Wiener Börse: "Osten ist nicht mehr die Teufelsfratze"

Wiener Boerse Osten nicht
Wiener Boerse Osten nicht(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die US-Investoren würden zurückkehren, sagt Börse-Vorstand Kuras. Zudem würden "mehrere Unternehmen" mit einem IPO (Initial Public Offering) liebäugeln.

Der Wiener Börse läuft die Zeit davon. Ein Börsengang noch vor Jahreswechsel gilt als eher unwahrscheinlich. Die Kritik, dass der Wiener Börsenplatz Frankfurt und New York hinterherhinke, ließ Wiener-Börse-Vorstand Birgit Kuras nicht gelten. Die "unendliche Ost-Euphorie" hätte den ATX nach oben getrieben, in der Krise sei der Osten dann "pfui" gewesen. Kuras sieht aber Licht am Ende des Tunnels: "Der Osten ist nicht mehr die Teufelsfratze", die in Panik geflüchteten US-Investoren kämen zurück.

Laut UBS sind heuer seit Jahresbeginn an die 70 Mrd. Dollar (51,6 Mrd. Euro) von den USA nach Europa verfrachtet worden. Im ATX stammte 2012 ein Fünftel der institutionellen Investoren - also Banken, Versicherungen und Fonds - aus den USA, gefolgt von Großbritannien mit 10,9 Prozent. Zum Vergleich: Etwas weniger als Drittel der Großinvestoren kommt aus Österreich.

Kapitalerhöhungen fördern Umfeld

Für die nächsten Monate würden "mehrere Unternehmen" mit einem IPO (Initial Public Offering) liebäugeln, sagte Kuras am Montag. Wenn sich ein neues Unternehmen noch heuer auf das heimische Börsenparkett wage, dann müsse es das in den nächsten zwei, drei Wochen bekannt geben, meinten Analysten heute beim jährlichen Branchentreffen der Finanzmanager gegenüber der APA. Ansonsten würde es sich nicht mehr ausgehen. Als wahrscheinlichster Kandidat für einen Börsengang gilt der Verpackungshersteller Constantia Flexibles.

Nach den Kapitalerhöhungen von Erste Group, AT&S und UNIQA sei das Umfeld gut und die Wahrscheinlichkeit für einen Börsengang "massiv gestiegen". "Leider ist das Jahr schon fast vorbei", räumte Börse-Vorstand Kuras im Nachsatz ein. Laut Kuras sind mit den heurigen Kapitalerhöhungen bisher rund 1,5 Mrd. Euro eingesammelt worden. "Es kann sein, dass da noch was noch kommt", so Kuras heute bei der Jahrestagung des Cercle Investor Relations Austria (C.I.R.A.). Zu einer möglichen Fusion der Wiener Börse mit Warschau gibt es hingegen nichts Neues: "Es gibt Kooperationsgespräche, was da rauskommt ist offen", wiederholte Kuras den bereits bekannten Stand der Dinge.

Nur drei Prozent Privatanleger

Private Anlegern würden sich allerdings immer mehr aus Aktien zurückziehen. Laut Nationalbank seien 2012 nur noch drei Prozent des Geldvermögens der österreichischen Privathaushalte in Aktien angelegt gewesen, so Kuras - für sie "eine traurige Entwicklung". 2006 waren es noch fünf Prozent. Kuras forderte einmal mehr, Aktienwissen in Schulen zu vermitteln. Außerdem hieß es unisono, dass mit der Finanzkrise viel Vertrauen zerstört worden sei.

Erste-Group-Analyst Fritz Mostböck erklärte sich den Rückzug der Privatanleger aber auch mit der 2012 von der Regierung eingeführten Kapitalertragsteuer auf Wertpapiere. Man habe den "bösen Spekulanten" bestrafen wollen, "in Wahrheit hat man den österreichischen Privataktionär vertrieben", sagte Mostböck heute. Die zehn, 15 oder 20 Mio. Euro Einnahmen aus der Wertpapier-KEst seien "ein Tropfen auf dem heißen Stein". Nach seiner Ansicht das Problem an der Steuer: Aktien würden nicht mehr an der Börse gehandelt, sondern im "dark pool" oder "over the counter", also untereinander abseits der Börsen.

Hohes Privatisierungspotential

Laut einer Aussendung der Wiener Börse von heute, Montag, rechnet sie mit einem Privatisierungspotenzial in Österreich von 25 Mrd. Euro und fordert von einer künftigen Regierung ein klares Bekenntnis zu weiteren Privatisierungen über den Kapitalmarkt. Die heimischen börsenotierten Unternehmen würden mit 10,75 Prozent zum heimischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) sowie hinter jedem zehnten Job stehen, verweist die Börse auf eine entsprechende Studie.

(APA)

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