Gewinne abwerfen, sobald der Leitindex verliert.

Für den heimischen ATX rechnet Mostböck mit einer weiteren Zunahme um fünf bis zehn Prozent. Derzeit liegt der Zählerstand bei rund 2190 Punkten. „Ich bin grundsätzlich eher optimistisch, was die Börsen betrifft“, so der Erste-Analyst. Zwischendurch könne es aber immer wieder zu „Korrekturen“ kommen.

Zu Zyklikern greifen

In Aufwärtsphasen wie diesen rät Mostböck zum Kauf von zyklischen Papieren. Dazu zählt er die Aktien von Andritz, Lenzing oder Schoeller Bleckmann. „Je global diversifizierter ein Unternehmen ist, desto eher kann es sich einem Abwärtstrend entziehen.“ Schmitt wiederum hat die Aktien von Raiffeisen und Wienerberger übergewichtet. Normalisiere sich die Lage, so hätten Wienerberger-Papiere das größte Aufwärtspotenzial.

Tipp 1

Inflation. Weil massenhaft Geld ins System fließt, geht bei vielen Anlegern die Angst vor einer Inflation um. Wer in Aktien investiert, kann sich aber bis zu einem gewissen Grad vor Inflation schützen, weil Aktien Sachwerte darstellen. Auch das Edelmetall Gold ist in jüngster Zeit wieder als Inflationsschutz gefragt.

Tipp 2

Zykliker. Die Hausse an den Börsen lässt viele Analysten auf zyklische Titel setzen. Diese sind konjunkturabhängiger und in Aufwärtsphasen eher gefragt als defensive Werte. Wer viele defensive Titel in seinem Portfolio hat, könnte darüber nachdenken, diese zugunsten zyklischer Papiere umzuschichten – sofern man an die Rallye an den Märkten glaubt.

Tipp 3

Absichern. An den großen Knall glaubt in diesem Jahr zwar kaum jemand mehr, dennoch kann es an den Börsen immer wieder zu Korrekturen kommen. Zu diesem Zweck könnten Anleger sogenannte Stopp-Loss-Orders setzen. Aktien werden verkauft, sobald der Kurs unter eine bestimmte Grenze fällt. Diese Grenze sollte nicht zu eng gesetzt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2012)

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