Let's make money: Twitter-Börsendebüt

The Twitter Inc. logo is displayed on screens prior to its IPO on the floor of the New York Stock Exchange in New York
The Twitter Inc. logo is displayed on screens prior to its IPO on the floor of the New York Stock Exchange in New YorkREUTERS
  • Drucken

Warum das Twitter-Börsendebüt für Kleinanleger nicht so toll war und Allianz eine gute Versicherung fürs Depot ist.

Twitter hat also ein „blendendes Börsendebüt“ hingelegt, haben wir allenthalben gelesen und gehört: Mehr als 70 Prozent Kursgewinn am ersten Tag. Klingt beeindruckend. Aber nicht für uns kleine „Mitspieler“. „Blendend“ war das Ergebnis des Börsengangs nämlich vor allem für jene, die Twitter-Aktien zum Ausgabepreis von 26 Dollar das Stück zugeteilt erhalten hatten. Also überwiegend amerikanische Investmentbanken. Wer allerdings als Kleinanleger am ersten Tag an der Börse zu Kursen zwischen 45,10 Dollar (Eröffnung) und 50 Dollar (Spitze) eingekauft hat, leckt bereits seine Wunden, weil ihm das „blendende Börsendebüt“ gleich am ersten Tag Verluste beschert hat.

Was wiederum die hier konsequent vertretene Meinung bestätigt, dass Kleinanleger von Neuemissionen (besonders von im Vorfeld medial so hochgehypten) am besten die Finger lassen, sich die Entwicklung in Ruhe anschauen – und erst dann zuschlagen.

Bei Twitter sollten das (nämlich das Zuschlagen) in nächster Zeit nur jene tun, die eine Möglichkeit haben, die Aktie zu shorten. Denn das Zwitscher-Papier ist jenseits der 40 Dollar krass überbewertet. Selbst wohlwollende Auskenner setzen den „fairen Wert“ bei höchstens 27 bis 28 Dollar an. Wir reden hier ja von einem Unternehmen, das seinen Verlust zuletzt verdoppelt hat. Kann sein, dass der Markt das im Überschwang des „gelungenen“ Börsendebüts eine Zeit lang ignoriert. Aber lange wird es wohl nicht dauern, bis der Kurs dahin kommt, wo er hingehört. Dann wird ein Kauf wesentlich lukrativer – wie man bei Facebook gesehen hat.

Zumal die Börsenampel möglicherweise ohnehin dabei ist, vorübergehend auf Rot umzuschalten. Dass die Märkte zurzeit überhitzt und durch billiges Zentralbankgeld aufgeblasen sind, ist unterdessen ja schon Allgemeingut. Die Anzeichen dafür, dass eine größere Korrektur bevorstehen könnte, verdichten sich aber. So ist etwa die jüngste EZB-Zinssenkung völlig wirkungslos verpufft. Und in den USA – dort wird das gemessen – ist nicht nur der Dow-Jones, sondern auch das Volumen der Aktienkredite auf All-time High. Das heißt: Noch nie wurden so viele Aktien auf Pump gekauft.

Das ist eine brandgefährliche Situation: Wer auf Pump kauft, reagiert bei Kurskorrekturen eher panisch– und sorgt dafür, dass gesunde Korrekturen heftiger als nötig ausfallen.

In solchen Situationen sind Neuengagements (außer extrem kurzfristige) nicht sehr sinnvoll: Wieso sollte man jetzt kaufen, wenn man „sein“ Papier in nächster Zeit möglicherweise auch billiger bekommt?

Für die, die trotzdem nicht warten können oder wollen, ein paar Analystenempfehlungen der vergangenen Woche: Der Versicherungskonzern Allianz (ISIN DE0008404005) hat sehr positive Zahlen vorgelegt, die Aktie gilt unter Analysten als Kauf mit einem Kurspotenzial von 35 bis 40 Prozent. Das könnte passen.

Mehrere Kaufempfehlungen (darunter von Equinet und Hauck & Aufhäuser) hat auch das Papier des Sportartikelherstellers Adidas (ISIN DE000A1EWWW0) bekommen. Hier liegen die Kursziele zwischen 85 und 103 Euro. Close Brothers Seydler hat das Kursziel für das Papier des sozialen Netzwerks Xing (ISIN DE000XNG8888) von 65 auf 90 Euro gehoben und den Kauf empfohlen. Sieht auch gut aus.

Allerdings: So wie die Welle alle Boote hebt, so sinken auch alle ab, wenn das Wellental kommt. Eine Korrektur wird also auch Topaktien treffen. Deshalb ist es vielleicht doch besser, vorerst einmal ein bisschen abzuwarten.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Twitter logo is displayed on the floor of the New York Stock Exchange
Internet

Twitter: Kommt die Ernüchterung?

Der Kurznachrichtendienst Twitter hat am Donnerstag einen fulminanten Börsengang hingelegt. Doch wie lange wird der Kursanstieg noch weitergehen? Einige warnen vor einer Blase.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.