Aktien: Dividenden auf der Überholspur

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Österreichische und deutsche Firmen zahlen höhere Dividenden, als Sparbücher Zinsen und Staatsanleihen Renditen abwerfen. Das könnte noch eine Weile so bleiben.

Wien. Die Sparbuchzinsen bleiben weit unter der Inflationsrate zurück, auch mit Staatsanleihen sicherer Staaten lässt sich die Inflation nicht schlagen. Börsenotierte Unternehmen schütten vielfach höhere Dividenden aus, als Staaten Renditen zahlen. Zum Vergleich: Zehnjährige deutsche Anleihen werfen 1,43 Prozent pro Jahr ab, DAX-Konzerne werden Schätzungen zufolge für heuer 3,4 und für nächstes Jahr 3,6 Prozent des gegenwärtigen Kurses ausschütten.

Staaten zahlen weniger

Für Österreich ergibt sich ein ähnliches Verhältnis: Zehnjährige Staatsanleihen rentieren mit 1,89 Prozent, die ATX-Konzerne werden für heuer 3,1 Prozent und für nächstes Jahr 3,6 Prozent ausschütten. „Das ist historisch gesehen eine Ausnahmesituation“, sagt Erste-Analyst Günther Artner. Denn während die Zinsen einer Staatsanleihe gleich bleiben, hat man bei Aktien die Chance auf Wachstum. Ähnlicher Ansicht ist Johannes Mattner von Raiffeisen Research: Die niedrigen Renditen von Staatsanleihen sprächen für dividendenstarke Aktien.

Dividenden versüßen auch Verluste: Wer vor fünf Jahren, als an den Börsen Hochstimmung herrschte, deutsche Aktien gekauft hat, sitzt auf einem Minus von fast einem Viertel. Rechnet man die Dividenden ein, muss er „nur“ ein Minus von fünf Prozent verkraften. Seit drei Jahren warfen die DAX-Aktien 36 Prozent Ertrag ab, ohne Dividenden wären es 23 Prozent (siehe Grafik).Der österreichische ATX, ein Kursindex (in dem die Dividenden nicht berücksichtigt sind) performte schlechter: In den vergangenen drei Jahren gab er um 15 Prozent nach. Rechnet man die Dividenden dazu, beträgt das Minus fünf Prozent.

Dividendenaktien dürften in nächster Zeit auch dank der Nachfrage bessere Erträge abwerfen, glaubt Artner: Dividendenaktienfonds erfreuen sich großen Zuspruchs.

Dividendenstarke Papiere im DAX sind etwa die Versorger E.On und RWE, der Autokonzern Daimler, die Versicherer Münchener Rück und Allianz, und – noch– die Deutsche Telekom, die jedoch Medienberichten zufolge die Dividende 2013 kürzen soll.

Unter den ATX-Werten schütten Post, Immofinanz, CA Immo und OMV die höchsten Dividenden aus. Der einstige Dividendenstar an der Wiener Börse, die Telekom Austria, ist dagegen im Ranking abgerutscht. Der Konzern, der unter dem harten Wettbewerbsdruck leidet, halbierte die Dividende zunächst auf 38 Cent pro Aktie; für heuer soll es nur noch fünf Cent geben.

Das Beispiel der Telekom zeigt das Risiko, das mit Dividendenaktien eingeht: Nichtimmer sind die Dividenden nachhaltig.

Deswegen achten Fondsmanager neben der Höhe der Dividende auch auf die Ausschüttungsquote (je höher der Anteil der Gewinns, der ausgeschüttet wird, desto weniger kann das Unternehmen investieren) und die Nachhaltigkeit (die Gewinnausschüttung sollte idealerweise Jahr für Jahr steigen).

Risiko Konjunkturschwäche

Artner empfiehlt die OMV, auch die Immofinanz sei attraktiv, habe aber erst vor wenigen Wochen ausgeschüttet. Wer es „ein bisschen spekulativer“ liebe, sollte zum Autozulieferer Polytec (Dividendenrendite 5,5 Prozent) greifen. Hier bestehe freilich das Risiko, dass der Kurs angesichts der allgemeinen Wirtschaftsschwäche nachgebe.

Was Sie beachten sollten bei... Dividenden

Tipp 1

Kriterien. Neben der Höhe der Dividende sollte man auch auf die Ausschüttungsquote achten (Anteil der Dividende am Gewinn). Schüttet ein Unternehmen nämlich zu viel aus, bleibt ihm häufig kein Geld zum Investieren, und es kann nicht wachsen. Auch sollte man sich über die Aussichten des Unternehmens in den kommenden Jahren (Gewinnschätzungen) informieren.

Tipp 2

Steuer. Dividenden werden mit 25 Prozent besteuert. Das werden (realisierte) Kursgewinne ebenfalls. Bei ausländischen Dividenden hat man häufig das Problem, dass der ausländische Staat und der österreichische Fiskus zusammen mehr als 25 Prozent abziehen. Die Differenz muss man auf kompliziertem Weg vom ausländischen Staat zurückfordern.

Tipp 3

Indizes. Beim Vergleich von Aktienindizes sollte man darauf achten, ob diese Dividenden berücksichtigen (Performance-Indizes) oder nicht (Kursindizes). Der deutsche DAX ist ein Performance-Index und schneidet daher meist besser ab als der ATX, der ein reiner Kursindex ist. Im DAX wird davon ausgegangen, dass die Dividenden sofort reinvestiert werden, was für Privatanleger in der Praxis oft schwierig ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2012)

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