Börsen: Was war, was kommt, was bleibt

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Einige Börsen haben sich in diesem Jahr schon ganz gut entwickelt, andere sind unter die Räder gekommen. Während die Märkte in den USA deutlich zulegen konnten, haben die Schwellenländer unter Kapitalabflüssen gelitten.

Wien. Das Aktienjahr ist zwar noch nicht vorüber. Ausgezahlt hat es sich aber allemal. Zumindest für jene, die in den richtigen Märkten investiert waren.


•Die USA zählen hier zweifelsfrei dazu: Die Wachstumsaussichten des Landes haben sich seit Jahresbeginn verbessert. Exporte wie Investitionen nahmen an Fahrt auf. Die Anleihenkäufe der US-Notenbank Fed haben zudem für anziehende Hauspreise und Hausverkäufe gesorgt. Abgesehen davon hat sich auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt stabilisiert – wenngleich viele US-Bürger die Jobsuche längst entmutigt aufgegeben haben.

Angetrieben von den positiven Zeichen und der ultralockeren Geldpolitik der Fed, haben sich Investoren aus aller Welt mit amerikanischen Aktien eingedeckt. Dafür sind sie bisher auch reichlich belohnt worden. Der breite Standard-&-Poor's-500-Index hat heuer um 19 Prozent zugelegt. Doch das bedeutet auch: US-Wertpapiere sind schon teuer geworden.

Und was sagen heimische Experten? Bei der Allianz ist man dem amerikanischen Aktienmarkt gegenüber „neutral eingestellt“, die Erste Bank erwartet angesichts der Kursanstiege, dass das vierte Quartal von einer „vorübergehenden Abschwächung“ geprägt sein könnte. Gewinnmitnahmen seien realistisch, heißt es. Für 2014 wird ein Anstieg der Gewinne um zehn Prozent erwartet.

Zinserhöhung der Fed nicht so bald

Zuletzt waren auch die Renditen von US-Staatsanleihen höher. Weitere Renditeanstiege dürften daher moderat ausfallen, glauben die Erste-Analysten. Im laufenden vierten Quartal geht man für zehnjährige US-Staatsanleihen von einer Rendite in der Höhe von 2,6 Prozent aus. Dass die Fed den Leitzinssatz demnächst anheben wird, hält das Institut für unrealistisch. Eine Zinserhöhung dürfte erst im Jahr 2015 folgen. Die Allianz rät Anlegern, im vierten Quartal Treasuries leicht unterzugewichten.


•Vermutlich früher wird die amerikanische Notenbank ihre Ankündigung wahr machen und die Politik des billigen Geldes zurückfahren. Allein, dass die Fed diese Möglichkeit in Erwägung gezogen hat, führte an den Schwellenländer-Börsen zu starken Einbrüchen, die auch auf massive Kapitalabflüsse zurückzuführen sind.

Zwar liegt das Wachstum der Schwellenländer nach wie vor über dem Niveau der Industriestaaten. Als negative Treiber haben sich aber steigende Zinsen für US-Staatsanleihen sowie fragile konjunkturelle Aussichten erwiesen, wie es Christian Ramberger von der Allianz Invest KAG formuliert. Anleger müssen also zunehmend differenzieren, wenn sie fernab der Heimat zu investieren gedenken.

Vorsicht bei Schwellenländern

So kämpft etwa Indien nicht nur mit einem vergleichsweise geringen Wachstum, auch die hohe Inflation und die Abwertung der Währung machen dem Staat zu schaffen. Daten aus Brasilien sind ebenso alles andere als berauschend. Anders in China. Das Reich der Mitte dürfte in diesem doch negativen Umfeld positiv herausstechen: Der chinesische Staat hat zwar zunächst mit geringeren Wachstumsaussichten aufhorchen lassen, doch die Wirtschaft hat sich zuletzt erholt. Höhere Einzelhandelsumsätze sowie eine verbesserte Industrieproduktion lassen eine Aufwärtsbewegung vermuten.

Michael Sieghart von der Wiener Privatbank rät Investoren dennoch zur Vorsicht: „Es gibt Leute, die sagen, dass die Schwellenländer reif für einen Rebound sind.“ Da der Boom in diesen Staaten aber sehr stark von der Politik der US-Notenbank getragen wurde, ist es „für uns noch zu früh, um dort zu investieren“.

Die Allianz sieht das ähnlich: Das Gewinnwachstum halte schon länger nicht mehr mit dem Wirtschaftswachstum der Staaten mit. Man geht aber „langfristig von einer Wachstumsprämie in den Emerging Markets aus“, sagt Ramberger.


•Und Europa? Der alte Kontinent hat sich in diesem Jahr seinen Weg aus der Rezession gebahnt – und wächst. Auch aus den angeschlagenen Peripheriestaaten kommen positive Signale. Die Renditen für griechische Staatsanleihen sind heuer zeitweise auf rund zehn Prozent gesunken. Und auch italienische Renditen gingen zurück, sagt Sieghart. Gleichzeitig steigen die Zinsen sicherer Staatsanleihen (weil sich die Abwärtsrisken verringern). Der Tiefpunkt bei Renditen sollte also durchschritten sein, glaubt die Erste Bank. Abgesehen davon prophezeien viele Analysten dem europäischen Aktienmarkt bald schöne Kursanstiege. Europäische Aktien sind im Vergleich zu ihren US-amerikanischen Pendants nicht nur günstig bewertet, sie haben auch noch reichlich Aufholbedarf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2013)

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